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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (April-September)

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Nr. 52 (24. September 1920)
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Die Sammlung Wilhelm Clemens
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https://doi.org/10.11588/diglit.29587#0473

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993

DIE SAMMLUNG WILHELM CLEMENS
T*NIB Kunltjournaliftik der letzten Jahre hat fo viel vom »neuen« Typus
-L^ des Sammlers und feinen Spielarten zu berichten gehabt, daß es nicht
überflüfhg fein dürfte, hA auch den alten Sammler wieder einmal recht Idar
vor Augen zu führen, wäre es auch nur, um gegebenenfalls dem neuen um
fo überzeugter beizupHiAten. Unvergleichliche Gelegenheit dafür bietet die
Sammlung von Gemälden, Skulpturen und kunltgewerblichen Erzeugnilfen
jeder Art, die der in MünAen lebende Maler Wilhelm Clemens feiner Vater-
Itadt Köln gefchenkt hat und die neuerdings in drei Räumen des Kölner
Kunltgewerbemufeums vorteilhaft zur Aufhellung gelangt i(t/) Zum größeren
Teil noch im vorigen Jahrhundert zufammengebracht, kann he füglich als eine
Sammlung alten Stiles gelten. Die billige, in jüngher Zeit fo bedenkliA ein-
gerißene Tendenz, in der alten Kunlt Parallelen zur neuen willkürlich auf-
zufpüren, lag Clemens völlig fern,- vielmehr wollte er, daß jedes Stüde allein
durch feine Qualität, durch feine Vollendung in hA felblt den Platz reAt--
fertige, den es in dem erlefenen Gefamtbild feiner Sammlung einnimmt.
Bei dem niAt mehr zu überbietenden ReiAtum unferes öffentliAen KunlN
behtzes liegt heute der befondere Reiz einer Privatfammlung (— namentliA
wenn he hA auf viele Gebiete erltreckt —> niAt fo fehr in dem objektiven
Wert ihres Behändes, als in dem RüAIAIuß, den he auf die Perfon ihres
Gründers, auf die Motive und Leitpunkte feines Sammelns zuläßt. NiAt
feiten gewinnt daher, was unter dem erlten GehAtspunkt gering oder gleiA^
gültig erfAeint, unter dem zweiten, fubjektiven, wefentliAe Bedeutung. Koh-
fpielige Objekte, hAer beglaubigte und abgehempelte Werte zufammenzu-
tragen i(t heute, bei der hoAentwi&elten Intelligenz des Kunlthandels, eigentliA
nur noA eine Frage der Zahlungsfähigkeit. Verltändnis und Charakter aber
beweih der Sammler an der inneren Beziehung, die feine Erwerbungen untere
einander verbindet, vor altem aber an dem, was er von kleinen, geringfügigen
Gegenhänden der BeaAtung wert hält.
Gerade in diefer HinhAt zählt die Sammlung Clemens zu den Aarakter^
vollhen, anregendhen, die hA in den letzten fünfzig Jahren in DeutlAIand
gebildet haben, und darf, trotz der wefentliA befAeideneren Mittel, mit denen
he zufammengetragen wurde, unmittelbar naA der berühmten Sammlung
Figdor in Wien genannt werden. NiAt daß es ihr an Objekten erlten Ranges
mangelte,- Clemens hat mit Werken erlter Meilter wie Memling, Malfys,
Patinier u. a. aufzuwarten. Diefe drängen hA jedoA niAt als »Perlen«
hervor, fondern heften organilA verbunden in dem außerordentliA zahlreiAen
*) Abbildung und Würdigung der wichtiglten Stüdce der Sammlung Clemens wird die
»Xeitidirift für bildende Kunit« in einem ihrer nächften Hefte bringen (Anm. d. Red.).
 
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