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Abschied Christi, Ölberg, Kaiphas, Verspottung, Geißelung, Krönung und Kreuz ¬
tragung enthalten Geheimnisse des Rosenkranzes und mögen auch unter Einfluß der
Passionsspiele entstanden sein. Sie gehören oft noch mehr der Andacht der Fuß-
fälle an, als daß sie schon den späteren Kreuzweg vorbereiten.
Die Passionsbilderreihen
Neben den vielen Andachtsbüchern, die die Begehung solcher Stationswege förder-
ten, waren es auch besonders in den Jahren des ausgehenden Mittelalters die Pas-
sionsbilderreihen der deutschen Maler, die dem damaligen religiösen Empfinden
Ausdruck gaben und dabei gleichzeitig die Stationsbildhauer beeinflußten, deren
Bildwerke dann wiederum Vorbilder für Darstellungen in Gebetbüchern wurden.
Ein 1446 datierter Kupferstich des Berliner Kabinetts gehört als Geißelung zu einer
solchen Passionsreihe. Martin Schongauer schuf 12 Passionsbilder, Albrecht Dürer
drei ganze Folgen, die große Passion mit 12 Blättern, die kleine mit 38 und die
Kupferstichpassion mit 16 Blättern. Auch von Lucas van Leyden sind zwei Passions-
zyklen bekannt. Der 1491 zu Nürnberg gedruckte " Schatzbehalter oder schreyn der
waren reichtümer des heils und ewiger Seligkeit", von Künstlern der Wolgemuth-
schule mit Holzschnitten geziert, war eins der beliebtesten Erbauungsbücher. Wir
nannten es schon beim Vergleich der Krafftstationen mit Reliefs in Fulda, wo sich
die Beschreibung genau so liest, als hätte man ein Relief jener Stationen vor
sich54. Im 18. Jahrhundert folgten eine Unmenge von Kreuzwegbüchlein mit Kup-
ferstichen, so das von Johann Klauber zu Augsburg (1750/60), oder G.A. Götz und
Joh. Mich. Motz 55.
Die endgültige Festlegung der 7.ahl 14
Daß diese Schöpfungen, die durch ihren Einfluß zur Verinnerlichung der Darstel-
lung der Stationsszenen bei trugen, auch durch ihre Verbreitung die Andacht als
solche förderten, ist anzunehmen. Ob ihre Wirkung auch damals selbst in religiö-
sem Sinn über das deutsche Sprachgebiet hinaus ging, ist nicht erweisbar. Diese
Aufgabe erfüllten mehr die Übersetzungen der Passionsschriftsteller in fremde
Sprachen, und da vor allem die spanische Übersetzung des Adrichomius. Diese
hatte um den Beginn des 17. Jahrhunderts die Errichtung mehrerer Kreuzwege in
Spanien veranlaßt. Ein spanischer Franziskaner, Antonius Daza, war aber nun 1621
Generalkommissar seines Ordens in Rom geworden, und gleich gibt er 1626 hier in
seiner "Exercitii spirituali" eine Anleitung für die Kreuzwegandacht heraus. Er
nennt die 12 Adrichomiusstationen und fügt 13 Abnahme und 14 Grablegung hinzu.
Damit war die endgültige Reihe vervollständigt und noch 1710 wird Daza als der
Verbreiter der Kreuzwege in Italien gefeiert, so von P. Giuseppe Maria von Peru-
gia, dessen "Via crucis" 1710 ebendort erschien. Er zählt auch die Adrichomius-
stationen auf und sagt ausdrücklich, es sollten 14 Stationen sein, indem man noch
Abschied Christi, Ölberg, Kaiphas, Verspottung, Geißelung, Krönung und Kreuz ¬
tragung enthalten Geheimnisse des Rosenkranzes und mögen auch unter Einfluß der
Passionsspiele entstanden sein. Sie gehören oft noch mehr der Andacht der Fuß-
fälle an, als daß sie schon den späteren Kreuzweg vorbereiten.
Die Passionsbilderreihen
Neben den vielen Andachtsbüchern, die die Begehung solcher Stationswege förder-
ten, waren es auch besonders in den Jahren des ausgehenden Mittelalters die Pas-
sionsbilderreihen der deutschen Maler, die dem damaligen religiösen Empfinden
Ausdruck gaben und dabei gleichzeitig die Stationsbildhauer beeinflußten, deren
Bildwerke dann wiederum Vorbilder für Darstellungen in Gebetbüchern wurden.
Ein 1446 datierter Kupferstich des Berliner Kabinetts gehört als Geißelung zu einer
solchen Passionsreihe. Martin Schongauer schuf 12 Passionsbilder, Albrecht Dürer
drei ganze Folgen, die große Passion mit 12 Blättern, die kleine mit 38 und die
Kupferstichpassion mit 16 Blättern. Auch von Lucas van Leyden sind zwei Passions-
zyklen bekannt. Der 1491 zu Nürnberg gedruckte " Schatzbehalter oder schreyn der
waren reichtümer des heils und ewiger Seligkeit", von Künstlern der Wolgemuth-
schule mit Holzschnitten geziert, war eins der beliebtesten Erbauungsbücher. Wir
nannten es schon beim Vergleich der Krafftstationen mit Reliefs in Fulda, wo sich
die Beschreibung genau so liest, als hätte man ein Relief jener Stationen vor
sich54. Im 18. Jahrhundert folgten eine Unmenge von Kreuzwegbüchlein mit Kup-
ferstichen, so das von Johann Klauber zu Augsburg (1750/60), oder G.A. Götz und
Joh. Mich. Motz 55.
Die endgültige Festlegung der 7.ahl 14
Daß diese Schöpfungen, die durch ihren Einfluß zur Verinnerlichung der Darstel-
lung der Stationsszenen bei trugen, auch durch ihre Verbreitung die Andacht als
solche förderten, ist anzunehmen. Ob ihre Wirkung auch damals selbst in religiö-
sem Sinn über das deutsche Sprachgebiet hinaus ging, ist nicht erweisbar. Diese
Aufgabe erfüllten mehr die Übersetzungen der Passionsschriftsteller in fremde
Sprachen, und da vor allem die spanische Übersetzung des Adrichomius. Diese
hatte um den Beginn des 17. Jahrhunderts die Errichtung mehrerer Kreuzwege in
Spanien veranlaßt. Ein spanischer Franziskaner, Antonius Daza, war aber nun 1621
Generalkommissar seines Ordens in Rom geworden, und gleich gibt er 1626 hier in
seiner "Exercitii spirituali" eine Anleitung für die Kreuzwegandacht heraus. Er
nennt die 12 Adrichomiusstationen und fügt 13 Abnahme und 14 Grablegung hinzu.
Damit war die endgültige Reihe vervollständigt und noch 1710 wird Daza als der
Verbreiter der Kreuzwege in Italien gefeiert, so von P. Giuseppe Maria von Peru-
gia, dessen "Via crucis" 1710 ebendort erschien. Er zählt auch die Adrichomius-
stationen auf und sagt ausdrücklich, es sollten 14 Stationen sein, indem man noch