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Nr. 41.

K u n st - B l a r r.

Montag, d e u 22. Mas 182a.

„Ueber die Epochen der bildenden Kunst
unter den Griechen. Von Friedrich
Thier sch. Aweyte Abhandlung, die Epoche der
Kunstentw.ckelung enthüllend rc."

(Fortsetzung.)

Referent unternimmt es mit um so größerem Vergnü-
gen, eine kurze Uebcrsicht dieser gerstreich geschriebenen und
mit einer Fülle gelehrter Anmerkungen ausgestatteten Ab-
handlung zu liefern, da er darin diejenigen historischen Anga-
ben und Ansichten, die er selbst in einem früheren Versuch*)
über diese Kunstepoche zusammengestellt, mit wenigen Ab-
weichungen bestätigt gefunden. Daher wird er sich beson-
ders zur Pflicht machen, aus dem Reichthum neuer Bemer-
kungen und Erläuterungen, welche in der Abhandlung und
besonders in den bepgcgebenen Anmerkungen nicdcrgctegt
stnd, die wichtigsten, so weit eS der Raum gestattet, her-
vorzuheben.

Der Hr. Verfasser ftzt den Anfang dieser Epoche in die
5oste Olympiade, so daß die Wirksamkeit des Dixönus und
Scvllis und ihrer Schüler darin mir einbegriffen ist; das
Ende aber schon Olymp. 72., wo die Schlacht bcy Mara-
thon geschlagen wurde, aus dem Grunde, weiter vermu-
thet, unmittelbar nach diesem Siege sey die kolossale Bild-
säule der Athene, welche später auf der Akropolis stand,
von dem Zehnten der Kriegsbeute durch Phidias in Erz ge-
gossen worden. Wenn auch die Annahme eines so frühen
Auftretens des Phidias sich mit seinem Alter in Uebercin-
stimmung bringen läßt, so ist es doch nicht ganz wahrschein-
lich , daß die erwähnte Statue sogleich nach der Schlacht
verfertigt worden, denn sie wäre daun bey der Einnahme
Athens in der 75sten Olympiade durch die Perser wohl
schwerlich unbeschädigt geblieben. In jener drangvollen Zeit
konnte auch von Kunstübung kaum die Rede seyn; es wäre
daher vielleicht angemessener, die Blüthe des Phidias und sei-
ner Zeitgenossen etwa 4 Olympiaden später, mir der wie-
der eintretenden inneren Ruhe beginnen zu lassen.

°) Ueber die Studien der griechischen Künstler. Heidelberg
ISIS.

Die Abhandlung beginnt nun mit einem historischen
Ueberblick der verschiedenen griechischen Kunststätten und der
ihnen angehörigen Künstler (S. 21—42.) Diesem folgen
Betrachtungen über die Stoffe und Gegenstände (S. 42 —
49.), endlich über die Ursachen des Aufblühens der Kunst
in dieser Epoche, die Wichtigkeit ihres Uebergangs aus
den Schranke« des alten Herkommens in das weite Gebiet
freyer Kunstübung, und den Gang der Einwickelung selbst
(S. 49 — 63.)

So viel die alten Schriftsteller über den Flor der Kunst
zu Athen in der Zeit des Phidias erzählen, so arm sind
sie an Nachrichten über den vorhergehenden Zeitraum. Den
ältesten athenischen Künstler, Endvus, welcher Schüler
des Dädalns heißt, glaubt der Verfasser in die haste Olym-
piade, als Zeitgenossen des Dipönus und Scyllis, setzen zu
dürfen. In der ü?sten Olympiade, sogleich nach Vertreibung
des Hlppias (wie Plinius XXXiv, 4, 9. angicbt) arbeitete
Ante 11 or die Statuen des Harmvdius und Aristogeiton für
die Athener. Später (Olymp. ?5., 4.) wurden die Bild-
säulen derselben Männer auch von Kritias verfertigt, dessen
Beynamen vrjaiunja Hr. Th. wohl am ungezwungensten
durch die Annahme erklärt, daß er aus einem der kleinen in
der Nähe von Athen liegenden Eilande gebürtig gewesen. -
Ueber die verworrenen Nachrichten von den Künstlern He-
glas und H eg e sia s, wovon der eine bey Plinius, der
andere bey Lucian dem Kritias zur Seite gcsezt wird, erhal-
teg wir hier sehr befriedigende Aufklärung, indem die Ei-
nerleyheit beyder Namen dargethan, in der Stelle des Pli-
nius aber : Hegia; Minerva Pyrrhusque rex laudatur: et
Cclcti/.ontcs pucri et Castor et Pollux ante «dein Jovis
tonantis Hegesi« (L. XXXIV. , 8, 19, 16.1—das rex (mit
Heyne) als späteres Einschiebsel verworfen, und Pyrrhus
als Neoptolem genommen — das Wort Hcgcsias dagegen,
nach der Lesart einer Münchner Handschrift mit Agesias
vertauscht wird, so daß der Meister des bvrghesischen Fech-
ters*) (Agasias i. q. Agesias) eine wohlverdiente Stelle

' *) ArASIAS AX1SI0EOT E4>ESIOS

EI101EI ist die bekannte Inschrift am Trouk des bor-

ghesischen Fechters.
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