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Festigkeit, durch seine mit der Milde gleichen Schritt
gehende Gerechtigkeit, den. Kranz des Siegers und den
noch schönern des Friedenstifters erwarb, den ihm dank-
bar die Mitwelt zuerkannte, und die Nachwelt bewahren
wird, und der sein Volk auf die höchste Stufe des Ruh-
mes erhob! — Noch besaßen wir bisher kein ähnliches
Bildniß unfers unvergeßlichen Monarchen. Die in der
Eremitage befindlichen von Gerard und Lawrence, lassen
ungeachtet ihrer Verdienste in Hinsicht der Kunst, ,den-
noch in Betreff der Aehnlichkeit noch vieles zu wünschen
übrig. Diese aber ist es eben, die Hr. Dawe in dem
von ihm gemalten Bildnisse in Lebensgröße, so voll-
kommen wie noch keiner vor ihm, aufgefaßt und dar-
gestellt bat. Die erhabene Stirne, der durchdringende

und zugleich sanfte Blick, das bezaubernde Lächeln des
Mundes, der edle und eigcnthümliche Anstand des Kai-
sers, kurz Alles ist in diesem Bilde, bis auf die kleinsten
Nuancen, von dem Künstler wieder gegeben worden.
Wie nun dieses von Hrn. Dawe vollendete Kunstwerk
unter den gegenwärtigen Umständen einen zwepfachen
Werth für unser Vaterland gewinnt, indem es ihm die
treue Aufbewahrung der geliebten Züge unseres zur Ur-
quelle deö Lichts zurückgekehrten Kaisers verdankt: so bie-
tet sich zugleich die passendste Unterschrift in jenen un-
vergeßlichen Worten dar, die er in dem Ukas an den heil.
Synod, an den Reichsrath und an den dirigirenden Se-
nat bey der Gelegenheit aussprach, als diese obersten Be-
hörden nach glorreich beendigtem Feldzuge im Jahre 1814,
Ihn allerunterthanigst baten, den Bepnamen des Ge-
segneten anzunehmen.

Da entgegncte der theüre Vater des Vaterlandes
die aus feinem Herzen strömenden Worte: „Möge sich
„in Eurem Herzen ein Denkmal für Mich erheben, wie
„es meinen Empfindungen für Euch da stehet! Möge
„mein Volk Mich segnen in einem Herzen, wie ich es
„segne in dem Meinigen! Möge Rußland glücklich seyn,
„und der Segen Gottes auf mir und auf diesem Lande
„ruhen!"

Kunsinachrichten aus Berlin.

Die Stadt Berlin hat der Prinzessin Friedrich
der Niederlande, Tochter Sr. Maj. des Königs von
Preußen, bey Ihrer Vermahlung eine schöne Gabe der
Verehrung dargebracht, in fünf Gemälden von ausge-
zeichneten heimischen Künstlern. Durch ihren Inhalt sind
diese Gemälde dazu geeignet, die scheidende Königstochter
an bas hohe und ruhmvolle alte Stammhaus und an
die Geburtsstadt bedeutsam und freundlich zu erinnern;
und für die treffliche Ausführung derselben bürgt schon

der Name ihrer Urheber, so daß die nachfolgende bloße
Beschreibung genügt. Es muß aber noch besonders rühm-
lich anerkannt werden, daß die gute' Stadt Berlin diese
Gelegenheit so schicklich benuzt hat, auf so würdige Weise
die vaterländische Kunst zu fördern.

i. Von Carl Friedrich Schinkel.

Der Gegenstand des Bildes ist ein Blick in die
Blüthe Griechenlands. Der Standpunkt auf einem
im Bau begriffenen Tempel (von der Gattung Dipteros
Hypäthros) gewährt die Aussicht auf eine Stadt vo»
planmäßiger Anlage; man sieht auf einer isolirten Höhe
den Haupttempel, gegen den Abhang gelehnt die Aka-
demie, in deren Gärten ein großes Mausoleum, am Fuß
der Anhöhe einen Hippodrom (Rennbahn), den Markt
mit Tempeln, Portiken und einem Theater, den Hafen
mit seinen Gebäuden, die Befestigungswerke der Stadt,
und eine Masse von Wohnhäusern um die öffentlichen
Gebäude zusammengedrängt. Hinter der Stadt zieht sich
ein Fluß fort bis ins Meer, welches von einer Gebirgs-
kette begränzt ist. Gegen den Vorgrund lauft eine Land-
straße zwischen Grab-, Siegs- und Ehrendenkmälern in
einen Wald, aus welchem eine Kriegsschaar herabkömmt.
Auf dem Tempelbau ist man beschäftigt, ein Stück des
mit Basreliefs verzierten Architravs, welcher die in der
Tempel-Celle übereinanderstehenden Säulen-Ordnungen
trennt, mittelst elner Maschine auf sein Lager zu sen-
ken, angestrengt arbeitende Männer ziehen den Block auf
Walzen über den schon fertigen Theil des Architravs zur
Maschine. Rechts ist die Bildhauerwerkstatt unter der
theilweise errichteten Säulenhalle der zwepten Ordnung
im Schutz eines Zeltes angebracht, man arbeitet an der
Gruppe eines von der Sphinr getödtcten Thebaners,
welche die Eckverzierung (Acroteria) des Giebels bildet,
der künftig den Tempel schmücken soll.

Die auf den Steinen des Tempelbaues eingetragene
Inschrift eines aristotelischen Lobliedes auf die Tugend,
lautet in der Übersetzung Stollbcrgs folgendermaßen:

Kampferfochtene Tugend,

Des menschlichen Geschlechts
Edelste Sehnsucht!

Für Dich, 0 schöne göttliche Jungfrau,"

Starben Griechenlands Jünglinge den Heldentod,
Für Dich duldeten sie froh
Brennender Wunden Qual und der Arbeit Last.
Unvergänglicher Früchte Saamen, Deine Liebe
Streutest in die Herzen der Menschen Du!

Duftend blüht er empor, und gewährt

Bessere Freuden als Gold, und der Ahnen Stolz,

Süßere als des Pilgers Labsal, der kühle Schlummer.

(Die Fortsetzung folgt.)
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