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Kunstchronik und Kunstliteratur — 62.1928/​1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.56623#0028
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KÜ^8VLOL0lXIK MO KM8LLI1?LLi4LÜL

Motiven kund gab. Inl Ligürlicben waren die Darstellungen
nicht immer geglückt, doch wuüte er in seinen Llättern die
Larbenstimmung und don exotischen Loiz der östlichen
Landscliskt vortrellliok auszudrücken. In der 8ammlung
bekandon sich auch V.rbeitsn seiner krühoren dahre, die ini
Morden Luropas entstanden sind.
Ourcli Vornüttlung der deutsch-nordischen Losellsckakt kam
auch in Hamburg, wie verlier in Lübeck, die eindrucksvolle
V.u88teIIung inuclernsr isländischer Malerei bei L. Lock >üc
8obn zustande. Wenn inan von der ein wenig goscbmäek-
leriscll eingestellten 8ezession Ilerkam, erkreuto dis Losehlossen-
keit und gesunde Lrisclio der Isländer besonders. Os handelt
sich nicht uni Lleimstkunst, sondern um eine moderne Malerei
irn europäischen 8inn, was durch den Lildungsgang derKünst-
Isr in Laris, Kopenhagen, Deutschland seine Lrklärung ündot.
Oie Landseliakton überwiegen, denn von der groüartigon lXstur
des Lilands mit ihren Vulkanen, Lebirgon und Llotscliern
emptängen diese Maler ihre stärksten Impulse. Den Lilderu
kehlt alles Vrtistisclio, alles auk lremdem Loden Angelernte.
Line ?Iaturhaktigkoit des Lmplindons und 8slisns zeichnet
auch die isländische Malerei uns, wie man es von den 8kan-
dinavisrn her kennt und liebt. 8ie zeugen von einer inneren
Wahrhaktigkoit, die nut unseren Ausstellungen selten ist. Oie
bedeutendste Lrschsinung ist don 8tökansson, der in seinen
groüzügig gestalteten Lildern am stärksten den Lindruck der
seltsamen l^utur eingelungen hat. Wichtig ist ihm dis karbige
8timmung der Landschakt, wie es in einem Lild init einem
davoneilsnden I'onv bei Lowitter ikm darzustellsn gelungen
ist. buller mit weiteren Landschakten interessierte er auch
als Lildnisinaler. hieben ihm ist I. 8. Larval dis originellste
Lersönlivbkeit, der als Lischor seine Laulbahn begonnen hat.
Von ihm rühren einige visionär anmutendo Landsehalten
und krältige Zeichnungen von Lauern und Lischorn her.
Larbigsr und weicher in der Lmplindung ist der älteste der
Lruppo Vsgrimur donsson, dessen Lilder Hekla oder Ding-
valla bemerkenswert sind, weil sie zeigen, wie er das Vor-
bild des kranzösischon Impressionismus verarbeitet hat. cVus-
schlislilieh als Ligurcnmalor zeigt sieb Lunnlögur Llvndal,
der neben seinen Lonosson last mondän wirkt und mit seinen
Hellen Larben sieli von ihnen unterscheidet. Lei ihm spürt
MSN am ehesten die lranzösische 8cliule hindurch. 8vinv
Lildnisse und iVktc holen durch die gute Komposition und
sinnliche Lrisclie der Lmplindung auk. s^ueb zwei Damen
stellten mit aus, Kristin donsdottir und duliana 8vvinsdottir,
von denen die erste keingebaute und durebgokülirts 8tüeke
wie „Nein altes Lleim" und „Oie 8tadtaiisiclit Vkurevri"
sehen lieb. — 8chlieülich erwälinen wir nocll die ^eichnun-
gen und Illustrationen des 1924 verstorbenen Ladmundur
Hrorstkinsson. Drr^se»
KOLK. Kusstoll ung dünge lranzösisclie Kunst.
Oor Kunstsalon Vioels in Köln zeigt eine Kollektion neuerer
lranzösischer Lilder; eharaktvristiseh kür diese 8cbau ist, daü
sie kaum bekannte Rainen briiigt, sondern, nur vom Land-
punkt der künstlerischen (Qualität ausgellend, eine ganze
Leibe von Künstlern zum ersten Male in Oeutscliland vor-
lülirt, die bisher hier gänzlich unbekannt waren. Ladikalc
Lrschoinungen, so die lür das junge Lrankreieli wesentliche
Lruppo der 8urrvalisten, bliebeii in diesem Lalle unberück-
sichtigt; man muü das wissen, um nicht ein lalsches Lild
von der künstlerischen Lntwioklung in Lrankroicli zu be-
kommen . .. Unter den neuen Lrscheinungvn seien als be-
sonders hoilnungsvoll vermerkt: Vsselin mit dem Lildnis
eines lesenden Mädchens, Losshard mit einem sicher aul-
gebauten Lückenakt. olksnbar an Oerain gsscliult, der 8pa-
nier Leina init sein" streng gelärmten, larbig bewul.lt liarten
8tiIIebvn, Len Laul, ein Lelgier, der eine sehr bewegliche
Komposition: „8chaehspioler" zeigt, dann eine Leihe be-
gabter Landscliakter, die zum Lei! wie Loisvau innere Ver-
wandtschakt mit Monet, zum Lei! die strenge 8chulung an
Lszanne verraten, wie besonders Lilletts, Llairin, Lamoin,

Lbarlet, Vdrivn, I'ersclikovitch, Xingg. Lin paar Lilder be-
kannterer Künstler wie Utrillo mit einem seltsam schwer
gelärbten 8trsllenbild, Maurice Denxs mit sehr klaren und
besonnenen 8trsnd- und Ilakenbildorn und Kisling mit einem
larbig und perspektivisch auüerordontlich kühnen Lildchen:
„Landungsboot", stellen die Lilder der weniger bekannten
Künstler sehr geschickt in den groüon Xusammenhsng ein. Oie
Vusstellung soll im Laule dos 8ommvrs noch in verschiedenen
anderen deutschen 8tädten gezeigt werden. L.
LOM. Vusstellung moderner Vreliitektur. Oie vor
kurzem in Lom orölknote Kusstollung moderner Vrellitektur
j,,1^ Lsposiziono Italiana di Vrchitettura Lazionalo") ist die
erste dieser Vrt in Italien überhaupt. Oss Llaupdverdienst
gebührt dem kasuistischen 8^ndikat der Vrebitektsn. Lin
gut ausgestatteter Katalog mit 61 l'alölu ist bei Oe Vlberti
in Lom erscliienon.
Diese Vusstolluiig saelilichcr, hzw. konstruktivistischer
Vrcliitcktur muü erwähnt werden, weniger weil sie Über-
ragendes an positiven Werten bietet, als weil sie etwas längst
Versäumtes nachholt und damit endlich don Vnscliluü an
die allgemeine europäische Lntwicklung ZU erreichen ver-
sucht. Von den zahlreichen ausgestellten Lntwürksn ist bis-
her nur ein ganz geringer Lei ! ausgökülirt worden. Lür den-
jenigen, der Italien - vor allem 8üditalien - kennt, ist das
um so seltsamer, als die Italiener wabrhaktig keine gewalt-
samen 8prünge zu machen brauchten, um zu sinkaohor und
sachlicher Architektur zu kommen. Dio schlichtesten Lauern-
und Landhäuser hätten in ihrer okt inustsrhakten 8achlick-
keit und Xweekmäüigkoit leicht genug Vnregungen geben
können. 8tstt dessen sind die neueren italienischen Lauten
meist von einer Materialverschwendung und Xweckwidrigkeit,
die - sicher nicht schlimmer und unangenehmer als in an-
deren Ländern - gerade durch den Logensatz ZU den zahl-
reichen vorhandenen mustergültigen Lauten älterer weiten
um so unangenehmer aukkallon.
Kus diesem Lrund ist es beachtenswert, daü eine ziemlich
bedeutende Knzalil moderner Krebitokten init der kalscken
Tradition des Larock jdonn nichts anderes wollte die bis-
herige italienische Vrclntektur) bricht, um von dem kalschen
Leichtuni der Materialverschwendung zum echten Loichtum
schöner Linkschhoit zu kommen. Oie ausstellsndon Künst-
ler sind in vier Lruppon zusammengoschlossen: Veneto,
Oorino, Loma und Lruppo 7 Milano). Ls kann hier nicht
auk eine Kritik einzelner Lorsönlichkoiten und Lauwerkö ein-
gegangen worden. Oer 2week dos Lsrichtos soll nur sein,
die besten und interessantesten Vamon dem Vusland bekannt
zn inaolion und so Lestrobungon zu unterstützen, die mit
gutem Willen den kulturellen Zusammenhang mit dem übrigen
Luropa zu kestigsn suchen.
Vus dem „Veneto" ist Lrsnco Lizzuto ZU nennen mit dem
Lntwurk kür ein heliothorapeutischos Institut, aus „IHno"
Luzzi und L)ua mit sehr interessanten Lntwürken kür Lrsm-
kahnhaltostcllön, Vutogaragen - überhaupt mit Lntwürken
kür Lauten, die der Technik, dein Verkehr und dem öKent-
liehen Lebcn dienen. Oio am zahlreichsten vertretene Lruppo
ist „Loma". Vus ihr scheinen die besten Künstler Lrnesto
Luppo, Liorgio Losi, Lugenio Laludi und Vinicio Laladini
zu sein. Im allgemeinen ist aber gerade bei dieser Lruppo
eine Lrscbeinung zu beobachten, die der modernen italieni-
schen Kunst schon okt verhängnisvoll geworden ist: eine
Mischung von vinkachen groben Massen mit klointeiligen
barocken Ornamenten und 8chnörkoln, mit kalschverstandenen
prunkbaktsn 8äulenstolluugen u. a. lXur die wenigen genann-
ten Künstler halten sich wirklich davon kroi. Vus „Lruppo 7"
soll ZUM 8chluü nocll hdalbcrtu lnbora erwähnt worden.
Ls wäre nun nur noch ZU wünschen, daü dieser erstell
Anregung Haid eine häutigere Lrküllung kolgöll würde. 8icher
ist, daü gerade in Italien gute sachliche Architektur sieh
ausgezeichnet in 8tädte- und Landsclisktsbildvr einkügon
würde. ü.

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vruclr veil Lrnst Ueärlcll Kaetlf., s. vl. d. n„ üeixzig — ttetülitauilgeil voll Lirsteill L Co., I.eirzig
 
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