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Künstle, Karl; Friedrich <I., Baden, Großherzog> [Gefeierte Pers.]
Die Kunst des Klosters Reichenau im IX. und X. Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische Gemaeldezyklus zu Goldbach bei Ueberlingen: Festschrift zum 80. Geburtstage seiner koenigl. Hoheit d. Grossherzogs Friedrich von Baden — Freiburg i. Br. [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7735#0053
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U. Der neuentdeckte karolingische Gemäldezyklus.

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Vorhalle: zu beobachten ist l. An die Ostmauer des Langhauses schloß sich
ursprünglich eine halbkreisförmige Apside. Einen urkundlichen Beweis dafür
besitzen wir in der Form der Kapelle, wie sie der Stifter YVinidhere auf dem

v. r

..... ^.

Bild 17. Kapelle in Gohlbach. Grundriß.

entdeckten Votivbild an der Chorbogenwand in der Hand hält (vgl. Bild 18
und Tafel IV). Das Chorviereck fehlt hier ganz augenscheinlich, und die Apside
mit zwei Fenstern ist schematisch angedeutet.

Noch früher haben das Landhaus und die Vorhalle Veränderungen erfahren.
Ursprünglich nur etwas über 4 m hoch, reichten diese Bauteile bis an die
Fensterbank des in unserem Längsschnitt punktiert eingezeichneten Fensters (vgl.
Bild 16) und schlössen hier mit einem breiten, per-
spektivisch gezeichneten Mäander ab. Die spätere
Erhöhung um etwa 2,20 m ließ sich nach Abklopfen
des Verputzes mit Sicherheit feststellen. Die An-
fügung des Chorviereckes erfolgte nicht, wie man
vermuten sollte, in dieser Bauperiode, weil dieses
auf dem Votivbild des Winidhere, das mit den Ge-
mälden auf den erhöhten Mauerflächen des Langhauses
gleichzeitig ist, fehlt. Allerdings ist der Mäander im
Chor von derselben Anordnung2 wie jener auf der
erhöhten Mauer des Langhauses, aber die Apostel,
die er nach unten begrenzt, sind, wie wir gesehen
haben, Gebilde des 10. Jahrhunderts.

I )ie Goldbacher Kapelle stellte also in ihrer ersten Anlage eine Basilika
in kleinsten Abmessungen dar: im Osten die Apside; daran unmittelbar an-

Bild 18. Kapelle in Goldbach.
Querschnitt

1 Nachträglich macht mich der Vorstand des Erzbischöflichen Bauamtes in Konstanz, Herr 0. Beizer,
darauf aufmerksam, daß, während das Langhaus und die Westpartie gut fundamentiert sind, der Chor ohne
Fundament war und sich unmittelbar über alten Gräbern erhob. Er hat ihn darum im Auftrage des Stadtpfarrers
l)r Aug. v. Küpplin unterfangen ; das Innere wurde von Kunstmaler V. Mezger stilgerecht bemalt. Es muß hier
ausdrücklich betont und dankbar anerkannt werden, daß die genannten drei Herren der Goldbacher Kapelle die
liebevollste Sorge zuwenden. Mich selbst haben sie bei meinen Untersuchungen aufs bereitwilligste unterstützt.

8 Siehe Kraus, Sylvesterkapelle Tat II.
 
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