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Donnerstag, 16. April 1835.
^Dritter öericht von den Arbeiten aut' der
Akropolis in Athen.
Die in meinem jüngsten Schreiben erwähnte Nach-
grabung hart am Unterbau des Parthenon, zwischen der
ersten und zweiten Säule, um die Beschaffenheit und
Tiefe der Fundamente kennen zu lernen, wurde fortge-
sezt, und das Loch bis auf den natürlichen Felsboden
der Akropolis hinnntcrgeführt. Das Resultat ist zum
Erstaunen; sey es nun, daß wir zufällig eine der niedrig-
sten Stellen des ungleichen Felsrückens getroffen, oder
daß die Fundamente längs der ganzen Südseite eine
gleiche Tiefe haben: von dem natürlichen Felsen bis an
den obersten Rand des Unterbaues sind nicht weniger als
5,50 Meter. 2» diese Hohe theilen sich zwölf Schichten
von Werkstücken aus gelblichem Muschclkalkfels; * und
zwar sind die Steine der obersten zwei Schichten sorgfäl-
tig behauen und gerändert, und auf das genaueste zu-
saliimengefügt. Nur der unterste Rand der dritten
Schichte (von oben gerechnet) ist hin und wieder,
namentlich an der Westseite des Baues, rauh gelassen:
ein Beweis, daß das den Tempel umgebende Erdreich so
» Dieses vorzügliche Baumaterial, von den Alten Xi'S'oq
Treapoq oder Ttupivo/;, von den aolistrendc» Neuer»
Trotip: statt irup! (d, i. TTwpiov') genannt, findet sich
fast überall in Griechenland, in den »nannichfaltigstcn
Abstufungen der Farbe, die zwischen Grau und hoch
Braungclb wechselt, von ungleicher Harte und in ver-
schiedenem Grade mit Muscheln gemengt. Die weichste
Abart, die ich gefunden, ist diejenige, aus welcher der
Tempel des Zeus in Olympia gebaut war, von grauer
Farbe und voll Muscheln; die härteste, von gelbbrau-
ner- Farbe und ebenfalls voll Muscheln, ist bei Me-
gara (der Klä’oq xoy%ir?/?, von dem Pausanias
spricht).
hoch hinaufreichte. Die Steine dieser ober» Schichten
haben «>,54 Meter Höhe. Die folgenden neun, die also
das eigentliche Fundament bilden, sind von geringerer
und nicht ganz gleicher Höhe, und außen nur rauh be-
hauen; auch sind sie weder ganz lothrecht auf einander
gesezt, noch schließen sie fest aneinander, sondern einzelne
Steine treten um ein bis drei Ccntimeter aus der Reihe
vor, und zwischen denselben finden sich ein bis zwei Finger
breite Lücken.
Interessanter ist cs noch, die Beschaffenheit des hier
bis auf den Felsen durchschnittenen Erdreichs und seiner
verschiedenen Schichten zu betrachten. Der ursprüngliche
gewachsene Boden reicht bis auf zwei 2,40 bis 2,80 Me-
ter Höhe; er besteht aus einer schwarzen, festen Erdart,
wie es scheint, vegetabilischen Ursprungs. So weit die
Fundamente in denselben eingesenkt sind, ist der Graben
mit den beim Behauen der Steine abgefallenen Splittern
und Trümmern fest vollgcstampfk, und eine zwei bis drei
Finger hohe Schicht desselben Materials bezeichnet ganz
scharf die Grenze des gewachsenen Bodens nach oben, als
die Fläche, auf welcher die Steinmetzen die Steine deö
Unterbaues behauten. Hierauf folgt eine, im Durchschnitt
1,50 bis 1,60 Meter hohe, ans Erde, Ziegel- und Mar-
mortrümmern und anderm Geröll bestehende Schicht, die
eben bis an den untern Rand der dritten Steinschicht
(von oben gerechnet) reicht, und also vollkommen bestä-
tigt, was ich schon oben aus der Art der Bearbeitung
dieser Steinschicht schloß, daß dies die Höhe ist, welche
der alte Boden nach Vollendung des Baus des Tempels
hatte. Sehr deutlich schneidet sich diese Linie, die sich,
so wie sic sich weiter vom Tempel entfernt, sanft senkt,
gegen die jüngste auf ihr liegende Schicht ab, die durch
die Trümmer des Tempels selbst und der ihn in den
leztvcrfloffenen Jahrhunderten umgebenden türkischen Häu-
ser und Baracken, gebildet ist.
Die Ausgrabung ist jezt schon bis an die Mitte der
Westseite des Tempels fortgcführt, wo eine aus unglei-
chen Marmorstücken gebildete und der Zeit, wo der
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Donnerstag, 16. April 1835.
^Dritter öericht von den Arbeiten aut' der
Akropolis in Athen.
Die in meinem jüngsten Schreiben erwähnte Nach-
grabung hart am Unterbau des Parthenon, zwischen der
ersten und zweiten Säule, um die Beschaffenheit und
Tiefe der Fundamente kennen zu lernen, wurde fortge-
sezt, und das Loch bis auf den natürlichen Felsboden
der Akropolis hinnntcrgeführt. Das Resultat ist zum
Erstaunen; sey es nun, daß wir zufällig eine der niedrig-
sten Stellen des ungleichen Felsrückens getroffen, oder
daß die Fundamente längs der ganzen Südseite eine
gleiche Tiefe haben: von dem natürlichen Felsen bis an
den obersten Rand des Unterbaues sind nicht weniger als
5,50 Meter. 2» diese Hohe theilen sich zwölf Schichten
von Werkstücken aus gelblichem Muschclkalkfels; * und
zwar sind die Steine der obersten zwei Schichten sorgfäl-
tig behauen und gerändert, und auf das genaueste zu-
saliimengefügt. Nur der unterste Rand der dritten
Schichte (von oben gerechnet) ist hin und wieder,
namentlich an der Westseite des Baues, rauh gelassen:
ein Beweis, daß das den Tempel umgebende Erdreich so
» Dieses vorzügliche Baumaterial, von den Alten Xi'S'oq
Treapoq oder Ttupivo/;, von den aolistrendc» Neuer»
Trotip: statt irup! (d, i. TTwpiov') genannt, findet sich
fast überall in Griechenland, in den »nannichfaltigstcn
Abstufungen der Farbe, die zwischen Grau und hoch
Braungclb wechselt, von ungleicher Harte und in ver-
schiedenem Grade mit Muscheln gemengt. Die weichste
Abart, die ich gefunden, ist diejenige, aus welcher der
Tempel des Zeus in Olympia gebaut war, von grauer
Farbe und voll Muscheln; die härteste, von gelbbrau-
ner- Farbe und ebenfalls voll Muscheln, ist bei Me-
gara (der Klä’oq xoy%ir?/?, von dem Pausanias
spricht).
hoch hinaufreichte. Die Steine dieser ober» Schichten
haben «>,54 Meter Höhe. Die folgenden neun, die also
das eigentliche Fundament bilden, sind von geringerer
und nicht ganz gleicher Höhe, und außen nur rauh be-
hauen; auch sind sie weder ganz lothrecht auf einander
gesezt, noch schließen sie fest aneinander, sondern einzelne
Steine treten um ein bis drei Ccntimeter aus der Reihe
vor, und zwischen denselben finden sich ein bis zwei Finger
breite Lücken.
Interessanter ist cs noch, die Beschaffenheit des hier
bis auf den Felsen durchschnittenen Erdreichs und seiner
verschiedenen Schichten zu betrachten. Der ursprüngliche
gewachsene Boden reicht bis auf zwei 2,40 bis 2,80 Me-
ter Höhe; er besteht aus einer schwarzen, festen Erdart,
wie es scheint, vegetabilischen Ursprungs. So weit die
Fundamente in denselben eingesenkt sind, ist der Graben
mit den beim Behauen der Steine abgefallenen Splittern
und Trümmern fest vollgcstampfk, und eine zwei bis drei
Finger hohe Schicht desselben Materials bezeichnet ganz
scharf die Grenze des gewachsenen Bodens nach oben, als
die Fläche, auf welcher die Steinmetzen die Steine deö
Unterbaues behauten. Hierauf folgt eine, im Durchschnitt
1,50 bis 1,60 Meter hohe, ans Erde, Ziegel- und Mar-
mortrümmern und anderm Geröll bestehende Schicht, die
eben bis an den untern Rand der dritten Steinschicht
(von oben gerechnet) reicht, und also vollkommen bestä-
tigt, was ich schon oben aus der Art der Bearbeitung
dieser Steinschicht schloß, daß dies die Höhe ist, welche
der alte Boden nach Vollendung des Baus des Tempels
hatte. Sehr deutlich schneidet sich diese Linie, die sich,
so wie sic sich weiter vom Tempel entfernt, sanft senkt,
gegen die jüngste auf ihr liegende Schicht ab, die durch
die Trümmer des Tempels selbst und der ihn in den
leztvcrfloffenen Jahrhunderten umgebenden türkischen Häu-
ser und Baracken, gebildet ist.
Die Ausgrabung ist jezt schon bis an die Mitte der
Westseite des Tempels fortgcführt, wo eine aus unglei-
chen Marmorstücken gebildete und der Zeit, wo der