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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (April-September)

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Nr. 33
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Koch, Carl: Die Bildnisausstellung in der Berliner Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.29587#0116

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Die Bildnisausftellung in der Berliner Akademie der Künite

Das Material der Ausheilung illuMriert diefe und die kommenden Zeiten
viel zu dürftig. Vor allem iM der glänzendMe Name Berlins, Menzel, deflen
geiMvolle private PorträtkunM aus den vierziger und fünfziger Jahren nicht
fehlen dürfte, wenn he auch Bpifode hleihen mußte, nur mit einigen ZeiA-
nungen unzulänglich vertreten. Menzel hätte die entwicklungsgefchichtliche
Perfönlichkeit werden mülfen, nach der die Berliner Malerei verlangte. Aber
eine fchi&falsvolle fpirituelle Neigung in ihm begegnete fleh derart mit den
Forderungen der Zeit nach hiftorifchen und literarifchen Inhalten, daß der
echtefte nicht zu erdrüAende GeMaltungstrieb zu Werken gezwungen wurde,
durch die die wahrhaft fruchtbaren Gebiete der Malerei MA um ihre fAönMen
Früchte betrogen fahen.
An Menzels Altersgenoffen Steffedc, der mit einem Teile feiner Pro-
duktion fchwächer die Krügerfche Note fortfetzt, treten die verhängnisvollen
Einßüffe der Zeitkrankheiten ebenfalls deutlich in Brfcheinung. In beiten
Jahren der Gefchichtsmaferei ohne ftarke Berufung opfernd, verfiel er mit
feinem SAaffen fpäter dem Phantom der jeden Marken Farb^ und Naturfinn
verpönenden SalonkunM. Gerade von diefem weiAliAen Ausgang und niAt
aus gefunderer Zeit werden Proben gezeigt. Nur mit dem großen, als
GegenMüA zu dem MenzelfAen Chodowiecki von 1859 entMandenen Porträt,
das den alten SAadow am ZeiAenpult Mehend darMellt, erfAeint er gut ver-
treten, als ein zwar farbig unausgefproAener aber kluger, großzügiger, gute
Traditionen weitergebender MeiMer. Der erfolgreiAMe Vertreter der Gene-
ration, die reiAere und finnliAere Malmittel entwiAelt, iM in Berlin GuMav
Ri Ater. Von feiner üppigen PorträtkunM, deren großMädtifAe VerweiAliAung
augenfällig iM, find beffere Stü&e bekannt. Es iM eine letzten Endes von
Demoralifation niAt freie, zu Mark auf den Beifall des Publikums reAnende
KunM.
Die fiebziger Jahre, in denen in MünAen Leibi und fein Kreis den
AnfAluß an die europäifAe Malerei findet, werden hier durA die Namen
Anton von Werners und Guffows bezeiAnet. Werners beflere Qualitäten,
die im ZeiAenMil feiner großen dekorativen Gemälde liegen, kommen im
SelbMporträt von 1885 zur Geltung, während das frühere Porträt des Ge-
heimrat Leffing eine außerhalb Berlins kaum denkbare erfAreAende malerifAe
Unkultur zeigt. Ebenfo entfAeidend für eine SAülergeneration war Guffow,
der, eine ganz unfeierliAe Natur, mit gegenwartsfroher Vitalität, die Stoffe
liAkeit neu zu meiMern fuAte. Er bediente fiA dazu einer anpaffungsfähigen
PinfelteAnik, die aber doA in aufdringliAer äußerliAer VirtuoMtät MeAen
blieb. Das Porträt des ArAitekten Kayfer von 1889 gibt noA eine gewilfe
VorMellung von feinem Wollen, während die fpäteren Bilder nur das Ver-
agen jedes Milbildenden Gefühls verraten. Eine andere Quelle der Br-
 
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