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Schmerzenreich blickt sehnsüchtig zur Mutter hinauf: die
treue Hirschkuh hat sich neben bepde gelagert.

2. Der Prolog, St. Bonifacius auf erhöhten Stu-
fen im Vorgrunde des Innern einer Kirche, bischöflich
geschmückt, Schwert und Palme, des Martyrthums Zei-
chen , in den Händen. Im Mittelgründe sieht man Sieg-
fried niit seinen Rittern andachtsvoll in die Kirche ein-
treten, zum Empfang der heil. Sakramente. Zur Seite
erklärt der fromme Wendelin den bepden Gesellen, Benno
und Grimoald die Bilder an der Kircheuwand. Die ganze
Stellung und Haltung bezeichnet treffend den ungläubi-
gen Benno und den rohen Köhler Grimoald, die der
Dichter vor St. Sebastians Bilde sagen läßt: „Wer weiß,
ob alles sich so hat begeben! — daS denk' ich auch, es ist
wohl lange her."

In den drei) folgenden Blättern 3. 4. 5. finden wir
Goio bep den Schäfern in freyer Gegend, als ihm Hein-
rich das Lied sang: „dicht von Felsen eingeschlossen, wo
die stillen Bächlein gehn^; — Siegfrieds Abschied von
Eenofeva, die mit unnennbarem Schmerze, in düstrer
Ahnung des kommenden Jammers den forteilenden Ge-
mahl umklammert; — und wieder Golo, der, von wil-
der Sehnsucht verzehrt, im Garten, zur Laute das Lied
singt: „Da war ich in den Steinen", u. s. m., indem Ge-
nofeva rubig und ernst, doch mitleidig, vom Erker auf
ihn herabschaut.

6. Während Drago, der alte Hausmeister seiner
Gebieterin aus den Geschichten heiliger Märtyrer vor-
liest, dringt Golo mit seinen Knechten wüthend, ins
Gemach, bereit, bevde in Bande zu legen. Wie schön ist
der Gegensatz des ehrwürdigen, frommen Drago, der an-
dächtig horchenden Genoseva zu den Schalksgesichtern Eo-
lo's und seiner Schergen! — 7. Trefflich stellt das sie-
bente Blatt die ergreifende Scene im Kerker dar, wie
Genoseva auf der hölzernen Lagerstätte sitzend, den mit
dem Ausdrucke des wildesten Verlangens vor ihr knieen-
den Golo, weggewandten Augestchls mit der Hand streng
zurückweiset: „Bebüt mich Gott im Himmel vor dem
feigen Entschluß, u. s. w." — Gertrud, die böse Rath-
geberin, hat sich eben entfernt. — 8. Nun führt uns,der
Künstler nach Straßburg, wo Siegfried, begleitet von
Golo, bep der Here Winfreda, im trügerischen Spiegel
aus verworrenen Zügen und Flammen die Bilder Geno-
feva's und Drago's in kosender Umarmung, erblickt.
Krampfhaft ballt er die Faust: der Verläumder Golo
lauscht tückisch auf die Wirkung, die sein Bubenstück in
dem Getäuschten hervorbringt.

y. Wilde, schauerliche Waldgegend. Ein Bächlein
fließt im Mittelgründe, welches schon Genofeva's Trau-
ring verschlungen hat. Die gedungenen Mörder sind un-
ter sich im Streite. Der eine, Grimoald, hat sich schü-
tzend vor Genoseva gestellt und zuckt das Messer gegen

den kalten, zum Morde drängenden Benno, mit den
Worten: „Zurück, sonst stoß' ich dir daö blanke Eisen in
deinen Schelmenwanst, da, laß sie sprechen." — Geuo-
feva, den Säugling mit unbeschreiblicher Innigkeit ans
Herz drückend, fleht fußfällig gegen die Mörder geweu-,
det. Schon dringt ein Strahl der Hoffnung in ihre
Brust: „O du bist gut,— ruft sie Grimoald zu — 0 du
bist mir ein Trost, in dunkler Wüste unverhofft gesandt.
Erbarm dich mein und meines armen Kindes!" Scheu
schleicht das Windspiel zwischen den Mördern umher,
dessen Augen und Zunge bald, ein täuschendes Wahr-
zeichen des verübten Mordes, Golo dargebracht werden
sollen.

10. In tiefer Wildniß, vor ihrer Höhle knieend,
empfängt Genoseva das Crucifir aus den Händen des
Engels. Lange Haare, wallen über ihren Nacken herab,
sie erscheint durch viele Entbehrungen und Leiden abge-
tödtet. Der kleine Schmerzenreich, ein Schafsfell um
den Leib gelegt, hat mit Hasen sein Spiel: er scheint
sie beten lehren zu wollen. Die nährende Hirschkuh und
Thiere aller Art im dicht geschlossenen Walde umher.

11. In gräßlichem Ringen hat Golo den feigen
Benno, in dem er Genofeva's Mörder wähnt, am Beine
und an der Brust gepackt, und schleudert ihn von der
Kante des höchsten Felsen von sich in den Thalgrund:
der Baumast, den dieser erfaßt, bricht und versagt ihm
die Rettung. In der Ferne zeigt sich der Pilgrim, Go-
lo's Vater.

12. Siegfried findet sein todtgeglaubtes Weib wie-
der, als er auf der Jagd die Hirschkuh bis in die Höhl«
verfolgt. Genoseva hat sich züchtig in den Mantel des
Gemahles verhüllt: dieses Umhüllen der Eile ist unge-
mein wahr dargestellt. Siegfried ist beym Erkennen sinn-
los niedergestürzt, ausgestreckt in ganzer Länge liegt er
vor der Heiligen, die Hände ringend, die Augen vor
Schaam und Reue in die Erde bohrend. Schmerzenreich
kommt von Ferne mit seinen Häschen zur Höhle.

13. Die Heimkehr zeigt einen Reichthnm von herr-
lichen Gestalten in der schönsten Zusammenstellung. -Sanf-
te, ernste Milde ist über Genofeva's Antlitz gegossen:
tiefe Wehmuth über begangenes Unrecht und dabep freu-
diges Vewußtsepn erlangter Verzeihung spricht aus dem
Gesichte Siegfrieds, der seine Gattin am Arme ins Schloß
geleitet. Die dichtgedrängten Hausleute rufen freude-
trunken ein Lebehoch; den kleinen 'Schmerzenreich trägt
Wendelin; er hat noch nie Kinder gesehen, Iw ihrem
Anblick geht ihm das Herz auf. Jäger mit Falken und
Hunden, auch die Hirschkuh folgen: der Fisch, der den
Ring verschlungen, wird herbevgebracbt.

14. Golo's Tod. Er liegt, den Sveer in der Brust.
Die ihn bingcrichtet, ziehen rubig und ernst den Heim-
weg: der sauste Schäfer Heinrich aber, der ehemals dem
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