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M E T IT Y M N A.

i7

Von Thoranlagen ist Nichts bemerkbar. Zu erwarten ist jedenfalls ein grofses Thor auf dem Rücken
zwischen der Mühlenkuppe und der Burghöhe.

Die Hafenverhältnisse sind durchaus weniger günstig und grofsartig als die von Mytilene. Die nach
Westen vortretende Spitze des Stadthügels schützt zwar gegen Norden den Strand, doch ist derselbe bei
westlichen bis südlichen Winden völlig offen.

An der äufsersten westlichen Spitze dagegen, wo der moderne Hafen liegt, scheint auch im Alterthum
eine künstliche Hafenanlagt: geschaffen werden zu sein, deren Steindamm auch gegen Westen und Süden
vollständig sicherte. Es liefen nämlich aufserhalh des modernen Hafens die Trümmer eines älteren Dammes,
dessen durcheinandergeworfene Quadermassen dem heutigen etwas weiter innerhalb gezogenen Molo als wirk-
samer Wellenbrecher dienen.

Die Anlage ähnelt derjenigen des Kriegshafens von Alexandrien und der analogen von Mytilene und
war gewifs unerläfslich nothwendig für eine wenn auch nur unbedeutende Kriegsflotte der Methymnaeer,
während der kaufmännische Seeverkehr an dem ilachen , schönen Strande südlich von der Stadt das nöthige
Naustathmon vorfand.

Antike Gräber finden sich in der Ebene zu beiden Seiten des grofsen Weges nach Petra in den
daranstofsenden Gärten. Ich habe nur wenige Reste einfacher monolither Trachytsärge gesehen und in dem
unteren Lauf des Flüfschens ein vom Winterwasser frei gewaschenes Grab aus Trachytplatten, das seines
Inhalts längst beraubt war.

Die wenigen Reste genügen, um, wie es auf dem kleinen restaurirten Plan (Taf. 411. 5) geschehen
ist, das Bild des antiken Stadtplans im Allgemeinen zu zeichnen.

In dieser Gestalt hat das Stadtterrain 2S1 ., 1 lectaren Fläche bei 2,9 Kilometer Umfang.

Der südliche und der östliche Mauerzug verdeckten fast vollständig die^ Stadt dem vom Lande aus
sich nähernden, sodafs den Methymnacern, wie das in Mytilene ebenfalls der Fall war, nur der Blick auf das
freie Meer völlig offen stand. I Ieute ist dieses
Verhältnifs gerade das umgekehrte: vom
Meere aus sieht man nur wenige Dächer
von Molivo, dessen Häuser gröfstentheils den
steilen Südabhang bedecken, überragt von
der altersschwachen Burg (vergl. die Ansicht
auf Taf. 4 u. 5).

Unter den baulichen Fragmenten,
die in grofser Zahl in den Häusern der Stadt
und in der Festung verbaut sind, habt: ich äl-
tere als aus hellenistischer Zeit nicht bemerkt.

In dem griechischen Friedhof der
H. Marina im Westen der Stadt befinden sich
einige Reste eines mäfsig grofsen Baus dori-
scher Ordnung, die für einen Profanbau zu
gut und reich gearbeitet scheinen. Das Ma- M
terial ist Trachyt,

Ebendaselbst sah ich eine Marmorbasis für einen bronzenen (Thür-?) Pfeiler, der
mit länglichen Zapfen in die Marmorunterlage eingriff, ein Zeichen reicher Baugewohn-
heiten, ebenso ein Marmorprofil von beistehender nicht eben gewöhnlicher Form.

Von den baulichen Fragmenten in der Festung sah ich Nichts, was eine Ab-
bildung rechtfertigte. Es sind dorische Trachyt-Epistyle verschiedener, mittlerer Dimen-
sionen, späte korinthische Kapitelle, eines davon, in dvr Küche, von einem oblongen Pfeiler,
einige auf der südöstlichen Bastion verbaute Stylobatplatten von weifsem Marmor mit Stand-
spuren von etwa 70 Centimeter messenden Säulen und Ähnliches.

bin Fragment von einem weifsen Marmor- Maafstisch fand ich in dem Hol der
Ajia Marina, ein ähnliches wird in der Schule aufbewahrt. Beide sind, das eine um-
stehend, hier abgebildet.

Was an Inschriften und Bildwerken in Schule und Kirche aufbewahrt wird, haben
Conze, Reinach u. A. veröffentlicht ').

Eine eigenartige antike hydragogische Anlage ist innerhalb der heute noch in
Betrieb befindlichen Wasserleitung: erhalten.

rs

') Reise auf der Insel Lesbos S. 22 f. — Bulletin de correspondance hellenique VII 1883 S. 37 f.
KOLDEWEV, LESBOS.
 
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