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len andern Orten, z. V. auch in der kleinen Passion
von Dürer, worin Maria nie einen Heiligenschein hat.

Des Apostel Pauli Bekehrung. (Taf. 11.).
Es wird für das lezte Werk Lukas Kranach des Jüngern
gehalten, im Jahre 1586, und gehört nicht mit zu den
vorzüglichsten des Meisters. Nicht allein die Paulus um-
gebenden Personen scheinen Bildnisse, sondern auch Pau-
lus selbst möchte wohl ein solches seyn. Ueber die Aus-
legung der vorne befindlichen Personen ist man zwei-
felhaft.

Es ist zu bedauern, daß Hr. Schadow nicht auch
noch das dort befindliche Bild: die Darstellung Christi
im Tempel, mit zeichnen ließ; denn, wenn es auch gewiß
kein Werk der Kranache ist, so ist doch die Darstellung
des Architektonischen und die Perspektive so vorzüglich
darin, daß es wohl die Auszeichnung der Nachbildung
verdient hätte, umsomehr, da wohl immer zu wünschen
ist, alles, was an einem einzelnen Orte merkwürdig ist,
sogleich und auf einmal zu erhalten.

Der Weinberg des Herrn. (Taf. 12.). Wenn
die Darstellung zwcycr Weinberge, von denen der eine
verwüstet, der andere aber mit Sorgfalt hergestellt, ge-
reiniget und gedeffert wird, ganz eigentlich der Zelt der
Kirchenverbesserung angehört, so tritt doch die zum
Grunde liegende Ansicht, daß Christus der Weiustock
(das Ehristenthum also einem Weingarten vergleichbar)
sep, in die Urzeit des Christenthumes zurück, wie dieß
Münter in seinem vorzüglichen Werke über die Sinn-
bilder der alten Christen Heft I. ausführlich bewiesen
hat. Hier ist die Zusammensetzung äußerst reich, so wie
besonders auch die Seite, welche die Reinigung des Wein-
berges und seine Besserung, durch Bildnisse der Haupt-
reformaroren und geschickte Vertheilung derselben in den
verschiedenen Arbeiten, sinnreich genannt werden kann.
(In der Beschreibung thut der Vers, doch wohl den Mön-
chen und Nonnen unrecht, daß sie sich raufen sollen;
wir sehen davon keine Spur auf dem Bilde. Alle sind
zu eifrig auf Zerstörung bedacht und die Abbildung, in
welcher eine Nonne einen Mönch, oder ein Kind? trägt,
hat doch wohl andern Sinn). Der Zeichner und nach
ihm der Stecher hat bey diesem Blatte einiges nicht
deutlich aufgefaßt, was daher falsch und von der Be-
schreibung abweichend, geworden ist. Paul Eber mit sei-
ner Gattin knieend, hinter ihm vier Söhne stehend, vor
ihm zwei) Töchter knieend; die übrigen zwei) kleinen
Mädchen und sechs größeren und kleineren Knaben deu-
ten wohl die Enkelkinder des alten Paares an. Das
Bild ist von Kranach dem jünger» vom Jahre ihüy.
Merkwürdig ist noch, zu bemerken, daß ein ähnliches

Bild vom Jahre i58r, auch mit Kranachs Zeichen, sich
zu Salzwedel befand und hoffentlich noch dort ist.

Das Altarbild theilt sich in vier Abtheilungen.
Die Seiten waren einst beweglich und sollen auf ihrer
Rückseite die Aufrichtung der Schlange in der Wüste
und die Opferung Jsaks gezeigt haben. Da diese Altar-
bilder von Lukas Kranach dem Vater herrühren, verdie-
nen sie eine vollständige Sichtbarmachung, wenn wir
auch nicht die Mepnung des Vers, theilen, daß sie über-
haupt zu seinen gelungensten und besten gehören, indem
wir weit Vorzüglicheres von ihm kennen.

Die Taufe. (Taf. 14). Melanchthon verrichtet sie,
dessen Vildniß wir also auch zu gleicher Zeit erhalten.
Die zahlreiche Versammlung dreht zum Theil die Köpfe
von der Taufe ab, gegen den Beschauer, nicht, weil sic
müßige Zuschauer sind, sondern weil der Maler über-
haupt eine schwierige Stellung der Taufzeugen gewählb
hatte und doch nicht lauter Rücken zeigen konnte und
wollte. In den Köpfen ist viel Freundliches pnd Lieb-
liches.

Die Absolution (Taf. iZ), vollzogen von Bu-
genhagen im offenen Beichtstuhl. In jeder Hand einen
Schlüssel, legt er den einen sanft auf das Haupt des
knieenden, Buße thuenden Rathsherrn, stößt aber mit
dem andern strenge den mit gebundenen Händen j(also
noch nicht von Schuld befrepten) stehenden Kriegesmann
von sich. Ernst, Strenge, Kraft, sind bedeutsam in
Bugenhagens Gesicht ausgedrückt.

(Die Fortsetzung folgt.)

Neapel.

Real Museo Borbonico. Fascicolo 5. (Vol.

II. fase. 1.) Napoli. 1825. 4*

Nach einer Frist von anderthalb Jahren ist dem
ersten Hefte dieses zur Bekanntmachung sämmtlicher
Kunstwerke des königlichen Museums von Neapel be-
stimmten Werkes ein zweptes nachgefolgt, seiner Ueber-
schrift nach das fünfte, indem die drey ersten zu voll-
ständigen Berichten über die neuesten Ausgrabungen
Pompeji's bestimmten Hefte noch rückständig sind. An-
lage und Ausführung dieses Werkes haben wir früher
(Kunstbl. 1824. St. üü) mit Mehrerem bezeichnet, daher
wir uns gegenwärtig nur auf eine Jnhaltsanzeige der
im vorliegenden Hefte enthaltenen Gegenstände beschränken.
Es sind folgende:
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