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155

Christen im Umlauf gewesen zu sepn. Jene gemalten
Glaser mit Goldgrund liefern dieselben häufig mit In-
schriften. S. Paulus erscheint dabei mit kahler Stirn
und einer laugen gerade» Nase, und S. Peter mit jenem
Haarbüschel auf der Stirn, welches nachher typisch ge-
worden ist.

Die beigefügtcn Steindrucke enthalten ausgewählte
Copicn nach Darstellungen, die durch die alteren Kata-
kombenschristfieller bekannt geworden >i»d. Dicjeu ver-
dankt der Vf. sein ganzes Material. Untersuchungen an
Ort und Stelle scheint er nur sehr vereinzelt angestellt
zu haben. Wie nützlich indessen eine ähnliche geistvolle
und lebendige Zusammenstellung den etwas schwcrgerü-
sieten Arbeiten früherer Gelehrten gegenüber seyu muß,
dürste sich vielleicht schon aus obigen Andeutungen ent-
nehmen lassen. Anstößig müssen die häufigen Ausfälle
gegen protestantische Schriftsteller erscheinen, denen er
sogar an einigen Stellen die Fähigkeit, in diesem Gebiet
der Archäologie unbefangene Forschungen anzustcllen, ab-
spricht. Bei einem andern Orte nennt er fie würdige
Nachfolger der Jconoklasten. Dies läßt das Bestreben, der
römischen Hofhaltung zu gefallen, etwas zu auffallend
durchblicken. Bei alle dem kömmt es sehr darauf an,
welche Aufnahme sein Werk bei dem römischen Clcrus
finden wird, indem viele der darin angestelltcn Unter-
suchungen denn doch von der Art sind, daß man sie am
römischen Hof vielleicht lieber nicht. berührt zu scheu
wünschte.

Alte und neue Ideen über Malerei.

Zwischen schöner Literatur, Kunst und Wissenschaft
besteht ein solch inniges Wechselverhältniß, daß Alles,
was auf die eine influirt, auch auf die beiden andern
seine Wirkung äußert. Daher kommt cs, daß in Frank-
reich, wo Alles auf das Gefällige des Bühneueffektcs,
der sich sogar in der kirchlichen Feier kund gibt, berechnet
ist, wo der Materialismus sich zur Schau trägt, alle
Kunstprodukte mehr oder weniger den Stempel dieser
Aeußerlichkeit au sich tragen; daher kommt cs, daß in
England, wo daS Kaufmännische vorlenchtet, wo Schick-
ichkeit der äußern Form und respektabler Schein vor-
^icrr che, die Kunstprodukte diese Meikmale besitzen; in
neulich and, wo, um mit Bulwer zu reden, kontempla-
tive Ruhe und schmucklose Znnig'eit des Gefühls hervor-
ragt, wir an den Produkten der Kunst diese Kennzeichen
lrcffcn. jn England und Frankreich offenbart sich in

Allem, was die Kunst liefert, kühne Ausführung und
scköne Form, aber Mangel an Empfindung; bei uns
Deutschen dagegen finden wir Erhebendes, Rührendes,
die Seele Ergreifendes. Daher kommt es, daß unsere
Schulen sich zu dem Re l igio sen, das seine Macht über
die Einbildungskraft ausübt, hinneigcu.

Es ist viel darüber gestritten worden, und wird noch
immer viel darüber gestritten, inwiefern cs lhunlich sep,
dem religiösen Prinzip in Malerschulen die Oberhand zu
lassen. Darüber erlauben wir uns folgende Ansichten nie-
derzulegen: Halten sich dergleichen Produkte an bloße
objektive Auffassung, sicht man den Bildern an, daß
9celigion, nicht religiöse Gefühle, sie geschaffen, daß
die Ideale aus der Religion selbst geschöpft sind, dann
ist dieses Streben, religiösen Bildern den Vorrang zu
schaffen, sehr löblich. DerKünstler wird sich dann gleich-
sam über die Erde erheben, um himmlische Gestalten
darzustellen; er wird aber auch diese verklärende Phantasie
beibehalten, wenn er zur Erde zurückkehrt, und fie bei
Erschaffung anderer, d. h. nicht religiöser Gegenstände,
zurückstrahlen lassen. Schon Cicero sagt in dieser Be-
ziehung t nOrania profeclo, cum se a celestibus rebus
referet ad Immanas, excelsius magnificeiUiusqne et dicet
et sentiet.“

Die Iugcndgcschichte großer Genies bietet dem For-
scher vieles Interesse. Mau möchte ihnen einen Seher-
blick zuerkennen. Bulwer erzählt: »Ein später sehr
berühmt gewordener Maler begann eines seiner Bilder
zu einer Zeit, als er nicht Mittel genug besaß, die mit
der Arbeit verbundenen Kosten zu bestreiten. Ein Geld-
stück nach dem andern ging weg und endlich hatte er nur
noch einen einzigen Groschen, den er, in jenem dem
Genie eigenen Kindersinn, seines Glanzes wegen bis zulezt
aufgespart hatte. Der Groschen war so verrätherisch als
blank — mit einem Seufzer zum Bäcker getragen, wurde
er als falsch befunden, und das eben ergriffene Brod
wieder aus der Hand des Unglücklichen gerissen!

Was war cs, das diesen Maler in seiner tiefsten
Armuth noch aufrecht hielt? — Cs war die religiöse Be-
trachtung. mit der er in der Vergangenheit tiefste Höhlen
drang. Nack) meinem Dafürhalten könne» eigentlich nur
diejenigen es in der Malerkunst zu einer Größe bringen,
die in dieser erhebenden Phantasie, um mit Goethe zu
reden, ihr Brod mit Kummer aßen. Nur sie vermögen
es, die menschliche Leidenschaft mit ihren verschiedensten
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