Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
*43

erhallen» wahrscheinlich, daß sie wie ähnliche Burggöt-
tinnen (vgl. Creuzers Symbolik Th. 2. S.Ü87) sitzend
gebildet war, etwa wie eine alterrhümliche Marmorstatue
mit angeschlossenen Arme» und der Meduse auf der
Brust, die der Ritter Sir William Gell in Athen zeich-
nete und für die Statue der Minerva Polias halt. Die
Promachos von der Parthenos zu trennen, entscheidet
uns Pansanias Erwähnung beyder an sehr verschiedenen
Stellen. Jene war das von Phidias gebildete kolossale
Weihgeschenk aus dem Zehnten der Marathonischen Beute,
es war die kolossale Streitcrin, deren Helmbusch und
Lanzenspitze die Schiffer von Sunium her erblickten, eine
Vorkämpferin dem Worte nach, am natürlichsten, wie
man mit Schorn (Amalthea. Tb. 2. S. 208) glauben
mochte, mit ausgestrecktem und geschwungenem Speer,
aber, wenn anders es natürlicher ist die kolossale von
den Schiffern fern erblickte Figur außen und nicht im
vorhcrerwälmten Tempel der Polias zu glauben, am
wahrscheinlichsten die zwischen Parthenon und Propyläen
auf den Münzen vorgestellte, (Pcllerin Recucil P.
et v. 1. 22. 4.) nur als streitfertige Kämpferin, nicht
im Moment des Kampfes gedachte Figur mir aufgestüz-
tem Speer und Schild. Wie nun die Tempelstatue des
Parthenon gebildet war, stellend, langbekleidet mit
der Meduse auf der Brust, in den Händen eine Victo-
ria und einen Speer, zu Fußen das Schild und die
Schlange, auf dem Helm eine Sphinx zwischen Greisen,
besagt Pansanias (I. 24. 5 ff.) aufs deutlichste: es ist
diejenige Statue, deren allgemeine Idee den meisten
Miuervenstatnen zum Grunde liegt. ' Ob Phidias seine
Statue anders entworfen habe, als die im Perserkrieg
mit dem Tempel abgebrannte, wird nickt gemeldet, kann
aber nach dem Neicktbum der die altertbünilichstcu Formen
durchaus überschreitenden Composition nicht bezweifelt
werden. Der Tempel der Polias war der Gemeinde-
Temvel der ursprünglichen, das Parthenon der Bundes-
tempel der neuen aus den attischen Ortschaften znsam-
mengczog'ncu Stadt. Auch in lezter'em muß man ein
früheres Tempelbild in Art der alten Minervensckutz-
bilder, d>>r Palladien, voraussetzcn, und, wie wir die Pal-
ladien auf Vasenbildern 'vvrgestellt finden, ein rohes
lanzenschleuderndes Frauenbild, so finden wir auch die
Scvutzgotinn der Pauaihenäischen Spie'e auf der be-
sprochenen Vase.

Wir übergehen Vermutdnngen, dev denen wenig bcr-
auskommt, wie daß der Wagenrenner auf der Rückseite,
(am natürlichste» auf den Sieger zu beziehen, wie die
zwephenklige Form der.Vase auf den gewohnten Kamps-
preis der Diotal etwa auch auf dev Erickethonius gellen
köstne. Wichtiger lind schwieriger ist es, sich über die
Thierfiguren auf dem Hals der Vast ,u verständigen.
Mir der Eule über dem Magenrenner ist man, als mit

einer neuen Beziehung auf Minerva, bald fertig, dagegen
auf der andern Seite der Vogel mit Menschengesicht eine
wohl überlegte Erklärung verlangt. Daß er hier nicht
von gleichgültiger Bedeutung stpn könne, wie nian ihn
gern unter den Tlnerflguren ägyptisirender Busen, Lö-
wen, Panthern, Greifen, Ebern u. s. w., selbst neben
Schwänen (Tischb. IU. 59.) nimmt, beweist die unlaugbar
auf Minerva zu beziehende und doch auf der Rückseite
ihres Bildes angebrachte Eule. Daß jener Vogel ein
Siegesvogcl sey, wie Hr. Millingen nach den Münzen
von Gabela und den Denaren der Valeriana will, ist in
seiner Anwendung auf Minerva so unerhört alö nach der
sonstigen Bedeutung desselben, Sirene und lliiglückcvogel,
hier und vielleicht selbst auf den erwähnten Münzen un-
wahrscheinlich. Bey alterthümlichen griechischen Bildern
liegen ägvptische Beziehungen oft nicht fern: man könnte
an den Geyer mit ausgebreiteten Flügeln über den Bil-
dern der Neith erinnern (Cham p oll io n Pantheon Egyp-
ticn I. tav. 5). Blieben wir auf griechischem Boden, so
würden uns folgende Gedanken natürlicher scheinen. Die
Vögel mit Menfchengesichteru sind Sirenen (Kunstbl. 1824.
Nr. 103. 182S. Nr. 19. Not. 128). Die Sirenen find
vertrocknende, auszehrende Geschöpfe, daS sagt ihr Na-
me; sie sind wahrhafte Todesvcrkünderinnen, das sagt
ihre häufige Erscheinung aus griechischen Gräbern. In
solcher Bedeutung können sie ein Svmbol der Lebens-
göttinnen sevn, die ihnen feindlich sind: sie konnten auf
der Hand der Juno von Koronca (Paus. IX. 84.) und wür-
de» bey sonst getreuer Abbildung auf der Hand der Mi-
nerva (Haym lesoro Brit. I. II. 2.) wie über ihrem
Haupt im Streit mit den Musen nicht unerklärlich stpn.

Nach dieser längeren Erörterung über die merkwür-
digen ersten Tafeln des Millingen'seben Werks betrachten
wir die folgenden kürzer. Die nächsten derselben (Taf.
4. L.) geben eine Agrigenter Vast mit schwarzen Figuren
im Besitz des Hrn. William Hamftkon, bisherigen königl.
großbritaunischen Ministers am Hose zu Neapel. Ihre
Vorderseite zeigt zwcv Krieger, die um einen Gefallenen
kämpfen; dieser ist bärtig und des Helmes beraubt, das
Hauvt der bcvden andern ist mit geschlossenen Helmen
bedeckt. Zwischen beuden Kämpfern liest mau den Namen
des Achilles (AEILEFS), über dem Gefallenen den des
Hektar (ftOft'sjErä). Diese bey völligem Stillschweigen
übereineuKampf nmHektorsLeib sthrbefremdendeInschrift,
erscheint trotz ihres unbezweistlten Alters durch die Rück-
seite geradezu als i-nrickrigl Diese zeige die Eos, welche
den Körper ihres Sohnes wegrrägt; herbe führen hie
richtigen Inschriften HF-'.OS und MEMKTON. Auck
Meinnon, er scheuste der troischen Helden, ist bärtig:
um so wen.ger schwierig kann es stpn, auch auf der
Vorderseite in dem bärtigen Gefallenen Antilochns, der
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen