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Wohlgestaltet, Wohlgeordnete.. Unser Behagen vermehrt
sich, so oft sich das Gewirr löst, das Zusammengehörige
sich findet, das Faßliche uns vor Augen tritt.

Wir wissen oft nicht, warum beim einsamen Wandel,
zu Hause, in der Stadt, im Freien, in Gesellschaft, beim
Mahle, beim Spiele, bei der Arbeit und.Erholung, auf
der Reise re. uns auf Einmal eine gewisse Heiserkeit um-
fängt, ei» Gefühl der Befriedigung, ruhigen Empfindens.

ES ist das „Schöne", das uns.aus der sonstigen
Vererzung mit Unschönem oder gleichgültig Verworrenem
jetzt in gediegenerer Form entgegentritt.

Wie oft fand ich in solchen Fällen, daß besonders
das „Malerische" eine schnelle, entschiedene Gewalt
über die Menschen ausübt.. Nicht etwa, daß etwas eigent-
lich Pittoreskes sich darbieten müßte, wie z. B. eine
reizende Aussicht, eine ausgesprochen schöne Form. Es
kann bloß eine ungesucht faßliche, kommliche Stellung,
Verbindung von Dingen und Personen sepn, eine heimische
Beleuchtung, eine Situation, die uns eine ruhige Ent-
wicklung naheliegender Bedürfnisse und Interessen ver-
spricht.

Ich möchte dich dazu bringen, daß du im Leben stets
auf solche Erscheinungen achtetest.

*

Von älteren Werken kursirt das Unganze, Halbzer-
störte, und das Mittelgut um kleine, oft unverhältniß-
mäßig geringe Preise. Man kann zuweilen köstliche,
aber beschädigte Gemälde um den hundertsten Thei.l ihres
ursprünglichen Preises erhalten. Selbst ältere Meister-
werke, nur nicht gerade ersten Raugeö' oder berühmtesten
Namens, erwirbt man bei Gelegenheit um einen Preis,
der auf den Geschmack der Zeit und den Kunstmarkt ein
zweideutiges Licht wirft.

Aber wohlcrhaltene, gefällige, mit der Gesinnung
der Jetztwelt, Heu Aeitneigungen harmonirende, mit eini-
ger Virtuosität gemachte Werke modernen Stpls werden
gegen jene älter» Bilder um sehr hohe Preise bezahlt.

*

Bei allen Schöpfungen kommt cs hauptsächlich darauf
an, ob dir bei jedem Zug das Ganze vorschwebt; ob
ex ein Verhältniß zu diesem hat, so leicht und fein er
auch geführt sepn mag, und ob er das Ergebnis! einer
von der unendlichen Natur gesättigten Imagination ist.

Das Beste und Höchste ist immer ein im kleinsten
Gcthcil sorgsam Ausgesührtcs, organisch Vollendetes,
gleich herrlich anzuschaueu in nächster Nähe und größter
Ferne.

Aber wo dies nicht bezweckt worden oder zu erreichen
war, da ist es gleich bedeutend, ob das Werk seinen Fokus
auf zwei, vier oder zehn Fuß, oder wenn cs groß ist,
wohl auch soviel und mehr Schritte Entfernung hat.

Es ist nicht die Täuschung der Theatermalern, welche
einen, noch i größern, Abstand und Lampenlicht statt der
enttäuschenden Tageshelle verlangt; es ist die Meister-
schaft in kühnen, breitem -Zügen , durch welche sich'der
Origiualschöpfer vom Copisten unterscheidet, und welche
ohne Acngstlichkeit vom Einzelnen zu dem in Ton und
Haftung lebendigen Ganzen fortschreitet.

A l1 c r t I) ü m t r.

Der vormalige Direktor der Kattunsabriken des Vice-
Königs von Egypten hat eine Mmmltmg egyptlschcr Älter«
thümer nach Paris gebracht, die während der ersten Tage der
Monats Juni Daselbst verkauft worden, ist. Die Verwaltung
der Museen hat .das Wichtigste davon an stch gebracht, darun-
ter eilten Cnbitusmaßstab von MeroLholz, demjenigen ähn-
lich, welchen das egyptischc Museum zu Paris bcstyt. Man
hat jcßt fünf dergleichen, welche i» neuerer Zeit entdeckt
wurden, u»d von denen die Maßkundigen immer behaupteten,
es habe deren niemals'gegeben, den von Hr». Girard anf-
gefundenen Nilineffer ungerechnet. Der bereits in Paris be-
findliche ist' ebenfalls von Mcröäholz. der zn Berlin von Schie-
fer und in drei Stücke zerbrochen, und der zn Lehden aus
Marmor und. in acht Stücke zerbrochen.

Die durchschnittliche Lange dieses Cnbitus beträgt 525
Millimetres; sie sind in 2« Zolle gcihcilt, d. h. sie haben
die natürliche VorderamSlänge mit Hinzufügung von einer
Palme oder von vier Zollen. Der Cnbitus, von dem hier
die Rede ist, länfc an dem einen Ende, welcher abgerundet
ist, nicht ganz anS, so daß er vorne 525 und hinten 525
Millimetres hat. Wahrscheinlich bediente man sich seiner
niemals, sondern hat ihn einem Tobten mit in's Grab ge-
geben. Die Eintherlungsstriche sind sehr nndenttich und mr-
regelmäßig ; übrigens ist bei seiner Eintheilung nichts Bemer-
ke,iswcrthes zn entdecken, ansgcnomincn, daß der kleine
Cnbitus (vor dem Zeichen Cnbitns steht ein Sperling) bes-
ser angegeben und gestellt ist,, als ans den übrigen bekannte»
Maßen dieser Art, den» er befindet stch genau auf dein
Felde des 24sten Zolles. Das Zeichen für die Palme, wel-
ches Chainpollion für einen Jbisfuß und die hieroglypbische
Bezeichnung des Fußmaßcs gehalten hatte, ist augenscheinlich
eine stach anfliegcnbe offene Hand, deren Vorderarm senk-
recht in die Höhe steht. Die Hieroglyphen dieses Cnbitus sind
noch nicht entziffert, somit kennt man auch- den Naincw der
vormaligen EigenthümerS und des Königs, unter welchem
dieser starb, noch nicht.

Ei» egyptlschcr Francnsarg, von grünem Basalt, 5' lang,
2/ breit, mit herrlich ausgefübrten Hieroglyphen bedeckt,
war das schönste Stück derSammlniig. Auch fanden stch kleine
Massen von Bronze, unstreitig.Gewichte. Einer, viereckig,
welches 27-9 Unzen wiegt, ist ohlic Zweifel eine attische
Unze; es ist mit den Buchstaben kl und 8 und einem Kreuz
darüber bezeichnet. Ein anderes cylinderförmigcs, an jedem
Ende mit zwei Kreisen bezeichnet, wiegt 55-75 Gramme
oder 2 attische Unzen. Ein drittes wiegt 7-5 Gran, also
genau soviel als die große attische Drachme; ein viertes
45-05 Gran, und war wahrscheinlich ein Gewicht von io
attischen ober stcilischen Drachmen, da diese auf 4-5 Gran
redueirt wurden.

Verantwortlicher Redakteur: vr. S ch 0 r n.
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