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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Aus früheren Jahrgängen der Zeitschrift "Kunst und Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0012
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Gattenmöbel, fS;;

Doch was ift Stil? Stil ift die Durchführung irgendeines Kunftwerk.es auf Grund aufgeftellter allgemeiner
Prinzipien, die, ohne als folche aufgegeben werden zu können, den Charakter aller einzelnen Teile des
Kunftwerkes beftimmen. Oder um klarer zu fpredien, es ift Stil, der konftruktive Grundgedanke eines
Kunftwerkes, auf welchen alle Teile desfelben zurückgeführt oder durch welchen alle Teile wenigftens
motiviert werden können.

Derjenige, der wirklich Künftlerifches ftilgerecht und zweckmäßig in origineller Form fchaffen will, muß
alfo vor allem die konftruktiven Grundideen der künftlerifchen Richtungen der Vorzeit kennen gelernt, und
muß ftudiert haben, wie diefe Grundgedanken in mannigfaltige, den ehemaligen Zwecken und Verhält-
niffen entfprechende Formen gebracht worden find. Er muß ferner den Zweck des zu fchaffenden Werkes
in Betracht ziehen, fodann den für die Beftimmung des Kunftwerkes paffendften Grundgedanken wählen
und hierauf den letzteren mit der vollen Freiheit der künftlerifchen Phantafie zweckmäßig in der Gefamt-
form und ftilgemäß in diefer und in allen ihren Einzelteilen durchführen. Auf diefem Wege würden wir
wieder dahin kommen, Stil und Zweck zufammen zufaffen und Originalwerke von künftlerifcher Bedeutung
zu Ichaffen, welche einerfeits den Bedürfniffen der Neuzeit entfprechen, welche andere als die der früheren
Jahrhunderte find, und welche andererfeits die feftftehenden im Laufe der Jahrtaufende erkannten künft-
lerifchen Prinzipien zur Geltung bringen.

Aus »Stil und Zweck« von /. v. Schmädel, 1S69.



So war man auf den zweiten, allein richtigen Weg angewiefen, und diefer ging dahin, den Dingen felber,
ihrer Art und ihrem Stoffe gerecht zu werden und zu fuchen, fie fo zu fagen aus fich felber heraus nach
ihrer Natur, nach ihren Bedingungen Ichön zu geftalten. Das klingt fehr theoretifch und ift doch fehr prak-
tifch, wenn wir die Sache näher betrachten.

Aus Jakob Falkes Buch »Die Kunftindufttie auf der Wiener Weltausftellung«, (S74.



Es gibt alfo wie die eben angeführten Beifpiele bezeugen, Erfindungen künftlicher Art, ohne daß fich zu
ihnen die Erfindung künftlerifcher Formen gefeilt hätte; umgekehrt aber gibt es keine Erfindung künftle-
rifcher Art, welche nicht mit künftlichem oder um das geläufige Fremdwort zu gebrauchen, mitTechnifchem
verbunden wäre. Verknüpft wird das Künftliche mit dem Künftlerifchen mittelft der Erfindungskraft, welche

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