Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Künstle, Karl; Friedrich <I., Baden, Großherzog> [Honoree]
Die Kunst des Klosters Reichenau im IX. und X. Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische Gemaeldezyklus zu Goldbach bei Ueberlingen: Festschrift zum 80. Geburtstage seiner koenigl. Hoheit d. Grossherzogs Friedrich von Baden — Freiburg i. Br. [u.a.], 1906

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7735#0050
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i. Das Kirchlein zu Goldbach.

ERLASST man die ehemalige freie Reichsstadt Überlingen am
Bodensee gegen Westen auf der Straße nach Sipplingen, so
gelangt man in etwa zwanzig Minuten an eine Stelle, wo man
unwillkürlich seine Schritte hemmt : rechts zieht sich der
Weiler Goldbach das enge Tal hinauf, gerade vor uns, in der steilen Löß-
wand der hart an den See herantretenden Rebhügel die sog. I leidenlöcher,
links am Wege ein schlichtes Kirchlein, so nahe am See, daß, wenn der West-
wind die Wogen peitscht, die Wasser an seine Mauern schlagen. Der Boden,
auf dem es sich erhebt, ist vom Goldbach angeschwemmt, der neben seinem
Portal sich in den See ergießt (Bild 14). Südwärts wird der Uberlinger See, der hier
nur eine halbe Stunde breit ist, von den steil abfallenden W aldgehängen des
Bodanrückens begrenzt, und im Westen ragen aus dunklem Grün die Ruinen der
alten Bodmansburg, schimmern in bläulicher Ferne die Bergkegel des Höhgaues.

Noch bis vor wenigen Jah-
ren hat selten einer der vielen
Fremden, die hierher kamen,
um die durch Scheffel berühmt
gewordenen Heidenlöcher zu
besuchen, die rostige Türklinke
des Kirchleins in die Hand ge-
nommen, um das Innere zu be-
sichtigen, denn der schmucklose
Bau zog niemand an. Nur dem
Landschaftsmaler mochte er
eine willkommene Staffage für
seine Skizze bieten.

Uie Bewohner von Gold-
bach selber hatten ganz ver-
 
Annotationen