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kam sein Freund Küster ans Winterthur nach Frank-
furt, um unfern Huber zu einer Reise nach den Nieder-
landen abzuholen. Da er aber so viele geschickte Künstler,
die mehr leisteten als er, bey Nothnagel vereinigt fand,
so beschloß er, auch an dieser Geschwindwalerschule Tbeil
zu nehmen, und so arbeiteten die beyden vereinten Freunde
mit größerer Lust zusammen. Am Ende aber svurden sie
doch der Plackerey überdrüssig und beschießen, ihr Glück
anderwärts zu suchen, was sie auch bald gefunden zu ha-
ben glaubten, indem ihnen ein gewisser Herr Junge
aus Düsseldorf den Antrag machte, einen Saal für
ihn zu malen. Die baldige Ankunft der beyden Freunde
zu Düsseldorf im März 1778 bewiest, wie gerne sie daö
Geschäft übernahmen, für welches sie jedoch nicht glänzend,
mit Einhundert Gulden für sechs große Gemälde belohnt
wurden. Der schlechten Bezahlung ungeachtet hatten sie
jedoch so wacker gearbeitet, daß ein Herr Andre zu
Mühlheim am Rhein ihnen einen großen Saal für
fünfhundert Reichsthaler zu malen anbot, den sie zu
großer Zufriedenheit des Bestellers in vier Monaten voll-
endeten , und wodurch sie zu solchem Rufe gelangten,
daß cs ihnen von dieser Zeit an ine mehr an Auitragen
fehlte. Dadurch wurden sie nun erst in den Stand ge-
sezt, sich ihrer Kunst ordentlich und mit Liebe und Nei-
gung zu widmen, und besonders nach der Natur und
den Meisterwerken der Düsseldorfer Gallerte zn studie-
ren, wozu ihnen bey dem frühern mühsamen Broderwerb
keine Z-it übrig geblieben war. Unser Huber besonders
dachte nunmehr daran, auch seinen Freunden zu Hause
von seinen Fortschritten in der Kunst Beweise zu geben,
und denen, die ihn aufgemuntert und durch Empfehlun-
gen gefördert hatten, seine Dankbarkeit zn bezeugen. Zu
dieser Absicht sandte er vier Gemälde nach Zürich, von
denen eiueö seinem Lehrer Herrn Wüest, eines- seinem
Freunde Freudweiler und zwey dem Herrn Rathsherr
Salomon Geßner zugehoren sollten. Den leztern er-
freute dieses dankbare Andenken so sehr, dast er ohne
Hubers Wissen dem täglichen Rathe eine Bittschrift für
Unterstützung eines so hoffnungsvollen jungen Mitbürgers
eingab, und zwanzig Louisd'or für ihn erhielt, durch
deren unerwarkete Zusendung er ihn auf das Ange-
nehmste überraschte. Die beyden Gemälde waren See-
stücke gewesen, in welchem Fache sich auch Huber in der
Folge am meisten ausgezeichnet hat. Gerade in Düssel-
dorf hatte er nämlich die Bekanntschaft eines Inge-
nieurs gemacht, der eine große Sammlung von Schiffs-
zeichnungen besaß, und ihm dieselben gerne zum Stu-
dium mittheilte. Der Brief, womit Geßner seine Geld-
sendung begleitete, enthielt neben verdienten Lobsprüchen
besonders auch die Aufmunterung, bald nach Holland zu
gehen, und dort Meer und Schiffe nach der Wirklichkeit
zu studieren, zu welcher greise Küster und Huber schon
früher Lust bezeugt hatten. Obgleich sie nun in Düssel-
dorf ihr gutes Auskommen fanden, dabey die Gallerte
benutzen konnten und mit Professoren daselbst in gutem
oder doch leidlichem Vernehmen standen, so konnte Kü-
ster, der recht gut wußte, welches Glück sein Lehrer,
Wüest, in Holland gemacht hatte, dem Verlangen, dieses
Land zu besuchen, nicht länger widerstehen und ging
nach Amsterdam, von wo aus er seinen Freund
Huber mit Briefen bestürmte, ihm doch bald nachzufol-
gen. Freplich hatte dieser indessen mit seiner uachherigen
Gattin in Düsseldorf Bekanntschaft gemacht, auch mit
Lips und Gmelin vertraute Freundschaft geschlossen
und dachte mit schwerem Herzen an eine Entfernung;
jedoch die Liebe zu-seinem einmal gewählten Fache und
die sichere Erwartung, in jenem Lande die besten Mu-
ster und Vorbilder zu finden, überwog alle andere Rück-
sichten, und er reiste im September i78r wirklich nach
Amsterdam ab.
Die von Herrn Wüest und Andern dahin mitge-
brachten Empfehlungsschreiben wollten Anfangs bey den
vornehmen Kunstbeschützern wenig helfen; ei» Einziger,
Herr Schonefeldt, nahm sich der jungen Schweizer
mit Eifer an, bestellte für eigene Rechnung Arbeit bcy
ihnen und ermunterte, sie, nur fleißig fvrtzuarbeiten.
Als sie eine ziemliche Anzahl von Gemälden fertig hat-
ten, fanden sich auch wirklich Künstler und Liebhaber ein,
unter welchen leztern sogar Käufer waren, die gut be-
zahlten. Nach anderthalb Jahren bekam Küster das
Heimweh und kehrte nach Hause zurück; unser Huber
hingegen verweillc noch ein Jahr langer in Holland/ging
dann im Winter 1784 wieder nach Düsseldorf und er-
hielt dort ,bey nun vermehrter Kunstfertigkeit so viele
Bestellungen, daß er es wagen durste, sich nach eingeholter
Bewilligung von seinen Eltern im Anfang des Jahres
1785 zu Düsseldorf zu verheirathen. Nunmehr aber, da
er nicht blos für sich allein zu sorgen hatte, mußte er
mit desto angestrengterem Fleiße arbeiten; an Gelegen-
heit dazu fehlte es nicht; kleinere und größere Gemälde
für Kunsthändler und Liebhaber, sogar wieder ein ganzer
Saal mit acht großen Landschaften wurden bestellt und
nach einander vollendet. Von einem Ritter von der
Reck zu Overdyk im Hannoverschen ward Hubern auf-
getragen , sechszehn große Prospekte in der Mark zu ma-
len, welche in Umrissen gestochen und kolorirt herausge-
geben wurden. Ein großer Thcil des Jahres verging
unter diesem Geschäfte und den damit verbundenen Rei-
sen, nach deren Vollendung Huber seine Haushaltung mit
einer Tochter vermehrt sah. Da man ihn nunmehr als
in Düsseldorf angesessen betrachten konnte, so wurde er
zum Mitgliede der dortigen Kunstakademie ernannt, und
vielleicht hatte auch diese Auszeichnung ihm von einigem
kam sein Freund Küster ans Winterthur nach Frank-
furt, um unfern Huber zu einer Reise nach den Nieder-
landen abzuholen. Da er aber so viele geschickte Künstler,
die mehr leisteten als er, bey Nothnagel vereinigt fand,
so beschloß er, auch an dieser Geschwindwalerschule Tbeil
zu nehmen, und so arbeiteten die beyden vereinten Freunde
mit größerer Lust zusammen. Am Ende aber svurden sie
doch der Plackerey überdrüssig und beschießen, ihr Glück
anderwärts zu suchen, was sie auch bald gefunden zu ha-
ben glaubten, indem ihnen ein gewisser Herr Junge
aus Düsseldorf den Antrag machte, einen Saal für
ihn zu malen. Die baldige Ankunft der beyden Freunde
zu Düsseldorf im März 1778 bewiest, wie gerne sie daö
Geschäft übernahmen, für welches sie jedoch nicht glänzend,
mit Einhundert Gulden für sechs große Gemälde belohnt
wurden. Der schlechten Bezahlung ungeachtet hatten sie
jedoch so wacker gearbeitet, daß ein Herr Andre zu
Mühlheim am Rhein ihnen einen großen Saal für
fünfhundert Reichsthaler zu malen anbot, den sie zu
großer Zufriedenheit des Bestellers in vier Monaten voll-
endeten , und wodurch sie zu solchem Rufe gelangten,
daß cs ihnen von dieser Zeit an ine mehr an Auitragen
fehlte. Dadurch wurden sie nun erst in den Stand ge-
sezt, sich ihrer Kunst ordentlich und mit Liebe und Nei-
gung zu widmen, und besonders nach der Natur und
den Meisterwerken der Düsseldorfer Gallerte zn studie-
ren, wozu ihnen bey dem frühern mühsamen Broderwerb
keine Z-it übrig geblieben war. Unser Huber besonders
dachte nunmehr daran, auch seinen Freunden zu Hause
von seinen Fortschritten in der Kunst Beweise zu geben,
und denen, die ihn aufgemuntert und durch Empfehlun-
gen gefördert hatten, seine Dankbarkeit zn bezeugen. Zu
dieser Absicht sandte er vier Gemälde nach Zürich, von
denen eiueö seinem Lehrer Herrn Wüest, eines- seinem
Freunde Freudweiler und zwey dem Herrn Rathsherr
Salomon Geßner zugehoren sollten. Den leztern er-
freute dieses dankbare Andenken so sehr, dast er ohne
Hubers Wissen dem täglichen Rathe eine Bittschrift für
Unterstützung eines so hoffnungsvollen jungen Mitbürgers
eingab, und zwanzig Louisd'or für ihn erhielt, durch
deren unerwarkete Zusendung er ihn auf das Ange-
nehmste überraschte. Die beyden Gemälde waren See-
stücke gewesen, in welchem Fache sich auch Huber in der
Folge am meisten ausgezeichnet hat. Gerade in Düssel-
dorf hatte er nämlich die Bekanntschaft eines Inge-
nieurs gemacht, der eine große Sammlung von Schiffs-
zeichnungen besaß, und ihm dieselben gerne zum Stu-
dium mittheilte. Der Brief, womit Geßner seine Geld-
sendung begleitete, enthielt neben verdienten Lobsprüchen
besonders auch die Aufmunterung, bald nach Holland zu
gehen, und dort Meer und Schiffe nach der Wirklichkeit
zu studieren, zu welcher greise Küster und Huber schon
früher Lust bezeugt hatten. Obgleich sie nun in Düssel-
dorf ihr gutes Auskommen fanden, dabey die Gallerte
benutzen konnten und mit Professoren daselbst in gutem
oder doch leidlichem Vernehmen standen, so konnte Kü-
ster, der recht gut wußte, welches Glück sein Lehrer,
Wüest, in Holland gemacht hatte, dem Verlangen, dieses
Land zu besuchen, nicht länger widerstehen und ging
nach Amsterdam, von wo aus er seinen Freund
Huber mit Briefen bestürmte, ihm doch bald nachzufol-
gen. Freplich hatte dieser indessen mit seiner uachherigen
Gattin in Düsseldorf Bekanntschaft gemacht, auch mit
Lips und Gmelin vertraute Freundschaft geschlossen
und dachte mit schwerem Herzen an eine Entfernung;
jedoch die Liebe zu-seinem einmal gewählten Fache und
die sichere Erwartung, in jenem Lande die besten Mu-
ster und Vorbilder zu finden, überwog alle andere Rück-
sichten, und er reiste im September i78r wirklich nach
Amsterdam ab.
Die von Herrn Wüest und Andern dahin mitge-
brachten Empfehlungsschreiben wollten Anfangs bey den
vornehmen Kunstbeschützern wenig helfen; ei» Einziger,
Herr Schonefeldt, nahm sich der jungen Schweizer
mit Eifer an, bestellte für eigene Rechnung Arbeit bcy
ihnen und ermunterte, sie, nur fleißig fvrtzuarbeiten.
Als sie eine ziemliche Anzahl von Gemälden fertig hat-
ten, fanden sich auch wirklich Künstler und Liebhaber ein,
unter welchen leztern sogar Käufer waren, die gut be-
zahlten. Nach anderthalb Jahren bekam Küster das
Heimweh und kehrte nach Hause zurück; unser Huber
hingegen verweillc noch ein Jahr langer in Holland/ging
dann im Winter 1784 wieder nach Düsseldorf und er-
hielt dort ,bey nun vermehrter Kunstfertigkeit so viele
Bestellungen, daß er es wagen durste, sich nach eingeholter
Bewilligung von seinen Eltern im Anfang des Jahres
1785 zu Düsseldorf zu verheirathen. Nunmehr aber, da
er nicht blos für sich allein zu sorgen hatte, mußte er
mit desto angestrengterem Fleiße arbeiten; an Gelegen-
heit dazu fehlte es nicht; kleinere und größere Gemälde
für Kunsthändler und Liebhaber, sogar wieder ein ganzer
Saal mit acht großen Landschaften wurden bestellt und
nach einander vollendet. Von einem Ritter von der
Reck zu Overdyk im Hannoverschen ward Hubern auf-
getragen , sechszehn große Prospekte in der Mark zu ma-
len, welche in Umrissen gestochen und kolorirt herausge-
geben wurden. Ein großer Thcil des Jahres verging
unter diesem Geschäfte und den damit verbundenen Rei-
sen, nach deren Vollendung Huber seine Haushaltung mit
einer Tochter vermehrt sah. Da man ihn nunmehr als
in Düsseldorf angesessen betrachten konnte, so wurde er
zum Mitgliede der dortigen Kunstakademie ernannt, und
vielleicht hatte auch diese Auszeichnung ihm von einigem