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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (April-September)

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Nr. 52 (24. September 1920)
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Die Sammlung Wilhelm Clemens
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https://doi.org/10.11588/diglit.29587#0474

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Die Sammlung Wilhelm Clemens

Gefamtbeftand,- und wie diefer in unabfäfhger, fefbftfofer und befonnener
Hingabe an das künftferifA BefangreiAe entftanden ift, fo teift hA audi dem
BefuAer unverfehens die befAaufiAe Geimnung des eAten Kunftfiebhabers
mit, die frei ift von affen ernüAternden Hintergedanken an Marktwerte und
die wüften Treibereien der Kunftfpekufation.
Zu der Zeit, da Cfemens afs junger Kunftadept nadi MünAen kam,
war hier in affen Atefiers das Sammefn after Kunftwerke im Schwang. Die
Renaiffancebegeifterung der MakartfAen Ära und das zunehmende Intereffe
an Aftertümern überhaupt maAte affgemein den WunfA febendig, hA mit
dem maferikhen Hausrat früherer Jahrhunderte zu umgeben, und gerade in
SüddeutfAfand war davon noA fo vief erhaften, daß innerhafb zweier Jahr-
zehnte hA in den Atefiers und Wohnhäufern der MünAener Künftfer ein
niAt unbeträAtfiAer Kunftbehtz anitapefte. Mit fürftfiAer PraAt, wenn auA
nie auf den Wert des einzelnen Gegenftandes bedaAt, fAmü&te LenbaA
feinen Pafaft, F. A. KaufbaA umgab fiA mit wenigen, doA um fo erfefeneren
aften Kunftwerken, die der Gediegenheit und Nobfeffe feiner Perfon ent-
fpraAen, Grützner fammefte mehr die bürgerfiAe Kunft früherer Zeiten, wie
he feine bekannten Genrebifder afs Requihten und Staffage erforderten, und
Anton Heß braAte gar ein ganzes Haus in ftifeAter gotifAer EinriAtung
zufammen, das er mit pfaftifAen Erzeugniffen jener EpoAe reiAfiA verfah.
Afs Kenner und Berater in diefem Kreis waftete der wenig produktive,
affein perfönfiA ungemein anregende Bifdhauer Lorenz Gedon, und in kaum
einem MünAener Atefier von Ruf fehfte es damafs an ein paar fAönen
Möbefn, an Gobefins oder funkefnden aften Samten.
Zweifeffos ift Cfemens durA diefe Sammfer angeregt worden, fehr bafd
aber trennte er hA von ihrem wefentfiAen Zug, dem Hang zur Dekoration,
dem ja auA die umfangreiAfte MünAener Sammfung jener EpoAe, der Kunft-
behtz von Georg Hirth, feine Entftehung verdankte. Cfemens woffte weder
den Prunk, noA die kfeinbürgerfiAe TraufiAkeit after WohnungseinriAtungen
heraufbefAwören,. ihm war der SefbftzweA des Kunftwerkes heifig, und auA
im Kunftgewerbe foAte ihn niAt der äußerfiAe, fAmuAhafte Reiz des After-
tums, fondern jeweifs die äfthetifAe Löfung der praktifAen Forderung. Nie
verhef er dem Hang zur Aftertümefei oder zum Pafticcio, der ja den Len^
baAfAen GefAmaA fo weit beherrfAte, und niAts war ihm fremder, afs naA
damafs in MünAen befiebter Art, das Kunftgut der Vergangenheit zur Mas-
kerade oder zu fpieferifAem Aufputz zu entwürdigen. Der pittoreske Reiz,
den das After fAfießfiA auA dem Trödef vergangener Jahrhunderte verfeiht
und demRudoffSeitz in der Aufhebung desNationafmufeums fo bfindgehufdigt
hatte, konnte Cfemens nie über den eigentfiAen künftferifAen Wert eines
Gegenftandes täufAen. Ihm gaft affein die Voffendung eines Werkes in hA
 
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