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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0216

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Nekrologe — Personalien — Ausstellungen — Sammlungen

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weit Wladimir und dem Wasili Blajennoi in Moskau
zu den Meisterwerken der russischen Architektur ge-
hört. Im 17. Jahrhundert blüht die Kunst nicht nur
in Moskau, sondern auch in Rostow, der alten kirch-
lichen Metropole und in Jaroslavl an der Wolga, dem
bedeutendsten Mittelpunkt für den Handel seit der
Eroberung von Kasan und seit der Entdeckung des
Seeweges nach Archangelsk durch die Engländer.
Der Kreml von Rostow (wovon eine Abbildung ge-
geben wird) wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts von dem Metropoliten Jonas Sysoevitch ge-
gebaut und ist eine der eigentümlichsten Zusammen-
stellungen von militärischer und geistlicher Architektur.
Um den Palast des Erzbischofs liegen fünf befestigte
Kirchen, die der Auferstehung des Heilands, des hl.
Johannes Evangelista, des hl. Gregor von Nazianz und
der Madonna Hodigitria von Smolensk gewidmet
sind. Im Innern sind diese Kirchen ganz mit Wand-
malereien bedeckt, in denen man sowohl byzantinische
Überlieferung wie Nachahmung flämischer Stiche
wiederfindet. Demselben Erzbischof verdankt man
das Kloster der Auferstehung von Ouglitch und die
Kirche der Auferstehung von Borisoglebsk. Nach
Moskau ist Jaroslavl am reichsten an Bauwerken des
17. Jahrhunderts. Die Kirche des Propheten Elias
(1650), des hl. Johannes Chrysostomus von Korov-
niki (1654), des hl. Johannes Baptista von Toltchkovo
(1687), alle von reichen Bürgern gestiftet, sind jede
zweimal größer als die fürstlichen Kathedralen des
Kreml von Moskau. Der Vorschrift des Patriarchen
von Moskau folgend, bauen die Architekten von Jaros-
lavl einen Kubus in der Mitte, auf dem sich fünf
Kuppeln erheben, aber an anderen Gebäudeteilen, wo es
erlaubt ist, machen sie Pyramiden. Auch von diesen Ge-
bäuden werden mehrere schöne Abbildungen gegeben.

(Weitere Mitteilungen aus
ausländischen Kunstzeitschriften folgen)

NEKROLOGE

Am 27. Mai, dem ersten Tage der großen Aisne-Offen-
sive, fiel als Leutnant im Alter von dreiundvierzig Jahren
Dr. Emil Jaeschke, der Direktor der Städtischen Bücher-
und Lesehallen in Düsseldorf. Die ersten Studien des so
früh Vollendeten waren der Kunstgeschichte gewidmet ge-
wesen, wovon ein Zeugnis seine Dissertation über »Die An-
tike in der florentinischen Malerei des Quattrocento« ist.
In Düsseldorf hatte Jaeschke, bevor Professor K. Koetschau
die Direktion übernahm, eine Zeitlang dem Historischen
Museum vorgestanden. Der sehr vielseitig gebildete, auch
sozial interessierte Gelehrte war der Begründer des »Deut-
schen Theaters in Belgien«, das ursprünglich den in Ruhe
liegenden Fronttruppen zugute kommen sollte. Für das
rheinische Geistesleben bedeutet Emil Jaeschkes Tod einen
fühlbaren Verlust. c.

Karl Raupp f. Am 14. Juni starb in München der
allbekannte Maler des Chiemsees und seiner Anwohner
Karl Raupp. Am 2. März 1837 in Darmstadt geboren, hatte
er kurze Zeit in Frankfurt am Städelschen Kunstinstitut

studiert und zählte 1860—66 zu Pilotys Schülern an der
Münchener Akademie. Den Kunstanschauungen seines
Lehrers ist er bis zuletzt treu geblieben, vor allem blieb
ihm die Betonung des Sujets, das erzählende Moment, der
episodenhafte Vorgang Hauptsache. Zwölf Jahre wirkte
Raupp an der Nürnberger Kunstgewerbeschule als Lehrer,
um 1880 als Professor an der Münchener Akademie eine
Malklasse zu übernehmen, deren Leitung er erst vor vier
Jahren aufgegeben hat. Seine Chiemseebilder sind durch zahl-
lose Reproduktionen weltbekannt geworden. a. l. m.

PERSONALIEN
Ernst Moritz Geyger ist als Vorsteher des Meister-
ateliers für Kupferstich an die Berliner Hochschule der
königlichen Akademie der Künste berufen worden. Er
wird damit Nachfolger Karl Köppings, und es ist sehr er-
freulich, daß Geygers bedeutende künstlerische Kraft für
Berlin zurückgewonnen wurde. Geygers großes graphi-
sches und bildhauerisches Können wird sicherlich auf das
Kunstleben der Reichshauptstadt, der er nun wieder nach
seinem langjährigen Aufenthalt in Italien dauernd ange-
hört, den fruchtbarsten Einfluß ausüben.

AUSSTELLUNGEN
In Düsseldorf, das seit der durch den Krieg veran-
laßten Schließung der Kunstsalons von Ed. Schulte und
A. Flechtheim der privaten Initiative auf dem Gebiete des
Kunstlebens verlustig gegangen ist, haben die Herren von
Bergh & Cie. ein »Graphisches Kabinett« eröffnet, das
nach dem Rundschreiben dieses Unternehmens »für die
breite Anerkennung der jüngsten Kunst mit am Werke
sein« will. Ganz gewiß stimmt es, für Düsseldorf wenig-
stens, daß die Verfechter dieser Kunst »als Fastnachtsritter
und Käuze öffentlichen Kurswert haben.« Die erste Aus-
stellung ist vielversprechend und vielleicht wirklich geeignet,
auch regelmäßige Besucher der Kunsthallen-Ausstellungen
für die farbenfrohe Kunst August Mackes, für die Radierungen
von Paul Seehaus und die Holzschnitte von Georg Schrimpf
zu erwärmen. Schon in der Aufmachung dieser Eröffnungs-
schau zeigt sich ein sehr persönlicher und vornehmer Ge-
schmack. Hoffen wir, daß Herr von Bergh bessere Er-
fahrungen macht als mancher Vorgänger und daß die
Düsseldorfer einen Pessimismus Lügen strafen, der in
jenem Rundschreiben mit schöner Offenheit sich so aus-
spricht: »Wir haben uns die Sache nicht ganz leicht ge-
macht und werden vermutlich dabei unserer ,Pleite' das
Grab schaufeln«. c.

SAMMLUNGEN

In Konstantinopel soll eine Gemäldegalerie er-
richtet werden. Man beabsichtigt, dafür Bilder von osmani-
schen, aber auch ausländischen Künstlern zu erwerben. Ein
kleiner Anfang wurde jüngst auf der deutschen Kunstaus-
stellung in Konstantinopel gemacht, indem einige Werke,
namentlich Münchener Künstler, angekauft wurden.

Pechstein-Erwerbungen deutscher Museen. Auf

der großen Ausstellung von neueren Arbeiten Max Pech-
steins, die zurzeit bei Fritz Gurlitt in Berlin stattfindet,
haben die Kunsthalle in Mannheim und das Museum in
Erfurt je ein Stilleben, das Museum in Posen ein Knaben-
bildnis und das in Darmstadt das »Große Rettungsboot«,
das jetzt gerade in Darmstadt ausgestellt ist, erworben.

— Ausstellung in Düsseldorf. —

Inhalt: Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften. — Dr. Emil Jaeschke t; Karl Raupp f. — Personalien.
Errichtung einer Gemäldegalerie in Konstantinopel. Pechjtein-Erwerbungen deutscher Museen.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.H., Leipzig
 
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