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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0057
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Abb. 86: Restauration der Nordwestfront von Ezida.

6. Ezida, der Tempel des Nabu in Borsippa.

Drei Stunden südlich von Babylon liegt Borsippa mit den beiden Ruinenhügeln „Ibrahim
el-Chalil" und „Birs". Ersterer birgt das ältere und spätere Wohngebiet, letzterer die Reste
einer großen aus Ziegeln gebauten Tempelanlage. Diese Anlage haben wir im Jahre 1902
untersucht, und was zunächst davon nötig war, ausgegraben. Sie besteht aus dem Tempel
selbst, der dahinter liegenden „Zikurrat", dem Turm, und der diese beiden umgebenden
großen karavanserailartigen Hofanlage (Plan auf Taf. XII).

Vom Hofgebäude ist der größte Teil des nordöstlichen und ein kleiner des südöst-
lichen Traktes ausgegraben worden, was vorläufig genügen muß, um annehmen zu dürfen,

daß diese Anlage den Tempel und den
Turm auf allen vier Seiten umeab. Es
sind fast lauter gleichwertige Zimmer, die,
um einzelne Sekundärhöfe (P, Q, R) herum
gruppiert, nur von diesen aus zugänglich
sind. So macht das Ganze den Eindruck
einer gewaltigen Gasthofanlage, in welcher
eine große Anzahl Pilger gleichzeitig Unter-
kunft finden konnten, ganz ähnlich, wie es
heutzutage in den persischen Wallfahrts-
heiligtümern von Kadmein, Kerbela und
anderen der Fall ist (vgl. S. 38). Wer in-
dessen diese Räume für Vorrats- oder
Schatzkammern oder Archive halten will, dem könnte man einen Gegenbeweis nicht
entgegensetzen. Die Außenmauer ist in der üblichen Weise mit wenig vortretenden gerillten
Turmpfeilern geziert (Abb. 87). In ihr sind an zwei Stellen aus gebrannten Ziegeln und
Asphalt gemauerte Wasserabzüge eingelegt (Grundriß auf Taf. XIV) ähnlich wie im Ninib-
Tempel (vgl. S. 26). Ein größerer Zugang M führt auf den Teil zwischen Tempel und
Zikurrat, ein zweiter N, dem eine Art äußerer Vorhof, wie die am Peribolos von Etemenanki,
vorgelegt ist, auf das Nordwesttor H des Tempels.

Eine ziegelgepflasterte Straße führt an der Nordwestseite vorbei und am Ende durch
eine kleinere Toranlage K. Es muß hier also noch ein weiterer Bezirk angeschlossen haben,

Abb. 87: Von der Nordwestfront des Peribolos von Ezida.
 
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