Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0203

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
381

Forschungen — Nekrologe —

Personalien — Ausstellungen

382

FORSCHUNGEN

Bacchiacca und Dürer. In Gronaus beschreiben-
dem Text zu dem Auktionskatalog der Sammlung Eugen
Schweitzer (Cassirer 6. Juni 1918) wird bei Nr. 41, Bacchi-
accas Leda mit dem Schwan, erwähnt, daß das Werk »auf
Anregungen durch Kompositionsentwürfe von Leonardo«
zurückgeht. Dabei hätte auch Erwähnung verdient, daß
der Maler, wie das seine Gewohnheit war, für die hell
vor dunkeln Hintergrund gestellte Nacktfigur, besonders
was die Bein- und Bauchpartien betrifft, von einem nor-
dischen graphischen Vorbild Gebrauch machte, und zwar
von Dürers »Adam und Eva« (B. 1). Auch die Bäume sind
mit Zugrundlegung von diesem Dürerschen Blatt von 1504
gemalt. — Wir haben also ein Analogon für Bacchiaccas
Entlehnungen aus den Stichen von Lukas van Leyden,
auf die ich in meinem Werk über den Leidener Meister
(p. 38 ff.) für die Cässonebilder im Kaiser-Friedrich-Museum
in BetHn, in der Dresdener Galerie und den Uffizien in
Florenz hinwies. n. Beets.

NEKROLOGE

Am 30. Mai starb in Mönchen der Maler August
Splitgerber. Er war am 27. August 1844 zu Steingaden
in Oberbayern geboren und Schüler der Münchener Aka-
demie unter Anschütz. Splitgerber hat sich fast ausschließ-
lich als Landschaftsmaler betätigt. Seine Motive entnahm
er der Umgebung Münchens wie der Gegend von Pappen-
heim und Ellingen sowie des Simsees. a. l. m.

PERSONALIEN

Als Nachfolger des verstorbenen Professors Board
wurde Dr. Richard- Klapheck, bisher Dozent an der städti-
schen Kunstgewerbeschule zu Düsseldorf, als Konservator
an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Dr. Klapheck,
geb. 1883 zu Essen, hat sich besonders als Architektur-
Historiker hervorgetan. Seine Hauptwerke sind Alt-West-
falen (gemeinsam mit E. Freiherrn von Kerckerinck), 1912;
Die Meister von Schloß Horst, 1915; Die Baukunst am
Niederrhein, Bd. I, 1915. In Vorbereitung sind der zweite
Band dieses Werkes und als dritte Veröffentlichung der
Westfälischen Kommission für Heimatschutz »Der Schloß-
bau zu Raesfeld«. Zahlreiche Aufsätze Klaphecks erschienen
u. a. in »Wasmuths Monatsheften für Baukunst«, der »Archi-
tektonischen Rundschau«, in »Velhagen und Ktasings Mo-
natsheften« (über die Kriegsbilder von Hans Kohlschein)
und in der »Kunst«.

Zum 60. Geburtstage von Ludwig Manzel. Am

3. Juni wurde der bekannte Berliner Bildhauer Professor
Luwig Manzel sechzig Jahre alt. Um seine Stellung im
deutschen Kunstleben zu kennzeichnen, sei daran zu erinnern,
daß er seit 1903 als Nachfolger von Reinhoid Begas dem
Berliner Meisteratelier an der Hochschule vorsteht, daß er
erst vor kurzem zum vierten Male zum Präsidenten der
Berliner Akademie gewählt worden ist und als Leiter der
Kunstgenossenschaft namentlich während der Kriegszeit
eine außerordentlich fruchtbare, wirtschaftliche Betätigung
geübt hat. Diese Häufung von Ämtern und Würden ist
ein gutes Kennzeichen dafür, daß man Manzel als Künstler
und Menschen und als eine zur Führung berufene Persön-
lichkeit schätzt.

Ludwig Manzel stammt aus Vorpommern und ist der
Sohn eines einfachen Landmannes. Er kam 1875 auf die
Berliner Akademie und war dort bis 1881 Schüler von Fritz
Schapen Ein sich anschließender mehrjähriger Aufenthalt
in Paris brachte ihm die künstlerische Reife. 1895 wurde

er Mitglied der Akademie und 1896 erhielt er die große
goldene Medaille für einen Brunnen, der jetzt als ein
Wahrzeichen des Stettiner Freihafens gilt, eine gewaltige
Frauengestalt, die mit einer Raa über der Schulter auf
einem Schiffsverdeck steht. Neben seinen großen monu-
mentalen Arbeiten hat Manzel aber auch jederzeit kleinere,
tief empfundene Werke geschaffen, von denen die National-
galerie die besonders schöne Statuette eines Bauernmäd-
chens besitzt.

Dem Maler M. A. Stremel in München und dem Bild-
hauer Friedrich Brodauf in Loschwitz bei Dresden ist
vom König von Sachsen der Professortitel verliehen worden.

AUSSTELLUNGEN

Münchener Ausstellungen. Die umfangreiche
Gedächtnisausstellung von Werken des Ende 1917 ge-
storbenen Toby E. Rosenthal, die die Galerie Heinemann
veranstaltete, bedeutete in den Augen vieler Kunstfreunde
eine Rehabilitation dieses Genremalers. In der Tat be-
wiesen die zahlreichen Interieur-Studien, Entwürfe und
Landschaftsskizzen aus der früheren Zeit des Künstlers,
will sagen etwa aus den Tagen seiner Lehrzeit bei Piloty,
d. h. von 1867 an, bis etwa zum Ende der achtziger Jahre
ein sehr erfreuliches malerisches Talent, eine Qualität der
Malerei, die berechtigten Anspruch auf allgemeine Beach-
tung besitzt. Aber es wäre doch verkehrt, behaupten zu
wollen, daß Rosenthal zu den bedeutenderen Größen des
malerischen München in den siebziger und achtziger Jahren
zu zählen ist. Die Grenzen von Rosenthals Begabung
waren doch verhältnismäßig eng, und der künstlerische
Habitus wie seine ganze Entwicklung zeigt die größte Ver-
wandtschaft mit einer reichen Schar ähnlich begabter Kol-
legen aus der Piloty-, Lindenschmit- und Diezschule. Über-
all in den Studien große malerische Kultur, in den kom-
ponierten Bildern aber für gewöhnlich nur einige gelungene
qualitätvolle Partien, nur selten das Vermögen, in den
ausgeführten Bildern das Niveau gleichmäßig zu halten,
die einzelnen Partien wirklich zu einem geschlossenen
Ganzen zusammenzufügen. Das ist das Tragische in der
Kunst so manchen begabten Münchener Malers der sieb-
ziger und achtziger Jahre, das uns heute noch mehr mit
Bedauern erfüllt, als die betrübende Tatsache, daß so viele
jener Künstler und darunter auch Rosenthal in späteren
Jahren nicht einmal mehr die Qualitäten der früheren Zeit
aufbrachten, sondern in Bildern wie in Studien jene Art
von Handwerk dokumentierten, die man seit geraumer
Zeit in geringschätziger Weise als Glaspalastmalerei zu
bezeichnen pflegt.

Von der Ausstellung von Arbeiten Wilhelm von Linden-
schmits in der Modernen Galerie Thannhauser sei nur kurz
gesagt, daß sie uns den Künstler wohl von der intimeren
Seite kennen lernte, aber dieser erweiterte Einblick in das
Schaffen dieses als Lehrer so geschätzten Meisters nur
den Eindruck verstärkt hat, daß Lindenschmit wohl eine
große, aber nicht durchgreifende Begabung besaß, daß er
verschiedenen Einflüssen zugängig war und es nicht ver-
stand, sie ganz persönlich zu verarbeiten. Die Entwürfe
für eine Serie von Wandteppichen, die Th. Th. Heine in
der Galerie Caspari ausstellt, gehören nicht zu den glück-
lichsten Schöpfungen des Künstlers. Gewiß ist die Ge-
schichte sehr witzlich erzählt, gewiß zeigt auch Kompo-
sition und Kolorit in manchem launige Einfälle. Aber will
man diese Entwürfe nicht als eine Parodie auf die alte
Gobelinkunst, auf Biedermeier-Empfindsamkeit, vielleicht
auch noch auf den Stil von Maurice Denis nehmen, und
ich glaube nicht, daß sie als eine solche Parodie gemeint
 
Annotationen