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historisches Bild von Schick, etwa 5 Fuß Höhe, und 3
oder 3i breit — das goldene Zeitalter vorstellend. Es hat
eine seltene Vollendung und ein Zartgefühl, besonders in
der Charakteristrnng der verschiedenen.Uebergange von der
unartlknlirtesten bis zur höchsten, schönsten Empfindung
der Liebe und Ruhe, daß man, da Composition beynahe
untadelhaft, das Ganze wahrhaft poetisch reich und die
Landschaft vortrefflich ist, sich nicht satt sehen kann. —
Ich möchte von diesem Bilde sagen, cs wird so einzig
bleiben, als Wallis Ave Maria. Das Vortrefflichste wie-
derholt sich nicht.

Ein großes Altarblatt vou Camuccini gehört auch zu
den vorzüglichen: Arbeiten. In der Landschaftmalerey
geschieht weniger Erhebliches. — In Neapel sieht noch
alles wüst und leer auS. Uebrigens ist in Rom noch
immer das mixtum compositum, und es weiß noch Nie-
mand, wer Koch oder Kellner seyn wird, doch dürfte es
sich wohl in diesem Jahr noch entscheiden.

Eine der erfreulichsten Erscheinungen war die Aus-
stellung alter Tapeten Raphaels am Corpus Domini
Tage. Man hat sie von Livorno, nach andern, von Pa-
ris zurückgekauft. Aller Künstler Augen sind entzückt
gewesen.— Ich höre, daß Koch und Kaufmann Pensionen
erhalten haben. Besonders freut es mich für den leztern.

Neureiter hat eine recht wackere Landschaft für einen
Hrn. v. Lerber aus der Schweiz gemalt, und fängt eine
große, wie ich glaube, für denselben an. — Eberhard
habe ich dießmal nicht gesehen.

Ariccia, den 6, Juli.

Seit gestern bin ich wieder hier und denke hier we-
nigstens 14 Tage lang zu bleiben, um ein Studium zu
malen. Madame Brun mit zwey Töchtern ist in Albano,
wohin auch Humbvlds kommen. Ich denke mir den Hü-
gel von Albano recht gern von Fremden belebt, aber ich
ziehe nicht hin, um nie zu viel Licht in mein Leben zu
bringen , denn wo viel Licht ist. ist auch viel Schatten. —
Ich bin Gott lob! gesund, doch regt sich bisweilen noch
meine Desörgniß, daß mir das Fieder zurückkommeu möch-
te; doch hoffe ich sicher, es werde nicht geschehen. Sobald
ich kann, denke ich die zwei) Zeichnungen zu macken,
die Sie Frcunlt für meine sicil. Reise freundschaftlichst
radiren wollen. Lebt wohl theuerster Meister und Freund.
Euer getreuer C a r l G raß..

in;

Du den Meister Haust

Denken Sie einmal ein wenig nach,. worüber es
wohl am intereffan testet, wäre, einiges zu schreiben. Wir
könnten dann uns einige Briefe über Landschaftmalerey
und Studium derselben schreiben, erst als Privatbriefe —

hernach arbeitete ich die Hauptsache wohl gelegenheitlich
aus, und das wäre ein guter Anfang zu Heß Leben, das
ich gern bekannt machen möchte.

Könnten Sie z. B. mir nicht einige Hauptansichten
der verschiedenen Arten in Oel zu malen, die Sie so ver-
schiedentlich beobachtet haben, mittheilen — und was Sie
etwa über die Malerei) der Alten denken, besonders der
Niederländer. Ob ihre Kunst uns verloren gegangen ist,
oder worin sie bestand? Es sagte mir Jemand, die Kunst
der Niederländer sey noch ganz so da, wie man sie eh-
mals lernte, und bestehe hauptsächlich in der ertra großen
Sorgfalt bep der Zurichtung der Farben- Schreiben Sie
mir hierüber und seyn Sie gewiß, daß Sie was nütz-
liches thun.

Interessant war' auch eine Abhandlung über die ver-
schiedenen Abwege, auf die ein Oelmaler gerathen kann.
Nicht wahr? —

Kennen Sie des alten Armenini prccctti doll« pft-
tura? Er lebte zu M. Angelo's Zeiten.und das Buch
ist rar. Ich Hab' es ercerpirt.

IV.

Pallazzuola, den 19. Mittwoch Abends
1808.

An Meister Haus.

Eine Nacht, als ich nicht schlafen konnte, dachte ich
nach über allerlei,, da-s sich auf uns für eine folgende
Zeit bezog. Alles will zu der Zeit gethan fe»n, wann
die Farbe anzicht, wann der reckte Moment ist, — das
gilt von Liebe, Wahrheit und vielem andern. Vieles
liegt in uns, das fick aussprechen möchte und sollte.
Das Wann und Wie bestimmen, darauf kommt Alles
an. Darüber werde ich Ihnen genau meine Gedanken
vorlegcn. Die Idee von unserm Briefwechsel muß na:ch
einem Plane in Ordnung gebracht werden. So bleiben
sich unsre Seelen näher, und unvermerkt wird etwas,
was wir wollten- •

Mündliches Gespräch muß vorläufig die Sacke ent-
wickeln. Der Ton unserer Briefe muss genau! bestiinnit
werden. Hans heißt der Meister — das hat mich auf
die feste Idee gebracht. Der Kunstgeselle heißt dem wah-
ren Namen nach Carl Gothard — also doch ein Stück
Schweizer-Landschaft schon im Namen. Das sind gute
Aspecte.

Alles Tiefere, Rainere, Wahre, ailer;. Naturklang;
muß außer der Gesellschaftswelt gesucht werden. Meister
und Geffllc. müssen dhun, hrls kenntam sie ihre Zeit gar
nicht, und ihre Rede muß ungescbmückt bündig im trau-
lichen. D u seyn, oder Ihr, wie sich's schickt. So spua?
chen die Alte» mit einander, treu« herzlich.
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