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mehr, als die Frephcit und Leichtigkeit des Pinsels, wel-
che die Niederländer dieser Gattung anszeichnet, zu wel-
cher sie aber eben nur durch einen so gründlichen Fleiß,
wie er in ihren gegenwärtigen Gemälden vor Augen liegt,
sich vorbereiten konnten.

Unter den Zeichnungen fand ein heimkehrendes Al-
penmädchen von.Professor Wilhelm v. Ko bell vor-
züglichen Beyfall; auch die mit Kreide und Rothstcin auf
farbiges Papier gezeichneten Kopfe von Bernhard rag-
ten durch eine schöne und gründliche Behandlung über
andere dieser Art hervor. Eine Kirchenhalle 'gothischer
Bauart, von S.imon Quaglio gezeichnet, empfahl sich
durch guten Effect und fleißige Ausführung, doch schien
sie etwas zu bunt in den Farben. Endlich müssen wir
noch einmal auf Hoff's vortreffliche Zeichnung vonPern-
gino's Grablegung zurückkommen, die nicht nur mit ei-
ner Treue, sondern auch mit einem Fleiß und einer
Feinheit ausgeführt ist, von welcher man vor 20 Jahren
wohl kein Depspicl anfznweisen hat. Möchte es dem
Künstler gelingen, das schöne Bild auch in einem eben
so vortrefflichen Kupferstich wiederzugeben. Auch Herr
Lutz, Zögling der Akademie, hat einige schön mvdellirte
und fein verstandene Porträtzeichnungen ansgestellt, und
die Madonna mit dem Kinde nach Robert von Lan-
ger oder als erster Versuch in der Kupferstecherkunst ge-
liefert, zeigte, daß ein reiner und kräftiger Grabstichel
in seinen späteren Werken nicht zu vermissen seyn würde.
Eine vortrefflich gelungene Kreidezeichnung, die er nach
Peter v. Langers Johanna Grap gemacht, befand sich
gleichfalls auf der Ausstellung; der Kupferstich nach der-
selben ist schon beynahe vollendet und wird ohne Zweifel
den Kunstfreunden willkommen seyn.

Neue Kupferstiche.

l. Der Tod des Priamus von Pietro
Bcuvenuti, gestochen von Ant. Ricciani,
1825. Länge 33" 9'". Höhe iy"5"'. Preis 33 fl.

Benvenuti zu Florenz gebört gegenwärtig zu den
angesehensten Historienmalern in Italien; seinen Compo-
sitionen fehlt es nicht an Reichthum der Erfindung und
Pracht der Ausführung, und die meisten seiner Gemälde
schildern tragische Gegenstände, wie die Schule Davids
sie meistens gewählt bat. Der Einfluß dieser Schule ist
auch an Benvenuti nicht zu verkennen, und er ist weder
von dem Uebertriebenen, noch von jener Kalte des Aus-
drucks frei), welche das ängstliche Studium der Antike
leider bey den meisten Malern jener Schule veranlaßt
hat. Sein großes Bild, der Tod des Priamus, im
Hause Corsini zu Florenz, ist in dem oben angezeigten

Kupferstich auf eine sehr befriedigende Art wieder gege-
ben; das Blatt macht vollkommen den Eindruck des Ge-
mäldes, es hat trotz seiner Größe eine sehr harmonische
Haltung, und die Hauptfiguren treten kräftig hervor.
In der Mitte des Bildes schleppt Neoptvlemos mit ge-
hobenem Schwerte den alten Priamus zum Altar hin,
sein grausamer Fuß tritt auf den eben von ihm getödte-
ten Pvlites, der am Boden liegt, vergeblich eilen einige
Greise herbey und umsonst fleht Hekuba, von den ver-
zweiflungsvollen Töchtern zurückgehalten. Der Priester,
welcher das Opfer auf dem Altäre angezündet, eilt voll
Schrecken hinweg, im Hintergrund ist das Morden der
Uederwundenen und die Dampfwolken des Brandes durch-
ziehen die hohen Säulengänge. Leider ist die Hauptfigur
Pprrhus eine theatralische Figur, der Kupferstecher aber
hat sie am besten ausgeführt; in den übrigen sind die
Töne des Fleisches nicht frey von Härten und die Taillen
der Gewänder sind häufig so breit, daß sie ein unange-
nehmes netzartiges Ansehen haben. Doch gehört der Ku-
pferstich im Ganzen zu den vorzüglichsten Blättern die-
ser Art.

2. Die heil. Familie mit dem heil. Hie-
ronymus nach Correggio, gest.vonMauro
Gandolfi. Höhe 22" 1'". Breite i5" 14'".
Preis 1 fl.

Der Herausgeber Giuseppe Vallardi in Mailand hat
diesem Blatte die Unterschrift bepgesezt:

Se in opre di pennel, divino ingcgno,

Ti sollevasti all’ ultimo dcll’ arte,

Valgami, che si eterni in queslc carte
Deila maggior tua prova il chiaro scgno.

Diesen Wunsch nach seiner vollen Ausdehnung erfüllt lei-
der Gandolfi's Blatt nicht. Wir lassen der getreuen
Zeichnung an der Kunst des Grabstichels, welche hier ent-
faltet ist, alle Gerechligk-it widerfahren; aber wir müssen
auch bekennen, daß nur in einzelnen Tbeilen die Eigen-
thümlichkeit des Correggio so wieder gegeben ist, wie der
Kupferstich sie wieder geben kann. So ist der Rücken
und das Bein des heil. Hieronymus der Hintergrund
und der oben herabbängende Teppich unübertrefflich getreu
im Tone des Originals und gibt die möglichste Vorstel-
lung von der Transparenz und Klarheit Correggiv'scher
Gemälde; in den übrigen Figuren aber hat der Stecher
nach einem Glanz des Grabstichels, getrachtet, welcher
eine durchaus falsche Wirkung hervordringr. Wer Cor-
reggio nach diesen harten Schatten und metallenen Lich-
tern beurtheilte, würde ihm das höchste Unrecht thun.
Auch erreichen die Köpfe der Maria, der heil. Magda-
lena, des Kindes und des Engels, die Anmuth des Ori-
ginals dev weitem nickt und die Härte des kupfersteckeri>
schen Vortrags bat auch ans die Formen Einfluß gewon-
nen. Möchten sid, jüngere Kupferstecher durch die große
Kunstfertigkeit, die hier auf manierirte Weise und zu
einer blendenden Wirkung gebraucht ist, nicht auf den Irr-
weg verleiten lassen, von welchem Gandolfi selbst wohl
schwerlich mehr ganz zurückkommt. S.
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