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a t t.

Dienstag, den 1. Januar 1839.

Aunstgeschichie und Weriegesc.

l.

Das Studium der Kunstgeschichte hat seit zwanzig Jah-
ren in Deutschland, Italien, England und Frankreich einen
bedeutenden Aufschwung genommen; die verschiedenartig-
sten Kräfte haben sich ihm gewidmet und nach den verschie-
densten Seiten hin seine Ausbildung gefördert. Nachdem
die Schriften von Winckelmann in neuen italienischen
und deutschen Ausgaben, und die Werke von d'Agin-
court, Lanzi, Cicognara, Fior i llo und Ba rtsch
sammt den Levicis von Füßli, Will in, Pilkington
und Br pan erschienen waren, besaß man eine ziemlich
detaillirte Uebersicht über das große Gebiet, dessen ein-
zelne Theile gleichwohl eine noch unübersehbare Bearbei-
rung erheischten.

Es würde für unfern gegenwärtigen Zweck zu weit
führen, wollten wir der erfolgreichen Bemühungen er-
wähnen, welche seit dem Jahr 1815 die Kunstgeschichte
des Alterthums auf eine so glänzende Art erweitert haben.
Die Resultate dieser Arbeiten liegen in einem Werke vor,
das Jedermann kennt und bcnüzt: C. O. Müllers
-Handbuch der Archäologie der Kunst; und über die neue-
ren Beiträge, welche die Reisen archäologischer Forscher
und die Erklärungen der in europäischen Museen aufbe-
rvahrten Kunstgegenstände liefern, findet sich eine fortlau-
fende und vollständige Uebersicht in den Schriften des
archäologischen Instituts zu Rom, dessen aus-
gebreitete Thätigkeit sich eben sowohl über Geschichte der
.Kunst alö über die Erläuterung ihrer Denkmäler erstreckt.
— Nur eines deutschen Werkes sep hier besonders er-
mähnt, welches für die Freunde der alten Kunstgeschichte
Don Interesse sepn muß, des dritten Bandes von H.
Meyers Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen
und Römern (aus seinem Nachlasse herausgegeben von
F. W. Riemer), welcher die Geschichte der bildenden
Kunst unter den Römern enthält und mit den Resultaten


jüngerer Forschungen mehr übereinstimmt, als die in den
zwei ersten Bauden enthaltene Geschichte der Kunst unter
den Griechen.

In der Bearbeitung der neuern Kunstgeschichte traten
zunächst die Forschungen über mittelalterliche Baukunst
hervor, welche B v isserse, Moll er, ^tieg litz, Fürst
Lichnowskp, Quaglio u. A. zu derselben Zeit in
Deutschland anregten, als in England durch die Bemü-
hungen von Britton u. A. die dortigen Denkmäler
bekannt gemacht wurden. Derselbe Eifer erwachte seit der
Restauration in Frankreich, und die Werke vonChapu»,
No die r, Labor de u. s. w. waren die Vorläufer sehr
regsamer Forschungen, welche gegenwärtig über ganz Frank-
reich verbreitet sind. Mit Bedauern müssen wir sagen,
daß der Eifer für diese Gegenstände in Deutschland schon
nachzulaffcn beginnt. Die verdienstlichen Werke von Put-
trich und Geyser, Popp und Vülau sind gegenwär-
tig fast die einzigen, die über diesen Gegenstand erscheinen,
und wir wünschen aufrichtig, daß mehreren angekündigten
Unternehmungen dieser Art eine kräftigere Ermunterung
zu Theil werden möge. Zur allgemeinen und specicllen
Charakterisirung der Baudenkmale haben überdies die
Schriften von Stieglitz, Büsching, Kugler,
Schn aase u. A. wesentlich beigetragen. Es handelt sich
bei allen diesen Bemühungen theils um genaue Darstel-
lung nationaler und provinzieller Eigenthümlichkeiten,
welche als Ausdruck besonderer Gesinnung, Denkweise
und Gewöhnung gelten können, theils und zunächst um
urkundliche Ermittelung des Faktischen, dessen Kenntniß
durch die Gleichgültigkeit unsrer Vorfahren, und durch
Verluste und Zerstörungen der Zeit so vielfach getrübt
worden ist.

Nickt gleiche Sorgfalt hat man auf die Geschichte der
neuern Bildnerei verwandt. Die hohe Schönheit der
antiken Bildwerke und der großartige Styl, welchen die
moderne Sculptur durch Michelangelo erreichte, hatte die
moderne Welt gegen die früheren nationalen Anfänge
gleichgültig gemacht; man hieft es nicht für der Mühe
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