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Nr. 71.

K u n st - B l a t t.

Montag, d e u 4. September I 8 L 0.

Historische Notiz über Vi sco nti'L Leben
und Werke.

(Beschluß.)

So groß indessen die Zufriedenheit war, die er füh-
len mußte, indem er seinem Vaterlande nützlich diente, so
hieiren ihn doch die neuen Pflichten, die ihm gegen das-
selbe oblagen, zu sehr von den Neigungen und Ge-
wohnheiten seines Lebens entfernt, als daß er nicht lebhaft
gewünscht hätte, diesen ganz wiedergcgeben zu seyn. Die
beständigen, geliebtesten Gegenstände seiner Studien, die
Meisteriverke der alten Kunst, waren verschwunden und
hatten Visconti in schmerzlicher Einsamkeit gelassen. Sic
harr«», wie der Ort, der sie besessen, die Wirkung der
Revolutionrn und Ärieze erfahren; Triumphe hatten sie
nach Rom gebracht; andere Triumphe hatten sie von dort hin-
weggesührt. Die Gallier waren noch einmal Herren der alten
Hauptstadt der Welt geworden ; .Frankreich hatte sich dieser
Ehrcnbeute bemächtigt; sie gehörte ihm an; aber es blieb
ihm der Wunsch, auch den zu besitzen, der es solche Reich-
thümer schätzen und genießen gelehrt. Diese Wünsche,
übereinstimmend mit den von Visconti gehegten, wur-
den bald erfüllt. Er vereinigte sich mir den geliebten Gegen-
ständen seiner Studien im Oktober 1-99. Ehrenvolle Aus-
zeichnungen erwarteten ihn, und gierigen selbst seiner An-
kunft in Paris voran. Sv wie er Frankreichs Boden betre-
ten hatte, schuf man für ihn die Stelle eines Antiquars
des Central - Museums der Künste; alle Freunde des Al-
terthums und der Kunst in der Hauptstadt empfiengen ihn
mit Entzücken; der Neid, welcher sich unter dem Schein
der Vlebe für den Nalionairuhm hätte verbergen können,
lvagte nicht einmal irgend eine Klage hören zu lassen; und
Visconti konnte seitdem versichert seyn, daß, wenn ihm
die höchste Achtung für seine seltene» Kenntnisse, für seine
Person und >cine Werke, genügte, ihn das nenangenom-
mene Vaterland für das verlorene entschädigen würde. Die
schmeichelhaste Aufnahme, die er in Frankreich fand, konnte
übrigens nur ehrenvoll für das uns damals unterworfene
Italien seyn, sic rächte es gewissermaßen für unsre Siege,
wie ehemals die öffentlichen Ehrenbezeigungen, welche Po-

lybius von den Römern erhielt, den Kummer Griechen-
lands über den Druck des römischen Joches milderten.

Visconti, durch die für ihn geschaffene Stelle berufen,
die unermeßlichen, in dem Museum der Künste angebäuf-
ten Reichthümer in die bequemste Ordnung zu bringen,
fand unter ihnen mit Freuden den größten Theil seiner äl-
testen und vertrautesten Bekannten; den Apoll und die Mu-
sen, den Torso, die Cleopatra, den Laokoon, de» Nil-
und Tiberstrom, und so viele andere Meisterwerke des
griechischen Meißels. Er ordnete sie nach der für seine
Werke angenommenen Methode, und besorgte Notizen über
dieselben, welche zu gleicher Zeit den Haufen der Neu-
gierigen, der Kunstfreunde, Gelehrten und Künstler be-
friedigten. Diese Notizen sind in der That Muster von Klar-
heit, Kürze und Zweckmäßigkeit; sie erlebten mehrere Aus-
gaben, und der Unterschied, welcher zwischen der ersten und
lezten herrscht, verdient wohl bemerkt zu werden, denn er
bezeichnet ein großes und schmerzliches Kapitel in unserer
Geschichte.

Die Beschaffenheit von Visconti's Arbeiten hatte seine
Stelle in zlveven der Akademien angedeutet, woraus das
Institut besteht. Bcv der neuen Organisation dieser An-
stalt im Jahr 1800 ward er zum Mitglied der Klaffe der
scheuen Künste ernannt, und im folgenden Jahr wurde er
zu einer frevgewordcnen Stelle in der Klasse der Geschichte
und alten Literatur erwählt; eine doppelte Anerkennung des
Erfolgs, womit er zugleich in der Geschichte und Theorie
der schönen Kunst, und in der Alterthumslunde und Kritik
gearbeitet hatte. In der That hatte er diese verschiedenen
Zweige der Erkenntniß zu einem solchen Grade von lleber-
legenheir gebracht, daß sie hiugereicht hatte, für Mehrere
einen Ruf vom ersten Range zu begründen. Seit seinem
Aufenthalt in Frankreich wuchs die Wissenschaft noch fort-
dauernd durch die neuen Werke, womit er unsre Literatur
bereicherte, und vorzüglich durch seine lconvxr»p!,le «n-
cienne. Dieses große und schöne Werk enthält die bewähr-
teste Sammlung von Bildnisse« berühmter Menschen des Al-
terthums, mit einigen Hauptzügen aus ihrer Geschichte.
Der Verfasser verwirklicht darin einen der schönsten Gedan-
ke» des Polpbius, der sich aus wahren Ruhm verstand, und
Register
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