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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (April-September)

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Nr. 33
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Koch, Carl: Die Bildnisausstellung in der Berliner Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.29587#0113

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KUNSTCHRONiK LIND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 33 14. MAI 1920

DIE BILDNISAUSSTELLUNG
IN DER BERLINER AKADEMIE DER KÜNSTE
VON CARL KOCH
"T'ME Akademie der Künite hat, einem längft gehegten Plan entfprediend,
-L^ trotz der Ungunft der Zeiten eine hiftorifAe Bifdnisausftelfung eröffnet,
die ganz aus Berliner Belitz beltritten wird. Man muß lie im wefentliAen
als Beitrag zur GefAiAte der Berliner Porträtkunft des 19. Jahrhunderts be-
zeidmen und kann nur bedauern, daß diefes Thema nicht noch konfequenter
ausgebaut worden ift. Der Gewinn an neuem Material ift nicht bedeutend.
Aber jede Zufammenftellung unter neuem GefiAtspunkt gibt Gelegenheit, die
Maßftäbe zu verbellern.
Mit Recht leiten Werke der Plaftik, die lieh um Gottfried Schadow
gruppieren, die Ausheilung ein. In der Kunft Sdiadows, die fiA in den neun-
ziger Jahren des 18. Jahrhunderts vor dem Hintergrund großer arAitektonifAer
Begebungen aufs [edelfte entfaltet, erkennen wir heute eine Offenbarung
klaffifAer Art. Eine naturgefättigte Kraft, gebändigt von hohem Stilgefühl,
gibt fiA in SAöpfungen aus, deren jede ein Erlebnis ift. Wenige Beifpiele
vom FriedriA Wilhelm II. bis zum Nicolai verkörpern hier diefe Zeit. Be-
tonter ftiliftilA erfAeint der Künftler im appollinifAen Kopf des jungen Gilly
von 1801, deflen individuelle Züge reizvoll die Heroifierung durAdringen. Die
fpäte Gerresheimbüfte zeigt noA den grabenden Wahrheitsfinn bei Erkalten
des höheren pfyAologifAen Intereffes und bezeugt im Kopf das Obliegen
zeiAnerifAer Intereffen über den plaftifAen Inftinkt. An älteren plaftifAen
Arbeiten ift zu erwähnen außer der niAt lehr bedeutenden Mendelsfohnbüfte
Taflaerts eine angebliA Langhans d. Ä. darftellende Büfte der aAtziger Jahre,
in der geiftreiAen, das Konftruktive niAt unterftreiAenden OberftäAenbehand-
lung das Werk eines Meifters von Rokokotraditionen. Die FortentwiAfung
der Berliner Plaftik wird nur gezeigt bis zu RauA und TieA, die mit der
belebten Zelter^ und der ftrengen SAinkelbüfte typifA vertreten find.
Die ÜberfiAt über die Malerei beginnt in einem kleinen Saal, der noA
ganz den Geift des 18. Jahrhunderts atmet. Gepräge geben ihm die Graffs
aus dem Belitz der Akademie. Sie gehören zu den feltenen Höhepunkten
 
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