-R- 61.
U N
S t
lat
Donnerstag, 30. Juli 18 3 5.
Kunstausstellung in Karlsruhe 1835.
(Fortfehung.)
Scenen nach der Schlacht, van v, Mayer, Kabinets-
maler Sr. Hoheit des Herzogs Mar von Bayern. Ein
Kanonier ist gefallen, das Pferd, das die Kanone führt,
scheint sich umzusehen, oh Jemand zu Hülfe komme, ein
Soldat, mit dem Tornister auf dem Rücken, liegt an
einer Mauer, das Gesicht erdwärts gekehrt. Auf dem
Schlachtfelde sieht man noch allerlei Scenen. Rechts in
der Ferne brennt eine Ortschaft. Links ist ein Regcn-
schauer. Ein vollkommen gut gedachtes und in seinem
geistreichen Detail gut ausgeführtes Bild. Gern mochten
wir ein Bild von Albrccht Adam in München mit diesem
in Vergleichung stellen können, von welchem folgende
Erwähnung in einem öffentlichen Blatte geschehen: »Das
Bild stellt ein verlassenes Schlachtfeld vor unfern
Blick, und obgleich der Eindruck eben nicht der ange-
nehmste ist, so kann man einem solchen Meisterwerke doch
feine ungetheilte Bewunderung nicht entziehen. In Hin-
sicht auf die Ausführung erklären Leute vom Fach dieses
Bild für das beste auf der ganzen (Hamburger) Ausstel-
lung, die ans 560 Bildern besteht. Im Vordergründe,
auf dem in Rede stehenden Gemälde von Adam, steht
ein verwundetes Kürassicrpferd und bildet den Haupt-
gegenstand des Ganzen. Trauernd senkt cs das Haupt,
als sehe cs ein, daß seine Laufbahn dem Ende nahe.
Die Brust ist mit Wunden bedeckt, und schmerzhaft hebt
es den einen blessirten Fuß i„ die Höhe, nicht wagend,
den Boden damit, zu berühren. Unordentlich bängt die
Mähne hernieder, und man lieht, wie der Körper von
Schweiß und Staub bedeckt ist. Im Mittelgrund flüchten
noch einige französische Kürassiere, mühsam ihre ebenfalls
verwundeten Thiere nach sich ziehend, und ganz in ent-
legenster Ferne sehen wir eine Feuersbrunst gewaltige
Gluth und Rauchsäulen gen Himmel senden, welcher die
trübe Scene mit einem trüben Wolkenlagcr bedeckt."
Pferd nebst Hund über einen Graben setzend, auch von
v. Mayer. Die lebendigste Auffassung.
Spitzenklöpplerin, Kopie nach Gerard Dow, von
Nehrlich dem Aeltern. Lautenspielerin, Kopie nach
Eglon van der Neer, von demselben. Mit liebender
Anschmiegsamkeit an das Original, die schönen Vorzüge
desselben mit eigener Freiheit zu erreichen.
Attelier deö Malers Mvöbruggcr in Rom, Kopie
von Albert. Eine Sonnineserin, Kopie nach demselben,
von demselben. Sehr treu, nur ist die Pinsclführung
etwas manierirt.
Eine Italienerin, Kopie nach einem Studium von
Mosbrugger, von Fräulein von Biedenfcld. Eine
Italienerin, Kopie nach demselben, von derselben. Zartes
Talent.
Die Genremalerei wird in der nächsten Folge der
Zeiten noch in der reichsten Entwickelung sich offenbaren,
denn das ist ein Strom, der in dem Treiben seiner
Wellen sich keinen Damm setzen läßt und in anmaßender
Fluth wie von dem Dreizacke Neptuns aufgerührt, end-
lich gar Schisse tragen mochte. Die ganze, große Welt
der Wirklichkeit ist dem Streben des Genremalens auf.
gethan, und es ist ihm nicht, wie in früherer p:!t bei
den Niederländern, einzelne Erscheinungen abgerechnet,
die subtilste Ausführung, die de» Maler lange an sein
Bild fesselte, zur Hemmung gegeben. Selber das Detail
beherrscht er mit Freiheit, obgleich in jener Art der
Ausführung, worin z. B. Gerard Dow fast das Unmög-
liche leistete, eine ideale Seite der Kunst leuchtete. Ihr
göttlicher Strahl traf nur in gemeine Gesellschaft und
verklärte Küchengeräth, und warf die Strunke des Kohls
in den Schoß der Iris, als wäre diese dienende Küchen-
magd. Die heutige Gattungsmalerei wird Walterstottilch
das Leben nach allen Seiten umkehren, bis eine größere
Weltperiodc die Spuren ihres gewaltigen Auftritts zeigt,
und ein ernster Geist, im weisegehaltenen Nachsinnen
über die Näthsel des Lebens, als ob er sie nun lösen
U N
S t
lat
Donnerstag, 30. Juli 18 3 5.
Kunstausstellung in Karlsruhe 1835.
(Fortfehung.)
Scenen nach der Schlacht, van v, Mayer, Kabinets-
maler Sr. Hoheit des Herzogs Mar von Bayern. Ein
Kanonier ist gefallen, das Pferd, das die Kanone führt,
scheint sich umzusehen, oh Jemand zu Hülfe komme, ein
Soldat, mit dem Tornister auf dem Rücken, liegt an
einer Mauer, das Gesicht erdwärts gekehrt. Auf dem
Schlachtfelde sieht man noch allerlei Scenen. Rechts in
der Ferne brennt eine Ortschaft. Links ist ein Regcn-
schauer. Ein vollkommen gut gedachtes und in seinem
geistreichen Detail gut ausgeführtes Bild. Gern mochten
wir ein Bild von Albrccht Adam in München mit diesem
in Vergleichung stellen können, von welchem folgende
Erwähnung in einem öffentlichen Blatte geschehen: »Das
Bild stellt ein verlassenes Schlachtfeld vor unfern
Blick, und obgleich der Eindruck eben nicht der ange-
nehmste ist, so kann man einem solchen Meisterwerke doch
feine ungetheilte Bewunderung nicht entziehen. In Hin-
sicht auf die Ausführung erklären Leute vom Fach dieses
Bild für das beste auf der ganzen (Hamburger) Ausstel-
lung, die ans 560 Bildern besteht. Im Vordergründe,
auf dem in Rede stehenden Gemälde von Adam, steht
ein verwundetes Kürassicrpferd und bildet den Haupt-
gegenstand des Ganzen. Trauernd senkt cs das Haupt,
als sehe cs ein, daß seine Laufbahn dem Ende nahe.
Die Brust ist mit Wunden bedeckt, und schmerzhaft hebt
es den einen blessirten Fuß i„ die Höhe, nicht wagend,
den Boden damit, zu berühren. Unordentlich bängt die
Mähne hernieder, und man lieht, wie der Körper von
Schweiß und Staub bedeckt ist. Im Mittelgrund flüchten
noch einige französische Kürassiere, mühsam ihre ebenfalls
verwundeten Thiere nach sich ziehend, und ganz in ent-
legenster Ferne sehen wir eine Feuersbrunst gewaltige
Gluth und Rauchsäulen gen Himmel senden, welcher die
trübe Scene mit einem trüben Wolkenlagcr bedeckt."
Pferd nebst Hund über einen Graben setzend, auch von
v. Mayer. Die lebendigste Auffassung.
Spitzenklöpplerin, Kopie nach Gerard Dow, von
Nehrlich dem Aeltern. Lautenspielerin, Kopie nach
Eglon van der Neer, von demselben. Mit liebender
Anschmiegsamkeit an das Original, die schönen Vorzüge
desselben mit eigener Freiheit zu erreichen.
Attelier deö Malers Mvöbruggcr in Rom, Kopie
von Albert. Eine Sonnineserin, Kopie nach demselben,
von demselben. Sehr treu, nur ist die Pinsclführung
etwas manierirt.
Eine Italienerin, Kopie nach einem Studium von
Mosbrugger, von Fräulein von Biedenfcld. Eine
Italienerin, Kopie nach demselben, von derselben. Zartes
Talent.
Die Genremalerei wird in der nächsten Folge der
Zeiten noch in der reichsten Entwickelung sich offenbaren,
denn das ist ein Strom, der in dem Treiben seiner
Wellen sich keinen Damm setzen läßt und in anmaßender
Fluth wie von dem Dreizacke Neptuns aufgerührt, end-
lich gar Schisse tragen mochte. Die ganze, große Welt
der Wirklichkeit ist dem Streben des Genremalens auf.
gethan, und es ist ihm nicht, wie in früherer p:!t bei
den Niederländern, einzelne Erscheinungen abgerechnet,
die subtilste Ausführung, die de» Maler lange an sein
Bild fesselte, zur Hemmung gegeben. Selber das Detail
beherrscht er mit Freiheit, obgleich in jener Art der
Ausführung, worin z. B. Gerard Dow fast das Unmög-
liche leistete, eine ideale Seite der Kunst leuchtete. Ihr
göttlicher Strahl traf nur in gemeine Gesellschaft und
verklärte Küchengeräth, und warf die Strunke des Kohls
in den Schoß der Iris, als wäre diese dienende Küchen-
magd. Die heutige Gattungsmalerei wird Walterstottilch
das Leben nach allen Seiten umkehren, bis eine größere
Weltperiodc die Spuren ihres gewaltigen Auftritts zeigt,
und ein ernster Geist, im weisegehaltenen Nachsinnen
über die Näthsel des Lebens, als ob er sie nun lösen