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tfl von Pius VII. für die Ausstellung von Gemälden leben-
der Künstler erbaut worden. Hier war jüngst das Werk
eines jungen Malers, Hrn. Potesta, ausgestellt, welches
bey ielcn Mang, n sehr viele Schönheiten hat. Es stellt
den Martprertod des heil. Lorenz dar, in dem Augen-
blicke, in welchem der junge Märti-rer auf den Rost ge-
spannt wird. Zwep Henker drücken ihn mit Gewalt auf
denselben nieder, während ein Priester ihm noch ein
Götzenbild vorhält und ihn ermahnt, es anzubeten; ein
andrer Henker bereitet schon die Flammen. Aber der
Heilige ist in eine Entzückung versezt, die ihm über-
menschliche Kraft verleiht, so daß der obere Theil seines
Körpers, auf den rechten Arm gestüzt, den Anstrengun-
gen des Henkers, welcher ihn auf die Querhölzer Nieder-
drücken will, widersteht, .jedoch nicht aus eigenem An-
triebe, nicht durch Gegenanstrenaung, sondern vermöge
jener Verzückung, in der ihm die himmlische Glorie er-
scheint, worin er zu Füßen Christi den ersten Märtyrer
S. Stephan knieen sieht, der für den neuen Heiligen
bittet. Der schöne Theil des Bildes ist der untere, und
die Gruppe des Heiligen, der Henker und der heidnischen
Priester von trefflicher Composition. In dem Ausdrucke
der Figuren liegt etwas Einförmiges und die Glorie hat
viel falsches Eolorit; in dem Effekte ist etwas Französi-
sches, aber das Ganze zusammen ist eine schöne Arbeit.
Die Figuren sind von natürlicher Größe, vielleicht auch
ein wenig darüber. 'Das Gemälde ist für den Altar ei-
ner Provinzialkirche bestimmt.

Seir ich mich in Rom befinde, haben zwey Ausstel-
lungen stattgefunden; eine von den deutschen Künstlern
im Monat November, die andre von den französischen im
verflossenen April. In der deutschen befand sich Ver-
schiedenes von vielem Verdienste, in der französischen war
beynahe gar nichts, weder von Malerei) noch von Bild-
hauerei), allein einige gute Arbeiten in der Architektur;
aber dagegen ist in der französischen Akademie ein gros-
ses Gabelfrühstück zu Ehren der Großfürstin von
Rußland gegeben worden, und die deutschen Künstler ha-
ben weder Frühstück noch Abendessen gegeben. Wie weit
sind sie noch zurück ! Wir wollen hoffen, ein anderes Jahr
allgemeinere Ausstellungen zu sehen, wenn der schöne
Plan, mit dem man umgeht, zur Ausführung kommen
wird. Es handelt sich um eine Gesellschaft von Künstlern
und Beschützern der schönen Künste von allen Nationen,
die sich vereinigen sollen, um ein Lokal anzuschaffen , das
für Künstler aller Nationen zur öffentlichen Ausstellung
ihrer Werke dienen könne. Der Deutsche Catel ist einer
der eifrigsten Beförderer dieses Projektes gewesen, und
Minardi hat einen Prvspektns ausgegeben, welcher schon
viele Unterschriften zahlt. Die Gesellschaft wird jedes !
Jahr zwey der besten Gemälde junger Künstler ankäufen
und unter die Mitglieder verlooscn. Alle solche Vereine ]

verdienen Unterstützung, mögen sie auch in der Folge
nützlich oder schädlich werden, je nachdem der Geist ist,
der sie leitet, und die Personen, welche ihnen vorstehen.

Vor einiger Zeit war ich bey Thorwaldsen, der
in diesem Augenblicke mit der Vollendung dreyer Grab-
denkmäler beschäftiget ist, nämlich für Pabst Pius VII.,
den Herzog, von Leuchtenberg und den Professor Vacca.
Das Denkmal Vacca's besteht in einem Basrelief, die
Rückkehr des Tobias darstellend. Der. alte Vater kömmt
ihm entgegen, und der Jüngling berührt die Augen seines
Vaters und gibt ihm die Sehkraft wieder. Hinter dem
Jünglinge ist der Engel, der sich über die glücklich voll-
brachte Heilung des Greises freut, und hinter diesem die
Mutter, die aus Aengstlichkeit noch einen Augenblick die
Regungen der mütterlichen Gefühle zu unterdrücken
scheint. Die Wahl des Gegenstandes ist glücklich, und er
scheint mir trefflich behandelt zu seyn.

Sie werden von dem Denkmale für Tasso gehört
haben, dessen Ausführung Herrn Fabris, bekannt durch
einen monströsen Koloß des Milo, übertragen worden
ist. Armer Tasso! . . Er ist wie in einer Vision darge-
stellt, in weicher er die heilige Jungfrau sieht, die ihn
begeistert; auf bepden Seiten werden die Namen der
vorzüglichsten Geber verzeichnet. Eine schöne Zusammen-
stellung, würdig des neunzehnten Jahrhunderts, wür-
dig Lassos! . . Aber unsere grvßeii Männer sind auch
noch unglücklich in den späten Ehrenbezeigungen, die wir,
vom Gewissen gequält, ihrer Asche erweisen. Dante er-
leidet in diesem Augenblicke zu Florenz ähnliche ehren-
volle Unbilden. Eine Gesellschaft Florentiner bezahlt die
Kosten für ein großartiges Monument, das dem großen
Dichter zu Ehren in der Kirche Sta. Croce sich erheben
soll; aber der Bildhauer Ricci, der cs ausführt,, be-
geht dabei) einen Verrath an Florenz, an dem Dichter
und an der Ehre seiner Kunst. Er hat Dante ans ei-
nem großen Sarkophage sitzend angebracht, auf dessen
einer Seite die Dichtkunst weint, während auf der an-
dern Seite Jtalia sich ihres Dichters freut. Diese lez-
tere Idee ist gut; aber warum weint die Dichtkunst?
warum entfällt ihrer Hand der Lorbeerkranz? warum
sehen wir sie nicht gleich Jtalia,sich freuend ihren Sohn
krönen ? Und dann, welche Formen , welche Behandlung
des Meißels! Ich meinerseits hätte der einfachen
Statue Dantes den Vorzug gegeben , die ein junger Li-
vyrneser, Heinrich Demi, der große Hoffnungen erregt,
modellirt hat. Thorwaldsen hat mit vieler Achtung von
ihm gesprochen und hält ihn hier in Rom unter seiner
Leitung. Der Gypsabguß der Statue wurde von der
Labronischen Akademie zu Livorno gekauft, in deren Bi-
j bliothek ich ihn oft betrachtete niid immer bewunderungs-
würdig fand. Der Dichter sizt im Begriffe, das aufzu-
j schreiben, was ihm die Begeisterung eingegeben hat; der
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