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sieht ferner in der Ausstellung Werke eines andern Schü-
lers von David, welcher, nachdem er die Schule bey sei-
nem Lehrer durchgemacht hatte, den Eingebungen seines
eigenen Geistes folgte und seine Schöpfungen mit einem
ganz eigentümlichen Stempel bezeichnete. Die Danae
bekannt durch die schöne Lithographie, die Hr. Aubry
le Comte unter den Augen Girodets davon gemacht
hat, erregte eine wohl verdiente Bewunderung; der Kopf
einer Jungfrau, und andere zum Studium verfertigte
Köpfe, rechtfertigen seinen Ruhm, welchen die Zeit nur
vermehren kann.

Zwep andere Schüler Davids, Genossen und Nach-
eiferer Girodets, wollten ihm den Preis streitig machen,
G-rard verfertigte ein mit Geschmack und Gewandtheit
ausgeführtes Bildniß des Generals Foy; doch
bas Publikum, obgleich es diesemWerkc Gerechtigkeit wie-
derfahren ließ, ward mehr von den vier großartigen alle-
gorischen Figuren augezogen, welche das Gemälde der
Schlacht von Austerlitz an dem Plafond des Saales,
wo sich der Staatsrath in den Tuilerien versammelt,
umgeben: die Geschichte, die Poesie, der Sieg
und der Ruhm erzählen der Nachwelt diese schöne
That unseres tapfer» Volkes.

Herr Gros hat Skizzen vieler Gemälde eingeschickt,
die seinen Ruhm begründet haben, nämlich die Schlacht
bey Nazareth, die Pest zu Jaffa, die Schlacht
be» Abnkir, die Schlacht von Eilan, Franz I.
und Carl v., wie sie die Kirche von St.
Deniü besuchen. Wer fühlt sich nicht gerührt von
der Begeisterung, die in diesen Productionen herrscht.
Ganz in sich selbst versunken, stellt der Maler den Ge-
danken, der ihn belebt, durch seinen Pinsel dar und prägt
ihm sein Feuer und seine Erhabenheit mit einer desto
größer» Kraft ein, weil er noch nicht darauf ausgebt,
das Einzelne zu verbessern. In dieser Beziehung haben
die Skizzen des Hrn. Gros einen ausgezeichneten Werth.
Bacchus und Ariadne ist ebenfalls ein schönes Bild;
wie von der Aurora kann man von der Ariadne sagen,
daß sie Rvsenflngcr habe; aber das Liebliche ist nicht ge-
rade die starke Seite dieses Malers; was ihm am mei-
sten gelingt, ist der Tumult und die Anordnung einer
Schlacht und die Darstellung heftiger Leidenschaften.

Herr Her senk wurde durch das Hirtengedicht
Daphniö und Chloe zu einer herrlichen Darstellung
begeistert; er hielt den Augenblick fest, wo die zwey jun-
gen Leute sich in eine Grotte zurückziehen, Daphnis zieht
einen Dorn aus Chloens Fuße; eine ungemeine Reinheit
und Unschuld liegt in dieser Scene; mit vieler Wahrheit
und Talent sind die jugendlichen Formen dargestcllt. Der-
selbe Künstler hat die Skizze seines Gemäldes eingesen-
det, das seinen Ruhm begründete und welche in der That
ein Meisterstück ist: Gustav Wasa, welcher der

Ständeversammlung seinenSegen ertheilt,
eine große und herrliche Scene, die einen desto lebhaf-
ter» Eindruck hervorbringt, weil alle Gefühle, die der
Maler darstellen wollte, auf eine Weise ausgedrückt sind,
die nichts zu wünschen übrig läßt. Auch das Gemälde
eines Künstlers voll Geschmack und Geist, dem cs aber
an Kraft der Ausführung mangelt, hat man hier wie-
der gesehen: Markus Sertus von Gu«rin. Die-
ses Gemälde erschien gleich nach den Blutscenen und der
Schreckenöregierung. Alle diejenigen, welche den Prinzen
in die Fremde nachfolgten, waren zum bürgerlichen Tode
verurtheilt, ihre Güter wurden eingezogen und ihre Ver-
wandten eingesperrt. Markus Sertus, der nach der Pro-
scription des Sylla in sein Vaterland zurückkehrt, und
seine Tochter weinend bev der sterbenden Mutter findet,
schien eine Anspielung, die dem Gemälde sehr zu Statten
kam; die Art und Weise der Scene riß hin und man
war wenig aufmerksam auf das, was die Ausführung
zu wünschen übrig ließ. Aber wie ein Gedicht nur durch
den Glanz und die Kraft der Darstellung Leben erhält,
so erhält ein Gemälde nur dauernden Werth durch eine
gelungene Ausführung.

Wenn ich jezt zu den Künstlern übergehe, welche
denjenigen, die ich für die Meister der neuen Schule.
halte: einem David, Girodet, G«rard, Gros und Guerin
folgen, so muß Hr. Ingres am meisten unsere Blicke
auf sich ziehen; er ist Maler und ein geschickter Maler,
auch ist die Ausführung seiner Gemälde immer kräftig
und einsichtsvoll; manchmal haben seine Werke etwas
Wunderliches, wenn er von diesem Fehler frcy bleibt, so
verdient er unbedingtes Lob. Er hat eine S u l t a n i n,
die aus dem Bade kommt und die Ansicht des
Innern der sirtinischen Kapelle zur Ausstel-
lung gegeben. Der Papst, der die Messe lie-st, ist von
dem Cardiuals-Collegium umgeben, hier hatte der Maler
auch einen Theil des jüngsten Gerichts von Michel Augelo
zu cvpiren, was mit ungemeiner Fertigkeit geschehen ist.
Der übrige Theil des Gemäldes ist ein Meisterstück von
Wahrheit, Einfachheit und Vortrefflichkeit in der Aus-
führung. Die Sultanin hat das Wunderliche, was wir
so eben dem Künstler vorgeworfen haben, sie zeigt uns
den Rücken und wir sehen blos den Hinterkopf; aber die-
ser Rücken ist mit vieler Feinheit ausgearbeitet, so wie
alles dazu Gehörige ganz vortrefflich ist. — Hr. Picot
hat schon 18ly ein Gemälde ausgestellt: Amor, welcher
das Bette verläßt, wo Pspche ruht; schon breitet er
seine Flügel aus, aber in dem Augenblick, wo er ent-
fliehen will, wirft er nochmals einen leidenschaftlichen
Blick auf die schöne, schlummernde Geliebte. Das Ge-
mälde hatte Bey fall, von allen Seiten empfing der Künst-
ler Lobsprüche, doch von anderer Art wie ehemals; die
Zeit hat der Uebertreibung Gerechtigkeit wiederfahren las-
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