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Musik einer Sirene, die ganz oben, über dem Wettrennen
des Oeuomaus, mit schlagenden Becken unter reicher
Vlnmenverziernng angebracht ist, so wie auf dem Fuß
des Gefäßes eine geflügelte, unterwärts in Blumenranken
endende Siegesgöttin, die durch das Symbol der Aphro-
dite, ein in der Nähe angebrachtes Häschen, als siegreiche
Vollenderin bräutlicher Feier bezeichnet wird. Auf diese
Art ist der aus den verschiedenartigsten Scencn zusam-
mengesezte Bilderschmuck in die schönste Harmonie gebracht.
Nur ein Bedenken ist uns bei dieser trefflichen Abhand-
lung übrig geblieben. Es betrifft die Erklärung des Atlas.
Die Frage, ob dieser Titan bloß als Träger des Himmels
oder des Himmels und der Erde zu denken sep, ist schon
vor einigen Jahren ein Streitpunkt zwischen Naoul-
Nochette und Letroune gewesen, worüber >vir ini 1.1850
Nr. 61 und 65 dieser Blatter berichtet haben. Letronne
erklärt ihn als Träger des Himmels und der Erde,
Raoul-Rvchette dagegen zeigte nach bildlichen und schrift-
lichen Denkmalen, daß er nur Träger des Himmels sey.
Wir sprachen uns a. a. O. für die leztere Ansicht aus,
und sind durch die Gründe, mit welchen Hr. Gerhard die
andere Ansicht zu vertheidigen sucht, nichts weniger als
überzeugt worden. Um nicht früher Gesagtes zu wieder-
holen, berühren wir hier bloß die Hauptstellen.

Die Hauptstelle über den Atlas bei Homer Od. i,
5J — 54:

....... f/gi da re ytovctg avrog

fiaxpag, cti ycuccv Ta y.ai ovqavov uutp'tg t^ovoiv

erklärt er von Säulen, welche Himmel und Erde Zusam-
menhalten, während die einzig richtige Erklärung von

i'/fty auseinanderhalten ist, und wir also an Säulen
denken müssen, welche ans der Erde ruhen und denHimmel
von der Erde trennen. Wenn auf dem Kasten des Cypselus,
den man ins achte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung
sezt, bei Atlas der Vers stand. Paus. V, 18, 5:

b-lr/.a; ovQCtror ob log tcc St. tiu/.a pethjaei,

so erklärt er den Ausdruck des tausend Jahre spätern
Pausanias für genauer und richtiger, wenn dieser erklä-
rend säet: uiv rüy iS/tar r.ara lei /.f/o/itya

ovQctvöv tp aj’t-'/ft xcf t yij Die ganz klare Stelle des
Aristoteles mm Loiioy xiyijoetii; C. 3. Oi flk fivthxw; twv

'‘uir/.ayra zwiHvrr; ln\ riji yi]g r/orra Tue "itiSa; doguify

Sy x. t. sucht er dadurch für seine Ansicht zu benützen,
daß er statt im Tfg y,j; mit leichter Aendcrung schreibt
vn6 tiJ,- yijg. Allerdings ist diese Veränderung sehr leicht,
und durch hundert Beispiele zu belegen, aber dennoch
hat sie da, wo sie aus dogmatischem Interesse gemacht
wird, nicht die mindeste kritische Geltung. Sollten sich
aber auch wirklich Stellen finden, wo Atlas als unter
der Erde stehend angeführt wird, wie die vom Scholiasten

des Aeschylus Prom. 425 und im Violarium der Eudocia
1>. 16.

Jllufrog TialiXiog , 10g v^ir?.ag vtoroig (paoei

Tov ovcctvov y.ctTio&av }y ytjg art/tov ,

die übrigens aus später Zeit und darum von geringer
Geltung ist, so fehlt es jedenfalls auf den Bildwerken
an jeder Bestätigung dieser Ansicht. Jedoch findet Herr
Gerhard in der Eürtung, die sich auf einigen geschnitte-
nen Steinen an dem Polos des Atlas findet, die Hin-
deutung auf eine zweifache Erd- und Himmelslast, wäh-
rend doch der Gedanke an eine astronomische Abtheilung
der Himmelssphäre weit natürlicher und zudem durch die
Analogie des Farncsischen Atlas erwiesen ist. Wie kommt
es aber, möchten wir fragen, daß bei den zahlreichen
Monumente», auf denen Atlas dargestellt ist, nirgends
eine Hinweisung sich findet, daß dieser Titan unter der
Erde, auf dem Meeresgrund fußend, zu denken sey, wäh-
rend es der alten Kunst nicht an der Symbolik fehlt,
dies durch irgend ein einfaches Merkmal anzudeuten?
Merkwürdiger Weise aber sind diese Bilder mit großer
Uebereinstimmnng so dargestellt, daß wir ihn auf dem
Boden stehend zu denken haben, oder, um mit Hesiod
zu reden, auf der

j'at’ evqwjttqvos, nuvToiv ’iSog aücpaXs; cclte.

Auf diesem sichern Boden muß auch Kritik und Eregefe
stets bleiben. Bei der großen Hochachtung aber, die nur
vor Herrn Gerhard haben, können wir doch nicht leug-
nen, daß wir an diesem Punkte seiner Erklärung und
Kritik einige Willkürlichkeit zuschreiben müssen. Doch ist
cs gut, daß dieser streitige Punkt seit einiger Zeit von
allen Seiten geprüft wird, denn dies ist der sicherste
Weg, um die Wahrheit, wo nicht entschieden, doch an-
näherungsweise zu finden.

(Der Beschluß folgt.)

Annstgeschichte und Pcriegese.

(Fortsetzung.)

Die neuen Schriften, die wir zu nennen haben, ge-
hören großentheils der Geschichte der Malerei an. Wir
beginnen mit einer Monographie, welche sich an die Werke
vonVraun, Rehberg undQuatremürc-de-Quin-
cy über Raffael, Hegner über Holbein, Heller über
Lucaö Cranach, Waagen über Joh. v. Eyck, Renmont
über Andrea del Sarto, Graf Gallenberg über Leo-
nardo da Vinci anschließt, aber in Hinsicht auf Gründ-
lichkeit der Forschung und umfassenden Ueberblick der Dar-
stellung den meisten derselben vorangefezt werden muß.
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