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https://doi.org/10.11588/diglit.12968#0414
Nr. i-i
u n st - B l a t r.
gjl o n t « S, d e n 18. Deceniber I 8 L o.
Denkmal der Kraft.
Die Inder und Aegvptcr hauten Berge zu Bildern und
Gebäuden aus, oder bauten Berge empor, rn den Pvrami-
Lcn/und thürmte» Obelisken auf als Grab- und Denk-
> male. Wir staunen über den Ernst und die Straft dieser
rauseudjchrigen Werke: aber, wie schon Pausa-nas seiueGrie-
chen von ihrer Bewunderung der Aegypter a;:f ihre eigenen
Werke, vornehmlich die Zyklopischen Mauer»., hrnwics, so
können auch wir in unserm Vaterlande auf ähnliche Riesen-
wanern, auf die Hünenbetton und Heidengräber, besonders
in Norodeuischland, wie im hohen Norden, Hinweisen.
Und nicht blvs von jener unvordenklichen Miesenzeit in
ihren kunstlosen Steinhaufen, sondern auch aus dem Hel-
denalter haben wir dergleichen Denkmale: und gerade der
Held, welcher der Angeipvnkr und Gipfel der deutschen Hel-
den jage ist, hat ein solches Grabmal. Der Gothenkönig
'Tleodvrich der Große, unser Dietrich von Bern
(Verona), welcher die Trümmer der Römcrgrvße zu einer
neuen Bildung bereitete, und dessen Reich Italien eineganz
andere Gestalt gegeben hätte, wenn esmch: bald nach seinem
Lode von den Griechen zerfrort worden wäre, gefiel fich
auch, wie jeder große Fürst, in großartigen Bauwerken,
tind sprach es aus, daß man bald den Geist eines Mannes
an seiner Behausung erkenne. Ihm baute daher auch seine
Tochter Ainalaswinda zu Ravenna (welches auch in
unserer Heldensage, als Raben, berühmt ist) ein würdiges
Grabmal, welches uns noch immer seinen königlichen und
Heldengeist verkündet.
Aus einem zebneckigen Unterbaue mit gewaltigen Bo-
genpfeilern, Lr pvc-> und einem Umgänge oben, erhebt sich
tin einfaches rundes Gebäude, mit einer ichönen, hohen
viereckigen Thure: alles aus großen Werkstücken trefflich
gefügt, und die Gewölbe, ganz eigenlhümtich, nicht aus
keilförmigen, sondern »u Jick-ack gehauenen Steiner, welche
die große Festigkeit gewähren, deren das Gebäude bedurfte.
Denn der Schluß desselben, die hohle Kuppel sammt ihrem
GesimS umher, besteht aus einem einzigen Steine.
Dieser runde Stein hat, nach wiederholten, neuerlich von
Dnfournv *) bestätigten Messungen vier und drey-
ßjg Fuß Durchmesser, und über neun Fuß Höhe.
Er ist verinuthlich über Meer, aus den Steinbrüchen von
Istrien geholt, und wog, nach Soufflots **) Berech-
nung, im vollen Blocke, zwev Millionen und zwey
mal hundert und achtzig tausend Pfund, und
nach der Bearbeitung wenigstens noch neun mal hun-
dert und vierzig tausend Pfund. Diese ungeheure
vast also musste an das Meer und herüber geschafft, aber,
was das wichtigste ist, so hoch, zur Decke des GrabmalS,
emporgehoben werden. Vermuthlich dienten die zwölf klei-
nen, erkersörmigen Erhöhungen, außen ringsumher, deren
Seiten halb ausgehöhlt sind, al« Griffe und Handhaben zu
einer solchen frepen Erhebung. ***) - Mitten auf dem Gip-
fel dieser Kuppel stand der große Porphyrs«rg Tyeodo-
richs, und ringsumher die zwölf Apostel von Erz. DieRo-
tuude, welche sie so überwölbt, ist noch eine Marienkirche.
Es oibt wohl kaum ein würdigeres und cigenthümli-
chcres Grab- und Denkmal für einen deutschen Fürsten und
Helden; und in der kuitsteeichen Ausbildung jener rolwn
Gestair unserer uralten Nicsengräber, wo ähnliche ungeheure
Steine als Decken oder Thore über andere hohe Steine ge-
wälzt sind — welche Urgestalt selbst noch in den Grabmä-
lern Gottfrieds von Bouillon in Jerusalem »nd der Nor-
mancn und Hohenstaufen in Sicilien vorzulreten scheinet
— stellt sich Ließ Gvtiusche Mausoleum annoch als hohes
Muster dar. Und sollte unsere Zeit, welche einen Helden
und Kriegsfürstcn ^ wie irgend eine, hervorzubrutgen ver-
mochte, nicht auch noch den Ernst und die Kraft und die
langarmrgm Hebel des Gemeinsinnes haben, ihm ein wür-
*) Für A § incv nrt. welcher i» seiner Geschichle der neuern
Baukunst, Taf. XVIII, und LXXl. 52 Abbildungen ici
Ganzen und der einzelnen Tveile gibt. Eich. XVII. >;l
S. Caylus Abhandl. in dem Men. de l’Acad- de«
Inzer. T. 3i. p. 38. Bergt, u. u. Alderii. Archil I.
». VI, 5.
•**) Diese bewunderte auch Basari. in der Eiiilciiung zu
seiner Künstlcrgcscyichlc. S. r zo, obwohl er »,c Schwere
nur über 200,000 Pfund fa/iiji.
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u n st - B l a t r.
gjl o n t « S, d e n 18. Deceniber I 8 L o.
Denkmal der Kraft.
Die Inder und Aegvptcr hauten Berge zu Bildern und
Gebäuden aus, oder bauten Berge empor, rn den Pvrami-
Lcn/und thürmte» Obelisken auf als Grab- und Denk-
> male. Wir staunen über den Ernst und die Straft dieser
rauseudjchrigen Werke: aber, wie schon Pausa-nas seiueGrie-
chen von ihrer Bewunderung der Aegypter a;:f ihre eigenen
Werke, vornehmlich die Zyklopischen Mauer»., hrnwics, so
können auch wir in unserm Vaterlande auf ähnliche Riesen-
wanern, auf die Hünenbetton und Heidengräber, besonders
in Norodeuischland, wie im hohen Norden, Hinweisen.
Und nicht blvs von jener unvordenklichen Miesenzeit in
ihren kunstlosen Steinhaufen, sondern auch aus dem Hel-
denalter haben wir dergleichen Denkmale: und gerade der
Held, welcher der Angeipvnkr und Gipfel der deutschen Hel-
den jage ist, hat ein solches Grabmal. Der Gothenkönig
'Tleodvrich der Große, unser Dietrich von Bern
(Verona), welcher die Trümmer der Römcrgrvße zu einer
neuen Bildung bereitete, und dessen Reich Italien eineganz
andere Gestalt gegeben hätte, wenn esmch: bald nach seinem
Lode von den Griechen zerfrort worden wäre, gefiel fich
auch, wie jeder große Fürst, in großartigen Bauwerken,
tind sprach es aus, daß man bald den Geist eines Mannes
an seiner Behausung erkenne. Ihm baute daher auch seine
Tochter Ainalaswinda zu Ravenna (welches auch in
unserer Heldensage, als Raben, berühmt ist) ein würdiges
Grabmal, welches uns noch immer seinen königlichen und
Heldengeist verkündet.
Aus einem zebneckigen Unterbaue mit gewaltigen Bo-
genpfeilern, Lr pvc-> und einem Umgänge oben, erhebt sich
tin einfaches rundes Gebäude, mit einer ichönen, hohen
viereckigen Thure: alles aus großen Werkstücken trefflich
gefügt, und die Gewölbe, ganz eigenlhümtich, nicht aus
keilförmigen, sondern »u Jick-ack gehauenen Steiner, welche
die große Festigkeit gewähren, deren das Gebäude bedurfte.
Denn der Schluß desselben, die hohle Kuppel sammt ihrem
GesimS umher, besteht aus einem einzigen Steine.
Dieser runde Stein hat, nach wiederholten, neuerlich von
Dnfournv *) bestätigten Messungen vier und drey-
ßjg Fuß Durchmesser, und über neun Fuß Höhe.
Er ist verinuthlich über Meer, aus den Steinbrüchen von
Istrien geholt, und wog, nach Soufflots **) Berech-
nung, im vollen Blocke, zwev Millionen und zwey
mal hundert und achtzig tausend Pfund, und
nach der Bearbeitung wenigstens noch neun mal hun-
dert und vierzig tausend Pfund. Diese ungeheure
vast also musste an das Meer und herüber geschafft, aber,
was das wichtigste ist, so hoch, zur Decke des GrabmalS,
emporgehoben werden. Vermuthlich dienten die zwölf klei-
nen, erkersörmigen Erhöhungen, außen ringsumher, deren
Seiten halb ausgehöhlt sind, al« Griffe und Handhaben zu
einer solchen frepen Erhebung. ***) - Mitten auf dem Gip-
fel dieser Kuppel stand der große Porphyrs«rg Tyeodo-
richs, und ringsumher die zwölf Apostel von Erz. DieRo-
tuude, welche sie so überwölbt, ist noch eine Marienkirche.
Es oibt wohl kaum ein würdigeres und cigenthümli-
chcres Grab- und Denkmal für einen deutschen Fürsten und
Helden; und in der kuitsteeichen Ausbildung jener rolwn
Gestair unserer uralten Nicsengräber, wo ähnliche ungeheure
Steine als Decken oder Thore über andere hohe Steine ge-
wälzt sind — welche Urgestalt selbst noch in den Grabmä-
lern Gottfrieds von Bouillon in Jerusalem »nd der Nor-
mancn und Hohenstaufen in Sicilien vorzulreten scheinet
— stellt sich Ließ Gvtiusche Mausoleum annoch als hohes
Muster dar. Und sollte unsere Zeit, welche einen Helden
und Kriegsfürstcn ^ wie irgend eine, hervorzubrutgen ver-
mochte, nicht auch noch den Ernst und die Kraft und die
langarmrgm Hebel des Gemeinsinnes haben, ihm ein wür-
*) Für A § incv nrt. welcher i» seiner Geschichle der neuern
Baukunst, Taf. XVIII, und LXXl. 52 Abbildungen ici
Ganzen und der einzelnen Tveile gibt. Eich. XVII. >;l
S. Caylus Abhandl. in dem Men. de l’Acad- de«
Inzer. T. 3i. p. 38. Bergt, u. u. Alderii. Archil I.
». VI, 5.
•**) Diese bewunderte auch Basari. in der Eiiilciiung zu
seiner Künstlcrgcscyichlc. S. r zo, obwohl er »,c Schwere
nur über 200,000 Pfund fa/iiji.
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