Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72 ZU DEN KARTEN, TAEEE 30 u. 31.

Pötamös, dann den nur unsicher erkundeten Bergweg über Alt-Plomari (Megachorion) nach Ajasso, um auf

der schon mehrfach betretenen Hauptstrafse nach Mytilini zurückzukehren. Von hier unternahm ich dann,
von den 1)1). Cichorius und Buresch aus Leipzig begleitet, auf einem von Fachri-Bey zu diesem Zwecke
freundlichst hergeliehenen kleinen Dampfer eine Fahrt um die: Südküste der Insel nach Eresö und konnte von
da aus die empfindlichste topographische Lücke des westlichen Binnenlandes durch den Besuch von Telonia,
Tsithra, Chydira. Yatussa ausfüllen; auch der fernere Weg von Anemotia nach Kalloni schlofs neues Terrain
auf, während das Schlufsstück die genauere Recognoscierung der soeben erst fertig gestellten Chaussee von
Kalloni nach Petra und Molyvo (in Ermangelung eines in den Bureaus der Hauptstadt vergeblich gesuchten
Specialplans der neuen Strafse) zum Zwecke hatte. Von Molyvo kehrte ich zur See nach Mytilini zurück, da
Mangel an Zeit und,Geldmitteln nicht gestatteten, die Landreise, wie ich gewünscht hatte, noch über die noch recht
ungenügend niedergelegten Ortschaften des äufsersten Nordküstenstriches auszudehnen. Immerhin bleiben
innerhalb der ca. 30 Quadratmeilen Areals der ganzen Insel noch ausgiebige unbetretene Strecken als Aufgabe
für nachfolgende in topographischem Interesse reisende Forscher übrig; dahin gehört auch die genauere Orts-
bestimmung einiger sehr kleinen bisher nur einseitig wahrgenommenen oder selbst von den genommenen
Wegen aus unsichtbar gebliebenen, daher nur nach Aussage Einheimischer angesetzten Dürfer, während die
L;T()fseren Ansiedlungen, soweit sie in den gedruckten statistischen Listen aufgezählt sind, sämmtlich direct
besucht worden sind.

Um eine solche sachkundige Nachhilfe zu erleichtern hatte ich bereits nach meiner vorletzten Reise eine
provisorische Karte in wenig kleinerem Mafsstabe, als die vorliegende zeigt, ausgearbeitet, autographisch ver-
vielfältigen lassen und, in griechischer Abfassung der Schrift, an meine dortigen Freunde und Correspondenten
versendet1). Der beigefügten Bitte um gefällige Einsendung von Nachträgen und Berichtigungen ist denn
auch von mehreren Seiten (zuerst bezüglich des Strafsenbaues seitens des für diese Dinge sich lebhaft inter-
essierenden! türkischen Gouverneurs, Fachri-Bey) freundlichst entsprochen worden; am reichlichsten durch
Xenophon Gortziotis und Dr. Michael Theologidis in Mytilini; weitere einzelne Beiträge werden unten
an den betreffenden Stellen namhaft gemacht werden. So habe ich wenigstens, ungeachtet der Wahrscheinlich-
keit einer weiteren Nachlese von besonders benannten Objecten, die Beruhigung gewonnen, nicht viel wesent-
liches in meinem Kartenbilde ausgelassen zu haben.

In wie weitem Umfange aber eine ungeahnte Fülle von Localbestimmungen dem mit voller Mufse eine
Gegend durchsuchenden Fufswanderer, der die Gelegenheit wahrnehmen kann, Bauern und Hirten auszu-
fragen, sich zu erschliefsen vermagf: das lehrte mich erst kürzlich der Besuch eines Einheimischen, des
Botanikers Dr. Candargy. Er hatte die Güte mir sein Manuscript einer Flora der Insel mit einer, die
Topographie der südostlichsten kleineren Halbinsel darstellenden Einleitung auf einige Tage anzuvertrauen;
nach dieser sehr ausführlichen, wiewohl stellenweise an Widersprüchen leidenden Beschreibung habe ich ver-
sucht, unter Anlehnung an die durch die Küstenaufnahme, meine eigenen und Koldewey's Routen gesicherten
Linien und Punkte, die nähere Umgebung der Hauptstadt in einem eingehenderen Detail zu zeichnen, als es
der erheblich kleinere Mafsstab unserer Cesammtkarte zuliefs. Um solche Einzelheiten, welche künftigen
Reisenden auf diesem engeren Gebiete sich nützlich erweisen können, nicht verloren gehen zu lassen, erschien
es zweckmäfsig, die betreffende Skizze als besonderen Carton hier einzufügen: sie trägt mit vollem Rechte
den Namen des Autors, der den weit gröfsten Theil des Namenmaterials dazu geliefert und mir bei Her-
stellung des Entwurfs mehrere Stunden über mit mündlichen Erläuterungen nachgeholfen hat, wiewohl Herr
Dr. Candargy jetzt, nach vollendeter chemitypischer Herstellung der Skizze (ein Verfahren, welches die Mög-
lichkeit nachträglicher Correctur ausschlofs) seinerseits die Verantwortlichkeit dafür ablehnt, dagegen kleine
Differenzen gegen seine eigene Niederschrift hervorhebt, von denen ich bedaure, dafs er sie nicht gegenüber
meinem eigenhändigen, seit Mai in seinen 1 landen befindlich gewesenen Entwürfe bemerklich gemacht hat;
so bleibt mir nur übrig, seine berichtigenden Noten hier unten wiederzugeben'-').

') Aiaßov vrjnov nfrtiS lonoyoiHf ixog ixfjfjfjTjOt); x«) n^idmaStlt villi Evoixov KtniQt BtQulimtov x«) Poßfyiov KoXdtßdr) Ufißot'ijyaiov.
1S86 (1:150,000); es können einige, der nur in der Zahl ioo gedruckten Exemplare dieser Skizze ihren Weg unter ein weiteres Publicum
gefunden haben, sowie einige öffentlichen Sammlungen einverleibt winden sind; ich bemerke diess nur, um jede weitere Kritik von einer
so unvollkommenen Vorarbeit abzulenken.

'-') Die Monitrr beziehen sieb zum Theil auf gleichgültige orthographische Verschiedenheiten, wie Jaiglatik statt Jailadzik (dieses übrigens
correcte griechische Schreibung des bekannten türkischen Wortes, welches kleine Sommerweide« bedeutet1, Pandiuda statt l'anagiuda,
Varia (ich hatte mich nach der griechischen Schreibweise der Namen gerichtet, welche allerdings mit yi den Laut unseres j auszudrücken
pflegt), Rhodaphnitis statt Rododaphnitis (correct von Aoifo&ttifVi) Oleander«), Azem statt Azanii, ferner wird die Küstenlinie (in der ich
allerdings nur der englischen Aufnahme folgen durfte) kritisiert in Beziehung auf die angeblich langer gestreckte schmale Landzunge, in
welche der Berg Mikra-Vatsina (an der S\V.-Küste) nach N. weiter auslaufen soll, und auf die angeblich tiefer halbkreisförmig einschnei-
dende Bucht an der Mündung des Baches Muzdla (nahe dem Nordrande des Cartons). Getadelt wird ferner das Fehlen einer Andeutung
der langen nördlichen Abdachung des Berges Akothi (an der von Mytilini südwestlich auslaufenden Chaussee; irgend welche Vollständig-
keit der Terrainzeichnung lag Übrigens nicht im Zwecke dieses Cartons), endlich die Position der Heptavunä und des Gipfels Krätigos,
nahe der Südküste, deren Ortsbeschreibung allerdings in der brieflichen Mittheilung des Herrn Candargy vom 24. Juni mir ebenso un-
klar bleibt, als bei der im April versuchten Ausnutzung des handschriftlichen Materials und durchaus eine Revision an Ort und Stelle
verlangt. Wenn eine solche Herr Candargy, nach seiner Absicht, demnächst ausführt, so wird er freilich in die Lage kommen, eine neue
 
Annotationen