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Nr. ir.

K u n st - B l

. „ - Februar r 8 2 o.

Montag, den 7- «

Zwey Gemälde in der Gallerie zu München.

I.

Maria vor dem Kinde stehend, von Francesco
Francia.

6 F. hoch, 4; F. hrkit.

Ein Bild voll uiiaussprechlicher Frömmigkeit nnd Zart-
Heit. Maria, im einfachen bläulichen Kleide, steht mitten in
einer Landschaft. Von dem gesenktem Haupte fallen die ruh-
lichen Lecken in schlichten Ringeln; sie legt die zarten Hän-
de kreuzweis über den Busen, und beugt in 'Andacht leise
die Kniee vor dem göttlichen Kinde, das aus rothem Tep-
pich, den Kopf von einem Kissen nnterstüzt, an dem Krau-
ter- und Blumenreichen Wiesengrunde liegt, nnd eben er-
macht ist. Die Augen voll himmlischer Klarheit schaut es zu
Der Mutter empor; als wollt' eS von überirdischen Dingen
erzählen, hebt eS sanft das eine Händchen, während das
andere ans einer Pomeranze ruht.

Bepde schließt ein Gitter von Stäben ein. Blühende
Rosen umschlingen dasselbe und furchtlos nach dem Kinde
hiugewandt, sitzen zwcen kleine Vögel darauf. Weithin
dehnt sich die üppige Wiese, mit einzelnen hohen düunbe-
laubten Bäumen beivachseu. Zwecn Männer weiden dort
ihre Pferde. Zn der Ferne am Gebirg ein Dorf mit meh-
rere» Thürmen. Vornen zwischen den Blumen nnd Kräu-
tern, zu den Füßen der Madonna, steht mit goldenen
Buchstaben:

FRANCIA AURI
FJSX Benofi.

II.

Petrus von Aleantara führt einen Lavenbru-
dcr über das Wasser. Von Claudio Coello.

Lebensgroße Figuren.

Bevde in grauen Mänteln. Der Heilige, einen Stern
über dem Haupte, geht voran. Cr tragt den Stab leicht
in der Linken; mit der Rechten zeigt er hinüber aufs User,
voll frommer Zuversicht auf den Layen blickend, der sich
ängstlich an seinem Mantel hält nnd stark pen Stab auf-
stüzt, um nicht zu sinken. Aber das Wasser trägt bevde -

sie bedürfen nicht des Kahns, der vornen am Ufer ange-
bunden steht. Schwere Wolke», die am Himmel aufzie-
hen, trüben das Tageslicht, aber in den bevden Figuren
ist ein herrlicher Effekt der Massen, und die Ruhe ver-
breitet sich aus dem Antlitz des Heiligen über das ganze
Bild.

„Ueber die deutsche Kunstausstellung zu Rom im Früh-
jahr 1819 und über den gegenwärtigen Stand der
deutschen Kunst in Rom."

(B t (tl) !u 6.)

Unter den in Rom lebenden deutschen Künstlern neue-
rer Zeit nennt der Verfasser vor allen Overbeck nnd
Cornelius, bcyde mit einer reichen Phantasie begabt;
der erste ausgezeichnet durch eine liebevolle Anmuth und
inniges Schönheitsgefühl; der andere durch die höchste Kraft
des Ausdrucks und eine schöpferische Fülle der Erfindung.
Als ein Werk, wonach Overbecks Verdienst zu würdigen,
wird sein großer, in Frankfurt befindlicher Carton, den
Verkauf des Knaben Joseph darstellend, angeführt; "auch
habe sein wohlbegründeter Künstlerruf sich durch den in
Roin ausgestellten Carton, die bcfrepte Jerusalem, von
nezkbin bestätigt. Von dem was Cornelius, dessen frü-
here Werke ancb in Deutschland bekannter sind, ferner noch
Größeres zu leisten im Stande sey, werden die für den
neuen Kunsttcmpei in München ihm übertragenen Fresco
gemälde Zeugniß geben, nnd der Verfasser ist bereits im
Stande, darüber ein sehr günstiges Urtheil zu fallen, in-
dem er den erste»!vollendeten Carlo» gesehen hat, „welcher
„den ganzen mythischen CycluS der Nacht, sinit ihrem man
„nichfaktigen allegorischen Gefolge, nach sinnreich und ei-
„genthümlich anfgefaffter Vorstellungsweise der Alten, eben
„so tief bedeutend als reich darstellt." „Wenn" fährt er fort:
„in einigen früheren Hervorbringungen dieses Künstler»
„die gewaltige Kraft des Ausdrucks zuweilen in Uebertrei--
„bung ausartet und Manier zu werden droht; so bemerkt
„man in dieser lezten vortrefflichen Arbeit mit Vergnügen,
„daß er der Natur und edlen Einfalt wieder getreuer ge-
„blieben."
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