Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kramer, Ernst
Kreuzweg und Kalvarienberg: historische und baugeschichtliche Untersuchung — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 313: Kehl, Straßburg: Verlag Librairie Heitz/​Editions Heitz, 1957

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65675#0023
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

nenklosters zu Augsburg bei Holbein d. Ä. und bei Burgkmaier für ihren Kreuzweg
Bilder jener Kirchen26.

DIE SIEBEN FÄLLE
Die Siebenzahl der römischen Stationskirchen wurde auf den Passionsweg übertra-
gen. Die babylonische Sieben war überhaupt im Christentum zu höchster Bedeu-
tung gelangt, die Bibel enthält die Sieben mehr als irgend eine andere Zahl. Der
Siebenarmige Leuchter versinnbildet die sieben Erzengel und diese entsprechen
wieder den sieben Planeten. Nach den sieben Erzengeln benannten die Juden auch
die Tage der siebentägigen Woche. Der Evangelist Johannes spricht von dem Buch
mit den sieben Siegeln, in dem - wie in den sieben Lichtern um Christus - die
sieben Erzengel und damit die Planeten um die Sonne zu erkennen sind. Die Grie-
chen kannten die sieben Heroen, und wie sie erscheinen die sieben Kurfürsten des
Deutschen Reiches, drei geistliche als Symbol der Dreieinigkeit und vier weltliche
als Zeichen der vier Richtungen der Welt 27 32 . Die Kirche übernahm die Sieben
als Zahl der Sakramente. Es gibt die sieben Worte am Kreuz, die sieben Gaben des
Heiligen Geistes, die sieben Bitten des Vaterunsers, sieben Tugenden und sieben
Todsünden, die sieben Schmerzen Mariä, die sieben Blutvergießen und dann eben
auch die "Sieben Fälle" und die "Sieben Stationen". Auch das kanonische Gebet
kennt diese Zahl, es hat die sieben Tageszeiten, in denen man sich die Passion
des Herrn der Nachbetrachtung halber sich vollziehend dachte 33/34.
Der erste Kreuzweg mit sieben Stationen scheint auf Rhodos durch Ritter des Jo-
hanniterordens errichtet worden zu sein. Hier erinnerten sieben Pfeiler an sieben
Passionsgeschehnisse. Von Rhodos wurden durch den Johanniter Peter von Englisberg
die Maße dieses Stationswegs nach Freiburg im Uechtland mitgebracht. Er errich-
tete hier die gleichen sieben Pfeiler, deren Reste als Kreuze oder Nischen in der
Felswand des Weges von der Freiburger Johanniskirche nach der Muttergotteskapel-
le zu Bourguillon noch heute zu sehen sind.
Die Bezeichnung "Fall”
Daß man den Fall Christi unter dem Kreuz, den man trotz des Fehlens einer Nach-
richt in den Evangelien einfach aus der Tatsache der Hilfeleistung Simons schloß,
bereits früh auch in Jerusalem annahm, geht aus Pilgerberichten hervor, wonach
dort ein Stein an der Stelle, wo Jesus gefallen sein soll, gezeigt wurde. So schreibt
der Ritter von Harff 1498, nachdem er aus der Grabeskirche kam: "tzeyn schrede
oistwartz vur dessen tempel dae is uff der erden eyn steyn gesatzt zu eynem tzei-
 
Annotationen