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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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293

Funde — Ausstellungen — Stiftungen — Vermischtes

294

FUNDE

In Elbing hat man umfangreiche Reste einer deutschen
Ordensburg aufgedeckt. Die aufgefundenen Architektur-
teile und das Bruchstück einer gotischen Gewandfigur
weisen in den Anfang des 14. Jahrhunderts. Von 1251 — 1309
war die Elbinger Burg die Residenz des Landmeisters und
später die des obersten Spittlers.

AUSSTELLUNGEN
Die Freie Sezession in Berlin wird in ihrer diesjährigen
Ausstellung einen Überblick über das zeitgenössische Kunst-
schaffen in den neutralen Ländern geben. Jüngere hol-
ländische und schweizerische Künstler, aus den skan-
dinavischen Ländern vornehmlich Edvard Münch, werden
sich an der Ausstellung beteiligen. Sie soll am 15. Mai
eröffnet werden.

Eine Grünewald-Ausstellung in München. Die

Generaldirektion der bayrischen Staatsgalerie bereitet eine
Gesamtausstellung des Werkes von Matthias Grünewald
vor. Die Veranlassung mag der Umstand sein, daß sich
das Hauptwerk des Meisters, der Isenheimer Altar, aus
Sicherheitsgründen gerade im Gewahrsam der Münchener
Pinakothek befindet.

STIFTUNGEN
Eine Graf-Ferdinand-Harrach-Stiftung. Der im

Jahre 1915 gestorbene Maler Graf Harrach hat eine Künstler-
stiftung in Höhe von 50000 M. hinterlassen. Die Zinsen
dieses Kapitals (jährlich 2100 M.) sollen alljährlich einem
deutschen bildenden Künstler gewährt werden, der das 35.
Lebensjahr noch nicht überschritten hat. Ausschlaggebend
für die Zuteilung des Stipendiums soll die Begabung sein,
Bedürftigkeit aber erst in zweiter Linie mitsprechen. Die
Stiftung wird vom preußischen Kultusminister verwaltet,
der das Stipendium vergibt.

VERMISCHTES
Max Klinger hat nach mehrjähriger Arbeit ein großes
Wandgemälde für den Sitzungssaal der Stadtverordneten
in Chemnitz fertiggestellt. Das Mai-Heft der »Zeitschrift
für bildende Kunst« wird die bedeutende Schöpfung ein-
gehend würdigen und in Abbildung zeigen.

Handwerk, Kunstgewerbe und Kunstakademie in
Düsseldorf. Die Veränderungen im Kunst- und kunstge-
werblichen Unterrichtswesen in Düsseldorf scheinen nun
festzustehen. Es läßt sich gar nicht leugnen, daß wir im
Schulwesen, soweit es sich um Kunst, um Kunstgewerbe
und Kunsthandwerk handelt, zu einer Zersplitterung ge-
kommen sind, die wohl in der geschichtlichen Entwicke-
lung der Künste, im Untergang und in der Wiederbelebung
des Kunstgewerbes ihre begreifliche Ursache gehabt haben
mag, die aber auf die Dauer nicht mehr nützlich und nötig
erscheint, darum mehr und mehr unhaltbar wird. Das un-
nütze Glied in der Reihe der künstlerischen Lehranstalten
ist mehr oder minder die Kunstgewerbeschule. Lebens-
fähig sind die kunsthandwerklichen Fachschulen und über
ihnen die Kunstakademie. Zu dieser Erkenntnis ist man
zuerst in Düsseldorf gekommen, wenigstens hat man dort
zuerst die Folgerungen aus dieser Erkenntnis gezogen.
Dies geschah, indem die Stadtverordneten einstimmig den
Zuschuß ablehnten, den die Stadt bis jetzt regelmäßig für
die Kunstgewerbeschule bezahlt hat. Das bedeutet die
Auflösung dieser Anstalt. Die Schule hat die Erwartungen
nicht erfüllt, die man an sie geknüpft hat; vor allem hat
sie die Entwickelung des gewerblichen Schulwesens der

Stadt Düsseldorf gehemmt, dem Handwerk nicht die Dienste
geleistet, die von der Kunstgewerbeschule zu erwarten
waren. Wir müssen wieder dahin kommen, daß die
Künstler die Führer des Handwerks werden, während dem
Handwerk das volle künstlerische Verständnis der Aus-
führung vorbehalten bleibt. Hierfür aber hat das Hand-
werk selbst und die handwerkliche Fachschule zu sorgen.
In diesem Sinne soll die handwerkliche Fachschule Düssel-
dorfs neu aufgebaut und eingerichtet werden. In ihr sollen
daher neben der zeichnerischen Ausbildung besonders be-
rücksicktigt werden: die praktischen Seiten des Kunsthand-
werks: Material- und Arbeitskunde, Berechnung der Kosten,
Buchführung und Geschäftskunde. Neben den Tages-
klassen sollen Abend- und Sonntagskurse ihren Platz finden,
die auch den weniger Bemittelten das Vorwärtskommen
erleichtern. Die Abendkurse sollen Handwerkslehrlingen
und -gehilfen offen stehen, die zum Abschluß die Gehilfen-
und die Meisterprüfung ablegen können. Dabei sollen
Maschinenbau, Metallarbeit und Baugewerbe besonders be-
rücksichtigt werden. Auf diese Weise bleiben dem Hand-
werk die tüchtigen Kräfte erhalten, deren es zu seinem
Bestehen und Aufblühen vor allem bedarf. Dem besonders
Begabten aber werden die neuen kunstgewerblichen Klassen
offen stehen, die an der Kunstakademie geschaffen werden
sollen. Zur Vorbereitung für die kunsthandwerklichen
Fachkurse soll eine Zeichen- und Handfertigkeitsschule für
Knaben uud Mädchen dienen. Damit wird der Förderung
der praktisch Tüchtigen gedient, die unter der Bewegung
für den Aufstieg der Begabten vernachlässigt zu werden
droht. Denn es besteht die Gefahr, daß unter der Herrschaft
dieses neuesten Schlagwortes gar mancher in eine mehr
wissenschaftliche oder Beamtenlaufbahn gedrängt wird, der
gemäß seiner praktischen, künstlerisch-handwerklichen Be-
gabung im künstlerischen Handwerk weit besser seinen Platz
ausfüllen und seine Befriedigung finden würde. Diesen Grund-
sätzen entsprechend soll die Düsseldorfer Kunstgewerbe-
schule unter die Kunstakademie und die Fachschule für
Handwerk und Gewerbe aufgeteilt werden: die Klasse für
Architektur soll an die Kunstakademie, die rein kunst-
gewerblichen Fächer sollen an die Fachschule übergehen.
Eine gewisse Schwierigkeit für diese Neuerungen bildete
die Zuständigkeit dieser beiden Anstalten. Die Kunstge-
werbeschule unterstand nämlich bisher dem preußischen
Ministerium für Handel und Gewerbe, in dessen Haushalt
dafür ein staatlicher Zuschuß von 50 000 M. eingestellt
war, die Kunstakademie aber war dem Kultusministerium
unterstellt. Früher war diese Scheidung nicht vorhanden:
bis zu Beginn der 1880er Jahre standen alle preußischen
Kunstgewerbeschulen unter dem Kultusministerium, heute
sind ihm nur noch die Kunstgewerbeschulen in Berlin und
Breslau unterstellt, während alle anderen zum Bereich des
Handelsministeriums gehören. Es wäre wahrlich an der
Zeit, daß diese durch nichts gerechtfertigte Scheidung rück-
gängig gemacht würde und daß man das gesamte Kunst-
schulwesen wieder unter dem Kultusministerium vereinigte.
Der Düsseldorfer Streitfall soll zwar aus der Welt geschafft
sein, indem von 1919 an von den 50000 M. die Kunst-
akademie 10000 M., die Fachschule für Handwerk und
Industrie aber 40000 M. erhalten soll. Damit ist aber die
grundsätzliche Seite der ganzen Frage nicht gelöst, dies
kann nur im angegebenen Sinne geschehen.

Max Liebermann, 24 Gemälde in farbigen Faksi-
miledrucken. Die Erinnerung an die große Liebermann-
Ausstellung, die aus Anlaß des 70. Geburtstages des Meisters
von der Kgl. Akademie der Künste in Berlin veranstaltet
wurde, wird durch eine Veröffentlichungder Photographischen
Gesellschaft wachgerufen. Die 24 Werke, die hier in farbigen
 
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