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-Z8

Viele wählten nun Zeichen, den Ehrenzeichen der ^Stein-
metzen, den Werken der Kaufleute ähnlich, andere stell-
ten wundersame Figuren hin und verbanden Mono-
gramme damit, noch andere schrieben Denkspriiche und
Namen in die oftmals ganz phantastischen Zeichen hinein,
wie man dieß am deutlichsten in meiner Abhandlung

säe signis seu signatis Notariorum vcterum in tabulis
silcsiacis repertis) sieht, zu welcher ich ioo solche ver-
schiedene Zeichen in Steindruck abbilden ließ. Indessen
sind diese Zeichen, wie der Augenschein lehrt, schon weit
künstlicher, die einfache Liniengestalt ist verlassen und
dagegen findet man vielfach verschlungene, oft höchst
abentheuerliche Figuren.

Endlich bemerkte ich die Zeichen der Kaufleute und
anderer Personen. Kaufleute und andere unerbliche Per-
sonen, die kein Bild in ihr Siegel setzen dürften, nah-
men dafür ein Strichzeichen an, welches leicht aus freyer
Hand zu machen war, stellten dieß in ihr Siegel, ließen
es auch wohl an ihre Häuser malen oder an denselben
aushauen, ordneten, es auf die Waarenballen, die ihnen
gehörten, und welche sie dadurch leicht, deutlich und pas-
send bezeichnen wollten, zu pinseln, nicht blvs zur Un-
terscheidung von andern Waarenballen, sondern sogar zur
strengen Bezeichnung, daß cs die Ihrigen scyen, recht
eigentlich als ihr Merk. Ließen sich solche Kaufleute
malen, so stellte der Maler auch ein Wappenschild neben
sie und malte in dieses ihr Zeichen ein. Nicht aber blos
Kanfleute, wie schon bemerkt, sondern auch andere in
bestimmten Geschäften und Aemtern lebende Personen
nehmen solche Zeichen an, oder empfingen sie von ihren
Vorältern und es mag besonders eine Anzahl von Kauf-
leuten, oder reichern Fischern und als solche Handel trei-
bend, in den blühenden Niederlanden gelebt haben, unter
denen bey den angesehenen: Familien (denn bep diesen
vermuthen wir sie hauptsächlich) diese Zeichen bis auf un-
sere Tage kamen und so dem Verf. vorliegender Abhand-
lung den Stoff zu seiner Untersuchung gaben.

Diese Zeichen bestanden nun meist immer, wenig-
stens die Ehrenzeichen der Steinmetzen und die Merke
der Kaufleute, aus geraden Strichen, an welche schräge
Striche hakenförmig und den Runen nicht unähnlich, ge-
lehnt wurden. Einfach mußten sie sevu; denn der Stein-
metz konnte nicht mühsame Figuren in den Stein hauen,
nicht so verwickelte Monogramme abbilden, wie der Ma-
ler mit dem Pinsel leichter zeiLueu konnte; aber manches
Zeichen, welches wir noch sezt zu den Monogrammen der
' Maler rechnen, wenigstens am zweckmäßigsten mit unter
diesem allgemeinen Namen fassen, kommt den Ehrenzei-
chen, Handzeichen oder Merken, die wir oben beschrieben,
und unterschieden, nahe. Der Kaufmann wollte auch kein
verwickeltes, kunstvolles Zeichen haben, er mußte es

l leicht mit Schwärze auf den Waarenballen zeichnen kön-
nen und so auch hier nur einfache Striche gestalten.

Es wird wohl noch eine Zeit vergehen, ehe es ge-
lingt, alle diese Zeichen in einem systematischen Ueber-
blick, in eine solche Anordnung, wenn sie überhaupt mög-
lich ist, zu bringen. Man hat dieß von einer Seite
auch bey meiner Abhandlung über die Handzeichen der
Notare schon begehrt, obgleich ich nicht einsehe, wie bep
einer Sache, die größerntheils der Willkür der einzelnen
ihre Entstehung verdankt, und wobev keine allgemeine
Grundregel, wie bey den Monogrammen herrscht, ein
System, das nur irgend haltbar, eingeführt werden
könne, so daß die beste Stellung doch wohl immer die
nach der Zeitfolge bleibt, wo sich dann der Geschmack
eines Zeitraums, in Einfachheit oder Abentheuerlichkeit
der Form, am besten entwickelt. Indessen scheint doch
eine Art von Wachsthum der Zeichen uachzuweisen zu
seyn, nämlich durch Hinzutritt eines neuen Hakens zu
dem Zeichen des VaterS, bey dem des Sohnes, wenn
nämlich die dabep.befindlichen Buchstaben gleiche Familie
bezeichnen. So würde auf Westendorps Tafeln Nr. 16.
einem Vater von Nr. 6. gehören können, indem der
lezte einen Hakenstrich mehr dem Zeichen seines Vaters
zusezte. In ältester Zeit war das Zeichen für den Mann
und seinen Namen genug, späterhin wurde es aber blos
wappcnartig und man glaubte nun, die Buchstaben des
Namens hinzusetzen zu müssen. Daher bey Westendorp
die Buchstaben, welche die meisten Zeichen einschließen.
Am offenbarsten wird das Kaufmannszcichen bey 18 und
22, indem dieß auf ein Haar unfern heutigen Kaufmanns-
signaturen ähnlich sieht, so daß man zu hunderten solche
Ruuenzriche» liefern könnte. Beyde sind so

Der Vater bediente sich des ersten Zeichens, wahr-
scheinlich eines in der Familie alt hergebrachten, bep wel-
chen der obere Theil das Stammzeichen ist und das ein-
geschriebene G den Familiennamen bezeichnet; zum Fuße
Kes Zeichens wurde der Vornamen genommeu, etwa hier
Martin. Der Sohn, neun Jahre später, hatte das alte
Zeichen der Familie und gab nur seinen Vornamen, etwa
Heinrich, als Fuß. Das Nunische verschwindet hier aber
wohl ganz und weicht dem bloßen Zeichen. Manche be-
handelten aber dieß Zeichen, das sie wohl wachen, aber
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