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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (Oktober-März)

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Nr. 14 (2. Januar 1920)
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Clemen, Paul; Gurlitt, Cornelius [Gefeierte Pers.]: Zum Siebzigsten Geburtstag von Cornelius Gurlitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.29588#0323

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Zum fiebzigften Geburtstag von Cornelius Gurlitt

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gibt, das Bedürfnis desKultus — und die tiefe Weisheit all diefer Hrkenntnilfe,
die Erfahrungen des Forfdiers, des Künitlers, des Konfervators, des Städte-
bauers hat er dann nodi einmal zufammengefaßt in dem ftattlidien Band
»Kirdien«, den er für das große Handbudt der Ardiitektur fchrieb, der de
multis rebus et quibusdam aliis handelt. Und neben diefer Arbeit in die
Breite, neben der Tätigkeit des Schriftftellers und des Publiziften fteht doch
die unermüdlidie pflichttreue Erziehungsarbeit an der Technifchen Hodifdiule,
die Verwaltung eines Lehramtes von hoher Bedeutung durch fiebenundzwanzig
Jahre, die Heranbildung zweier Generationen von jugendlichen Architekten.

Das fcheint mit zuletzt das Bedeutfame und Vorbildliche, daß Corne-
lius Gurlitt in diefer dem Tage geweihten Arbeit zur fortgefetzten Ver-
jüngung die Kraft gefunden hat, daß er mit der lebendigen Entwicklung der
Kunft unferer Zeit Schritt gehalten, fein Verhältnis zur alten Kunft immer
an diefem letzten Maßftab gemeffen hat — und daß er dabei über die Fa-
natiker einer fcheinbaren, aber doch niemals möglichen hiftorifchen Objektivi=>
tät wie über manches andere zu lächeln gelernt hat. Solch hohe AuffafTung
von dem Beruf des Lehrers, des Kiinftlers, des Schriftftellers fchafft einen
weifen und gerechten Richter, der unbeugfam ftreng ift gegen jede Unehr-
lichkeit fich felbft gegenüber, der die treibenden und gefunden Kräfte der
Jugend auffpürt und fie überall zu fördern fucht und der, auf der Höhe eines
an Arbeit und Mühfal überreichen Lebens angekommen, befcheiden von fich
das Wort fagen darf: Ich diene.
 
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