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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0067
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7. Rückblick.

Es ist wichtig und nicht uninteressant, bei dieser Gelegenheit einen kurzen Rückblick
auf die bisher sonst noch bemerkbaren Reste von Tempeln und Zikurraten in Babylonien und
Assyrien zu werfen. Es ist nicht viel.

Man tut, glaub' ich, gut, im Deutschen so streng wie möglich die beiden Begriffe
Tempel und Zikurrat auseinanderzuhalten. Sie heißen zwar beide im Babylonischen „E" = bitu,
„Haus" des und des Gottes. Aber für unseren Sprachgebrauch bedeutet doch Tempel immer
ein Gotteswohnhaus mit mehr oder weniger ritualen Differenzierungen, während eine Zikurrat
immer in erster Linie, soweit unsere Erkenntnis bisher reicht, eine große hochstrebende kom-
pakte Mauermasse bildet. Ob da obenauf ein Tempel in unserem Sinne stand, wie Herodot
vom Turm von Babylon angibt, können wir vorläufig und vielleicht noch für lange Zeit füglich
außer Acht lassen.

Surgul.

In Surgul haben wir im Jahre 1887 den Tumulus, der eben den Namen Surgul heut-
zutage führt, untersucht. Der bestand aus einer Schüttung von Lehmerde und enthielt in
seinem Inneren, sozusagen in seinem Schwerpunkt, ein Topfgrab mit Leichenbrand und an
seinen Rändern viele Gräber derselben Art von hohem Alter. Ich sah daher in diesem Tumulus
im wesentlichen eine Grabstätte. Wenn aber die El-Hibbaher Ruine eine Zikurrat darstellt,
so dürfte auch der Surgul etwas Derartiges gewesen sein. Der Begriff der Zikurrat wird sich
eben erst allmählich herausgebildet haben, und es wäre wohl denkbar, daß eine so alte Ruine
im ganzen wenig Ähnlichkeit mit den späteren Zikurraten aufwiese. Indessen gewinnen wir
jedenfalls bei der Formlosigkeit der Surguler Ruine für die Vorstellung einer alten Zikurrat
wenig. Festgehalten werden muß, daß sich in dem Surguler Bau ein Grab befand.
 
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