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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (April-September)

DOI issue:
Nr. 37 (11. Juni 1920)
DOI article:
Voss, Hermann: Ein mittelalterliches Historienbild des 18. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29587#0193

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KÜNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 37 11. JUNI 1920

EIN MITTELALTERLICHES HISTORIENBILD
DES 18. JAHRHUNDERTS
VON HERMANN VOSS
T IBER das Auftauchen nationaler Motive in der erzählenden Malerei des
N-T fpäteren 18. Jahrhunderts haben neuere Studien wichtige AufiAiüffe
gegeben. Bekanntlich iit das Phänomen durchaus kein rein kunftgeichichtiiches,
fondern ein altgemein kulturelles/ es tritt am deutliAlten und einftußreiAlten
in der Literatur hervor. Meift verbindet iiA das Zurü&greifen auf Themen
der nationalen GelAiAte mit einem WiedererwaAen der Sympathie für das
Mittelalter und feine der neueren europäikhen Kultur fremd gewordene
Formenweit. Wie in der ArAitektur damais erite gotiiierende Neigungen
fühlbar werden, fo bringen auA die Hintergründe der Gemäide häufig itatt
der bis dahin aiiein ais zuiäfiig geltenden antiken Bauformen gotiiAe Motive.
Daß diefe Bewegung im germaniiAen Norden weitaus itärkere SAwungkraft
beiitzt ais in Itaiien, verlieht iiA von feiber. Wo MA auf itaiieniiAen Bii-
dem, beifpieisweife bei Canaietto, geiegentiiA mitteiaiteriiAe Formen zeigen,
iit es kaum anders ais in fpieieriiAer Weife, ais bioße motiviiAe Erweiterung
des biidiiA Dariteiibaren. In den Geiit der mitteiaiteriiAen Kuiturweit ein-
zudringen, wie es in DeutiAiand, England und FrankreiA im AniAiuß an
die iiterariiche Bewegung vieifaA, wenn auA mit ungieiAartigen Ergebniilen,
verfuAt worden iit, iag der itaiieniiAen Kunit Jener Zeit vöiiig fern. Sie
begnügte fiA naA wie vor mit der formaien AusiAöpfung eines durA
beitimmte ikonographiiAe Überiieferungen forgfam eingeteiiten reiigiöfen und
mythoiogiiA=aiiegoriiAen Voriteiiungskreifes. In Diderots Sinne moraiiiA zu
wirken, indem iie vorbiidiiAe Handlungen aus der fagengrauen vateriän-
diiAen Vergangenheit der Gegenwart biidiiA vor Augen zu führen traAtete,
war iie naA der ganzen Art ihrer Einiteiiung kaum fähig.
Um fo größeres Intereife darf der vereinzeite VerfuA eines Itaiieners
vom Ende des 18. Jahrhunderts in AnfpruA nehmen, eine mitteiaiteriiAe
Erzähiung zu einem Biide zu geitaiten, in dem Zeit= und Lokaikoiorit eine
ungewöhniiAe Roiie zu fpieien hatten. Wie die »Memorie per ie Beiie Arti-s:
<Rom 1787, S. 265 ff.) beriAten, hatte Giufeppe Cades, damais eine der
 
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