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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0043
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36

Die Tempel von Babylon und Borsippa.

Der Boden des kugelförmigen Gefäßes ist flach gerundet, wie das an einem bestimmten
Typus unserer Keramik häufig auftritt. Es ist darauf berechnet, auf nicht ebenem und nicht
hartem Fußboden zu stehen. Die bunte Emaille zeigt am unteren Ende einen Kranz von
aufstrebenden dunkeln Blättern auf hellem Grund, darüber einen breiten dunkeln Streifen auf
hellem Grund, dann ein helles doppeltes Flechtband mit dunkeln Zentren und schmalen dunkeln
Randstreifen. Band und Flechtband sind auf der Schulter, und das Band dann nochmals
am Hals wiederholt. Die Farben selbst sind verblaßt.

Ebenfalls schon im Wasser, 1,50 m unter Null, sodaß wir die Stücke aus dem
Schlamm herausfühlen und suchen mußten, lagen in der Grube 40 eine Anzahl Tonbild-
werke. Es sind meist Reliefs auf tablettenförmiger Unter-
lage (Beispiele auf Abb. 57, 58) und einige Rundbildwerke:
ein mit außerordentlicher Feinheit gearbeiteter bärtiger
Kopf (Abb. 55, 56) mit dem großen in ein Tuch eingehüllten
und hinten emporgebundenen Haarschopf, der, nach den
Halsansätzen zu urteilen, von einem geflügelten Tier (La-
massu) stammt, ein Pantherkopf von sehr lebendigem Aus-
druck und ähnliches. Alles das gehört wohl der Zeit der
assyrischen Königsherrschaft an.

Daß die Tabletten aus Grube 31 und die letztgenannten
Tonbildnereien, die den Eindruck von Skulpturmodellen
machen, in irgendeinem inneren Zusammenhang mit dem
Ninib-Tempel standen, läßt sich zwar nicht gerade nach-
weisen, aber man wird gern geneigt sein, es anzunehmen.
Versuchsgräben haben wir ferner in der Zeit vom
30. Dezember 1901 bis 8. Februar 1902 am Hügel nörd-
lich vom Tempel „Z': (Grube 70—76) gezogen. Der Befund ist im ganzen derselbe, wie der
soeben geschilderte. Auch hier kamen innerhalb des Schuttes der Häuserruinen Tabletten
heraus, deren Inhalt in Zeichensammlungen besteht, in sumerisch-assyrischen Vokabularen,
einem astrologischen Text und einigen Kontrakten, auf denen die Daten Darms' und
Alexanders (aus dem Jahre 325/4) erscheinen.

Abb. 54: Bunt emailliertes Tongefäß aus

der Grube 20 östlich vom Ninib-Tempel.

5/ie d. nat. Gr.
 
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