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Nr. 6r

Kunst-Blatt.

Montag, den i. August 1825.

Uebcr Millingetlö Norrumanks of Grecian art.

Ancient unedited Monuments of Grecian art from collec-
tions' in various countries principally in Great Brilain,
ilhistrated and explained hy James Millingen Esq.
London. Number I —4. 1822. 60 S. Mit 24 Kupfern.
Number 5. 8 S. 4 K.

Wenig archäologische Werke dürfen auf eine so reiche
Theilnahme des Publikums rechnen, wie das neueste Werk
des Hrn. Millingen. Der Name des Herausgebers ist
durch seine früheren Vasenwerke rühmlichst bekannt, die
Auswahl der Bildwerke ist dießmal auf vorzügliche und
rein griechische Kunstwerke beschränkt, dazu ist das Aeußcre
des Werks und namentlich die Ausführung der Blatter,
wenn auch zuweilen mehr reizend als treu und zweckmäßig,
jedenfalls zu häufiger und vielseitiger Beschattung des
Werkes anlockend. Hienach wird es nicht unpassend seyn,
auch von einem vielen Lesern bereits bekannten Werk mit
Mehrerem zu reden, darum, weil man den Anblick eines
solchen gern von Neuem sich zurückruft und Betrachtungen
gern verfolgt, die sich daran knüpfen.

Mit einem der merkwürdigsten Bildwerke attischen
Ursprungs machen uns die ersten Blätter bekannt. Es
ist die für den Engländer Hrn. Thomas Burpon 1813
bev Athen ausgegrabene ^prcis - und Aschenvase mit dem
alterthümlichen Bilde einer Minerva und der Abbildung
eines Wagenrennens auf der Rückseite, durch Fundort,
Bestimmung, Vorstellung, Zuschrift und Kunstwerth
höchst bedeutend. Es ist eine der wenigen bisher bekannt
gewordenen Vasen von gebrannter Erde aus dem griechi-
schen Mutterland: durch regelmäßige Grabung auf der
linken Seite der Straße von Athen nach Theben unweit
Gribos Kapesi etwa drcy Fuß unter der Erde ward sie
gefunden. Es ist nicht blos eine zum Zweck der Gräber
nebenher verzierend oder bedeutsam gebrauchte Vase, son-
dern, in der bloßen Erde, die Mündung mit einem qua-
draten Stein bedeckt, zwischen sechs kleineren irdenen Ge-
fäßen Asche und Knochen enthaltend, selbst ein umschlies-
sendes Grab, und dennoch, wie Inschrift und Vorstel-
lung bezeugen, ursprünglich weder auf Gräber noch auf

Mysterien, sondern aus Spiele bezüglich als ein unter
Minervens Schutze ertheilter Preis. Die uralten Züge
der Zuschrift scheinen von den Panathenäen zu sprechen,
das alterthümliche Bild der spcerschwingenden Athene
verbürgt die Beziehung der Vase auf jene Spiele; außer
welchem allem dann der Werth, den die Vase jedenfalls
als Kunstwerk hat, noch durch Herkunft aus einer durch
wenig andre Spuren bezeichuetcn Kunstepoche erhöht zu
werden scheint. Ob auf diesen Schein sehr viel zu bauen
sev, ist eine zunächst liegende Frage. Zudem cs Hr. Mil-
lingen gcthan hat, konnten cs wohl weder die Züge der
Znschrift noch die rohen Formen des Athenenbildes seyn,
die ihn dazu bestimmten; wie sehr bey den schwarzen
Vasenbildern auf gelblichem Grund die alterthümlichsten
Formen auch später gesucht wurden und die ganze Ve-
handlungsweise neben den häuflgeru röthljchen Figuren
auf dunklem Grund gerade wegen des alterthümlichen
Ansehens später bepbehalten wurde, kann niemanden bes-
ser bekannt seyn als diesem vasenkundigen Forscher. Eine,
solche jüngere Nachahmung der ältesten Formen ließe sonst
die Rückseite auch hier vermuthen, deren Wagenrennen
von freverer Zeichnung ist. Es sind aber andere Gründe
vorhanden, die ihn das Alter der Vase in die Zeit der
ältesten griechischen Kunstwerke hinaufrücken lassen, näm-
lich die Benennung Athenäen statt Panathenäen, die vor
die Stiftung der großen Panathenäen (Ol. 5Z, Z) falle.

Hiebey ist nun Mehreres zu bedenken. Erstens ob
die Inschrift der Vase wirklich von Athenäen statt Pana-
thenäen redet, ivas zwar wahrscheinlich, aber nicht über
allen Zweifel erhoben ist. Unter mehreren entsprechenden
großgriechischen Kolonialvafen, die in der leztcn Zeit zum
Vorschein gekommen sind, hat die schönste derselben, im
Besitz des Generals von Koller zn Meapcl, neben demsel-
ben Minervabild dieselbe Znschrift TONA0ENEON
A0AONEIMI mit der kleinen Abweichung TONA-
0ENE0ENA0AON. Die Vase, nicht redend ein-
gefübrt, wie die Athenische: „Ich bin ein Preis der
Athenäen (AS'yvkü.-v statt ASyvcu'uv nach sehr selte-
nem und nicht völlig entschiedenem Gebrauch genommen),
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