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»Unser edler Monarch, reich an allen königlichen Tu-
genden, und wie für Recht und Wahrheit, so auch für
das Edle und Schone begeistert, hat wieder eine Idee
angeregt, die jeden Freund der vaterländischen Kunst
zur größten Dankbarkeit verpflichtet. Die Schweden
haben sich in ihrem Nationalstolz stets ihren eigenen
Weg zum Ziel' der Ehre gebahnt; warum sollte es an-
ders seyn in Betreff der Kunst?" — Nach einem kurzen
Rückblick auf die schönsten Kunstperioden anderer Zeiten
und Volker fahrt der Verfasser fort: „Wer zum ersten
Male die Hauptstadt Schwedens betritt, wird beim An-
blick der schönen stolzen Königsburg gewiß auf den Ge-
danken kommen, daß eine Nation, die ein solches Werk
der Baukunst errichten konnte, in der Kunstbildung
überhaupt einen hohen Standpunkt erreicht haben müsse,
bind wenn er nun nach den weitern Werken und Zeugen
dieser Kunst fragt, was findet er? So gut wie nichts;
und von fremden Kunstwerken einige Gemälde und AI-
terthümer in den kleinern Gemächern und Gängen der
Kvnigsburg — das ist Schwedens Reichsmuseum.
Freilich giebt es auch außerdem manche schonen und
guten Kunstwerke, aber wer kennt sie? Hängen sie doch
zum Theil in abgelegenen Schlössern, liegen sie doch
zum Theil sogar noch in Kisten und Kasten verpackt.
2st es da nicht an der Zeit, ein Nationalmuseum zu
errichten? Als Kunst- und Vaterlandsfreund erlaubt
sich dxr Einsender, das Publikum auf einen Plan zu
einem solchen Werke aufmerksam zu machen, den der
durch frme Talente wohlbekannte Künstler Mandel-
geen entworfen hat, nachdem er sechs Jahre in den
berühmtesten Städten Europa's sein Augenmerk haupt-
sächlich auf die Kunstmuseen gerichtet und über die beste
^auart eines solchen uachgedacht hatte." Das Resultat
dieser Studien ist nach der dem Aftonblad beigegebenen
deichnung ein regelmäßiges Sechszehneck von 110 schweb,
s Durchmesser, in dessen Centrum eine breite Treppe
^rabfvrmig bis in das dritte Stockwerk führt. Aus
je Cln "'«glichst wenigen Raum wegnehmenden, von
v en und «um durch Glasfenster an den Seiten erleuch-
teten,^ nur yg,, freistehenden Säulen eingeschlossenen
Treppenhause führen die Eingänge in die sechs Haupt-
abtheilungen, davon fünf in je drei Unterabtheilungen
zerfallen, ^n diese fünf großen Abtheilungen werden
die Gegenstände in folgender Weise vertheilt. Die erste
enthält die indischen, die zweite die' ägyptischen, die
dritte die römischen und griechischen, die vierte die christ-
lichen und die fünfte die nordischen Kunstsachen. Jede
dieser Abtheilungen wird im Styl der Kunstperiode, der
sie angehört, verziert. In den untern Sälen fällt das
Licht von oben durch die Fenster der Seitenwände. Die
sechste Abtheilung dient zum Eingang in das Gebäude,
'"ie auch zu Vorrathsgemächern, Auditorien für Kunst-

vorlesungen ic. Der Raum zur Aufstellung der Sculp-
turen beträgt 12,500 Quadrat-Ellen, und die dunkelro-
then Wände zum Aufhängen der Gemälde bieten eine
Fläche von 20,500 Q.-Ellen. Alle Mauern und Säulen
sind von Ziegelsteinen zu erbauen, der Dachstuhl von
Eisen. Die äußern Mauern erhalten keinen Anwurf;
ihr Schmuck besteht aus weißen Ziegeln auf rothem
Ziegelgrunde. Der Kostenanschlag ist im Verhältniß zur
Größe des Gebäudes, das 90 Ellen hoch wird, sehr ge-
ring. — „Man wird einwenden," meint der Einsender
des Planes, „daß bei demselben keiner der bekannten
Baustyle befolgt worden ist, doch — fügt er hinzu —
warum sollen wir nicht auch darin unfern eigenen Weg
gehen, und ein nordisches Nationalmuseum in schwe-
dischem Styl erbauen?" Da die Mauern und Pfeiler-
stellungen von der Peripherie nach dem Centrum laufen,
so erhält der Architekt lauter nach innen sich verengende
Räume. Im Aufriß zeigt das Gebäude keinen hervor-
stechenden Charakter. Die Rotunde (oder das Viereck)
wiederholt sich viermal über einander mit immer klei-
nerem Durchmesser und Höhenverhältniß, so daß es an
orientalische Thurmbauten erinnert. Flache Giebel über
den Fenstern bilden für jedes Stockwerk eine Art Krone.

Nachrichten vom December.

Akademien und Vereine.

London. Zu den zahlreichen hiesigen gelehrten Gesell-
schaften ist eine neue hinzugekommen: die Syro-Egyptian so-
ciety, welche sich ausschließlich mit Erforschung der syrisch-
ägyptischen Altcrthüiner und Geschichte beschäftigt. Der ge-
lehrte Orientalist Dr. Lee ist der Präsident, Dr. Notes der
Sekretär. Der letztere setzte in einer ausführliche» Rede
den Plan der Gesellschaft aus einander, welcher darin besteht,
„Literatur, Wissenschaften und Künste in Vorderasien zu be-
fördern, und unsere Kenntniß der Allerthümer, Weltgeschichte
und des gegenwärtigen Zustandes dieser Länder zu erweitern."
Es sind bereits bedeutende Geschenke an Büchern, Karten :c.
für die Gesellschaft angekündigt, und es war sehr interessant,
in der zahlreichen Versammlung viele Reisende zu sehen, die
sich nach langer Abwesenheit wieder zusaniinenfanden und er-
kannten.

Museen und Sammlungen.

Lönigoberg. Die Schlaetit bei Leipzig im Moment der
Erstürmung der Stadt durch die ostpreußische Landwehr, ge-
führt von dem jetzigen General-Auditeur Friccius, ein Ge-
mälde von Rechlin in Berlin, ist von hiesigen Kunstfreun-
den gekauft und iin Saale des Magistrats aufgestellt worden.

Nom. Die Galtcrie Borghese erhielt einen beträchtliche»
Zuwachs, der theils neu Angekauftes, theils aus dem in
Florenz veräußerten Palast des eben dort verstorbenen Don
Camillo Borghese Zurückbehaltencs begreift.
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