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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0011
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Abb. i : Wiederhergestellte Ansicht vom Ninmach-Tempel.

2. Emach, der Tempel der NInmach.

Die Grabung am Tempel Emach wurde am ersten Januar 1900 begonnen. Am
13. Januar waren die inneren Räume ausgegraben, am 2. April auch die äußere Umgebung,
so wie sie der Plan (Taf. III) zeigt.

Name und Bedeutung des Gebäudes sind gesichert durch den im Hauptadyton A2 in
situ gefundenen Gründungszylinder Sardanapals1* und datierte Tabletten aus Nebukadnezars
Zeit, die in der Füllmasse unter dem untersten Pflaster lagen. Dazu kommen zahlreiche in den
Trümmern der Umfassungsmauer, dem „Kisu", gefundene beschriftete Ziegel2, deren Inschrift
mit der auf den kleinen Zylindern: K. B. III 2 S. 66 Nr. 13 identisch ist. Von diesen Zylindern
hatte Oppert** Fragmente „in Babylon" gefunden. Er gibt aber die Fundstelle nicht genauer
an und identifiziert unrichtig die eine halbe Stunde weiter südlich am Wege nach Hilleh ge-
legene Ruine Elkolai'eh („die kleine Festung") mit dem Tempel der Ninmach. Diese Ruine
ist aber ausschließlich die eines modernen Kastells, zeigt nicht die mindesten Reste aus baby-
lonischer Zeit und liegt weit außerhalb der Umfassungsmauer von Babylon. Rassam*** hatte
1880 sechs Zimmer des Gebäudes ausgegraben und hielt es für den königlichen Palast.

-Der Tempeljiegt neben dem Südpalast des Kasr und dem Ischtar-Tor, durch das die
große von Nebukadnezar mit roten und weißen Quadern gepflasterte Prozessionsstraße Mar-
duks ging. Vergl. Taf. II. Sie führt westlich am Tempel vorbei. Dieser ist mit dem Ischtar-
Tor in späterer Zeit seines Bestehens durch eine Mauer zu dessen Südost-Schenkel hinüber
verbunden (Taf. III). Auf diese Weise tritt die Mauerkrone des Ischtar-Tores mit dem Dache

*) Zahlenverweise: ', 2 im Text beziehen sich hier und in der Folge auf die ebenso numerierten „Anmerkungen" am Schluß
des Bandes.

**) Expedition scientifique en Mesopotamie, II (Paris 1859), S. 296: „Le sanctuaire dont il est question existe
encore aujourd'hui. A vingt minutes au nord de la ville de Hillah existe une ruine que les Arabes nomment Elkolai eh „la petite
citadelle" .... Elle ressemble a un karavanserai en ruines. Son origine est sürement babylonienne". Ibid. I (1863), S. 235: „Je vois
dans cette ruine les restes du temple de Mylitta-Zarpanit.

***) Asshur and the Land of Nimrud, Cincinnati-New-York 1897, S. 348, Unterschrift unter seinem Plan: „The
remains of the supposed great Palace of the kings of Babylon".
 
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