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319

einige Stimmen gekehrt. Ter ganze Habitus und Aus-
druck des Jünglings, die Nahe des Liebesgottes:e. be-
zeichnen eine innere Seligkeit. Dann ist aber die auf-
gehobene Trinkfchale überflüssig, ja störend, indem sie
einen ganz andern Sinn und Zustand andeutet. — Maler
v. Wächter hatte »Hymen und Amor," »Anakrevn" und
»Herkules am Scheidewege" ausgestellt, Belege, daß auch
er noch in hohen Jahren bildend thätig sevn muß. Es
sind Gedanken im bekannten Styl des Mei>rers, die man
im Ganzen betrachtet, ohne sie mikroskopisch nahe zu nehmen.
— Weng von hier hat in seinen »Makkabäern, von
Griechen überfallen" augenscheinlich Etwas unternommen,
was er nicht ganz durchznführen vermochte. Man kann
manchen Einzelnheiten Verdienst zugestehen, ohne darum
in dem Ganzen ein ansprechendes Bild zu finden.

(Fortsetzung folgt.)

Bemerkungen.

Der Thätige hat ein geschärftes Auge, wenn er
in seinem Thun auf Hindernisse stößt, für das, was ihm
weiterhelfen dürfte, und so sieht der aus i'i b ende K ü n st-
ier sich um nach Demjenigen, was er sich aus der Natur-
vder Kunstwelt als das ihm und seinem Werk gemäße
aneignen möchte.

Auf ähnliche Weise ist das Auge des Kunstfreun-
des, Kunstkenners offen und thätig in den genannten
Sphären, — und doch auch wieder in anderer Art. Er
will nicht schaffen, sondern lernen, nichts Neues erzeugen,
sondern sich des Gebildeten kundig erfreuen. Seine Rich-
tung ist nicht einseitig auf ein bestimmtes Förderndes
gerichtet, sondern nach jeder Seite hin thätig, die sein
allgemeines Kunstinteresse ergreift.

Weil nun der Künstler mit seinem Polyphemauge
leicht engsichtig wird und, in sein Thun verfangen, von
Allem hinwegsieht, was ihn in seinem Selbstbewußtseyn
irre machen könnte, — der Kunstfreund aber sein hundert-
faches Argusauge selten lange genug auf Ein Objekt
richtet, und den theoretischen Blick zum technischen macht,
so wäre wünfchenswerth, daß Beide ihre Augen zuweilen
gegenseitig vertauschten, d. h. daß Jeder sich in die
Stellung, die Sehweise des Andern zu setzen suchte.

Zu allem Schassen gehört neben dem richtigen Blick
auf das Eine, was Noth ist, ein korrekcionneller Blick
aufs Allgemeine; — zu allem Forschen neben dem allge-
meinen Interesse für die ganze Sphäre eine besonnene
Wahrnehmung von möglichir vielem Einzelnen.

Nachrichten vom August.

Museen und Sammlungen.

Haarlem. Seit dem Monat Juni v. I. ist hier im
Tanzsaale des Lustschlosses Welgelcgen eine Bildergalerie leben-
der niederländischer Maler errichtet. Es befinden sich darin
schöne Meisterwerke der ersten Künstler, dabei aber auch Ju-
gendarbeiten verdienter Männer, welche von der hiesigen
väterlich gesinnten Regierung zur Aufmunterung und Bele-
bung des Kunflffeistcs gekauft wurde».

Bauwerke.

Livorno, 1.'August. Eine neue englische Kirche, zu
welcher die englische Regierung 50vv Pfd. Strl. beisteuert,
und deren Architekt della Ralle ist, scheint sich in An-
sehung des Styls über oas Mittelmäßige zu erheben, wäh-
rend sonst hier zwar viel, aber sehr geschmaeklos gebaut wird.

Wien, i. Aug. Seit einigen Wochen wird bas l-stockige,
li Wiener Klafter hohe Gerüst des Stephanthurmes häufig
bestiegen. Es ist mit einer bewunderungswürdigen Sicher-
heit, Festigkeit und sogar Bequemlichkeit gebaut, so daß man
uin die äußerste Spitze des Thurms, durch ein Geländer
geschüzt, herumgehen kann. An der Pyramide selbst hat man
durchaus keinen Schade» gefunden, der die Senkung erkläre»
könnte, tiefer jedoch einen bedenklichen Riß bemerkt, der
durch die ganze Mauer geht und eine Auswechslung der
Steine nicht gestattet. Man hoffte indeß, denselben durch
starke eiserne Klammern in derselben Art unschädlich machen
zu können, wie der Riß in der St. Peterskirche in Rom
durch den bekannten eisernen Ring, welcher nun schon lange
die Riesenkuppel zusammeuhält. Indeß hat man unlängst,
als man mit der großen Glocke läutete, auf dem Gerüste
ein so bedenkliches Schwanken bemerkt, daß man zu der
Ansicht gelangt ist, der Thurm bedürfe keiner Reparatur,
sondern einer vbuigen Abtragung, wenn er nicht über kurz
oder lang de» Wiener» über den Kopf stürzen soll, und so
wird denn dieselbe noch in diesen Tagen beginnen.

2i. August. Man arbeitet hier seit gestern an der
Abtragung des Stephanthurmes, wobei die Arbeiter außer-
ordentliche Kühnheit zeigen.

München, 25. August. Heute am Gebnrts- und Na-
menstage Sr. Majestät ist die neue gothische Mariahilfkirche
in der hiesigen Vorstadt Au feierlich eingeweiht und somit
eine der schönsten Zierden unserer Residenz ihrer Bestimmung
übergebe» worden.

fireir,nncl), 14. Juli. Endlich wird denn dem Haupt-
mangel unsers segenreichen Kurorts abgeholfe» und ein großes
Kurvaus erbaut. Die Mittel dazu sind durch Aktien zu-
sammengebracht und der Ban zum Konkurs für Architekten
ausgeschrieben worden. Der für de» besten Bauplan aus-
gesezte Preis wurde durch Stimmenmehrheit einem früher»
Schüler Gärtner'-, Herrn Baumeister Jahn zu Wiesbaden,
zuerkannl, der sich schon rühmlichst durch die Aufführung
des Kurhauses in Weilbach ausgezeichnet hat und jezt die mit
vielem Ge sch macke entworfenen Stationsgebäude der Taunus-
Eisenbahn ausführt.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.
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