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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0025
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3. Der Tempel „Z".

Name und auch Charakter als Tempel sind hier nicht inschriftlich überliefert; aber
letzterer ist aus der Turmfront der Eingänge und dem Postament in der Wandnische im
Hauptraum mit Sicherheit zu erschließen.

Das Gebäude liegt etwas westlich vom Ninib-Tempel am östlichen Rande der Niederung,
die an den Hügel Amran Ibn Ali grenzt. Die beiden Tempel sind im Plan Taf. VIII
verzeichnet. Dieser Teil der Ruinenhügel bis zum Wege von Kweiresch nach Hilleh führt
den Namen „Ischin aswad", schwarze Hügel. Eine genaue Grenze gegen das weiter nördlich
gelegene Gebiet „Merkes" existiert allerdings nicht. Der südlich vom Ninib-Tempel gelegene
Teil führt auch wohl, namentlich in der modernen Literatur, den Namen ,.Dschumdschumahu
nach dem benachbarten Dorfe gleichen Namens. Hier ist vorzeiten der berühmte Tabletten-
fund gemacht, der die geschäftliche Literatur eines babylonischen Bankhauses enthielt. Links
in der Mitte des Planes sind die Gräben eingetragen, die wir zum Zwecke der Verfolgung
der Prozessionsstraße angelegt haben.

Alle Haupteigenschaften des Baues (vgl. den Plan und die Schnitte auf Taf. V) sind
identisch mit denen des Ninmach-Tempels. Die Mauern bestanden wieder aus Lehmziegeln, der
auf allen vier Seiten herumführende Kisu aus gebrannten Backsteinen. Höfe und sämtliche
Räume waren ebenfalls mit Barnsteinen gepflastert, die aber — nicht lange vor Beginn unserer
Ausgrabung — durch die modernen Ziegelräuber gänzlich entfernt worden sind; ihre Spuren
sind jedoch in Asphaltbrocken, die noch an den Lehmwänden kleben, zweifellos nachweisbar.
Drei- und vierzeilige Nebukadnezar-Stempel finden sich auf den Ziegeln des Cellapostaments
und in der Kapsel darunter, ebenso im Pflaster des Nordtores. Danach gehört der Tempel
in die mittleren Jahre der Regierung Nebukadnezars. Die Angelkapseln haben hier ein mehr
quadratisches Grundrißverhältnis und waren, soweit sie im Plan verzeichnet sind, an den
Höhlungen des Erdreichs zu erkennen, aus dem sie geraubt waren. Opferkapseln befinden
sich gleich unter dem Pflaster je zwei vor dem nördlichen, je zwei vor dem östlichen Haupt-
eingang und ebenfalls je zwei vor dem Eingang zur Vorcella VC, außerdem je eine in großer
Tiefe unter dem Cellapostament und in der Cellatür.

Die Gesamtdisposition hat das Eigentümliche, daß hier die Räume für den Kultus,
um den Haupthof gruppiert, den östlichen Teil, und Profanräume, die sich um zwei kleinere
Höfe (NW-Hof und SW-Hof) anordnen, den westlichen Teil des Grundrisses einnehmen.
 
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