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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0045
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Die Tempel von Babylon und Borsippa.

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die den ursprünglichen Verlauf des Euphrat in irgend einer, bisher noch nicht genau er-
forschten Weise zu bezeichnen scheinen. Sie reichen nur mit kleinen Ausläufern noch in
unsern Plan herein.

Nördlich schließt die Ebene an, die zwischen Amran und Kasr liegt und „Sachn", d. h.
„Pfanne", heißt. Der Name haftet durchaus nicht an der viereckigen Ruine im Südwesten,
sondern bezieht sich auf die ganze Ebene. „Sachn" heißt heutzutage bei den Arabern der
große Hof, der mit seinen Arkaden und Zimmerreihen Pilger-Moscheen wie die von Kerbela,
Nedschef u. a. umzieht. Tatsächlich liegt hier derselbe Begriff vor-: der um ein Heiligtum
liegende Hof. Dicht am Hügel, gerade nördlich vor dem Tempel Esagila (k—p 2—8) liegt
die Ruine eines großen babylonischen Gebäudes, das erst in den letzten Jahren vor unserer
Expedition durch die Ziegelräuber insoweit recht gründlich zerstört worden ist, als die
gebrannten Ziegel der etwa 17 m starken Umfassung nebst einem Vorsprung nach Süden
zu bis unter den heutigen Wasserstand entfernt worden sind. In der Mitte steht noch der
ungefähr quadratische Kern aus Lehmziegeln. Es ist die Ruine des Turms von Babylon, „Ete-

menanki", der in seiner Hauptstruktur
dem Turm Euriminanki von Ezida
(vgl. S. 57 ff.) durchaus ähnlich sieht.
Der Turm war von einem großen
Peribolos umgeben, an dessen Aus-
grabung wir in der letzten Zeit, ohne
sie bisher beendigt zu haben, ar-
beiteten. Die Veröffentlichung wird
erst nach Beendigung der Grabung
stattfinden können. Hier seien unter
Abdruck eines Teiles des von H. Wetzet aufgenommenen Planes (Taf. XI) nur einige Bemer-
kungen gestattet. Der Platz wird von einer vielfach als Doppelmauer mit einer Zimmerreihe
errichteten Befestigung umgeben. Im Norden der westlichen Seite verläuft damit parallel erst
die Arachtu-Mauer Nabupolassars (x 21), dann unmittelbar anstoßend eine Quaimauer Nebu-
kadnezars und etwas weiterhin (v 21) die starke Mauer Nabonids, ebenfalls eine Quaimauer. Der
Arachtu, der also hier die Westseite des Temenos bespülte, ist, wie bei der Veröffentlichung
der „Südburg" des Kasr dargelegt werden soll, wahrscheinlich identisch mit dem Euphrat. Die
Lehmziegelmauer (vgl. Querschnitt Abb. 59) des Peribolos stammt in ihrer ältesten Bauperiode
möglicherweise von Asarhaddon, von dem mehrere beschriftete Ziegel, die den Bau von Ete-
menanki betreffen, gefunden sind, die beiden oberen Bauperioden nebst einer Verbrämung in ge-
brannten Steinen von Nebukadnezar, der ebenfalls auf hier gefundenen beschrifteten Ziegeln den
Bau von Etemenanki bespricht. Es scheint, als wenn eine zweite Doppelmauer, von der eine
Strecke im Westen zwischen der äußeren und der Zikurrat aufgedeckt wurde, die letztere in
engerem Viereck umgab. Die Mauer enthielt im Norden zwei Pforten und ein getürmtes Tor mit
Binnenhof, an der Westseite deren drei. Ebensolche Tore, die aber außerdem noch mit einem freien
Vorhof (vgl. Ezida, Taf. XIV) versehen sind, lagen drei im Süden und eins im Westen (a—s 20).
In a—u 26 der Westseite ist die Mauer durch eine vorhofähnliche Durchbrechung, in welche
die östlich vorbeiführende Prozessionsstraße Marduks einen Zweig entsendet, ausgezeichnet;
aber ein diese abschließendes Tor ließ sich nicht feststellen, ebensowenig an der Durchbrechung

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Abb. 59: Schnitt durch die Nordmauer bei der Nordost-Ecke.
 
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