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DER KUNSTMARKT

vor, in der nächsten Nummer dieser Zeitschrift eingehend
auf die Sammlung zurückzukommen, möchten für heute
nur allen Interessenten mitteiien, daß ein kostbar ausge-
statteter Katalog in der Bearbeitung des Besitzers im Ver-
lag von Hugo Helbing erschienen ist.
* *
In der Zeit vom 19. bis 21 November findet in der
Galerie Helbing in München die Versteigerung der
Kunstsammlungen des verstorbenen Kammersängers Eugen
Oura statt. Die erste Abteilung umfaßt Ölgemälde, Hand-
zeichnungen und Aquarelle meist moderner Meister, die
zweite Abteilung eine ziemlich interessante Sammlung von
Kupferstichen, Holzschnitten usw. und die Bibliothek des
Künstlers. Unter den Ölgemälden muß man zunächst die
Werke der Münchener Schule nennen, unter denen die
bekanntesten Künstlernamen begegnen. So gibt es eine
Reihe von Stücken von Hans von Bartels, F. A. v. Kaul-
bach, dem jüngeren Schleich, Defregger, Toni Stadler und
anderen. Den Ölgemälden schließt sich eine Abteilung von
Handzeichnungen und Aquarellen an, in denen ältere Stücke
auch der nichtdeutschen Kunst, dann wiederum eine Anzahl
von Zeugnissen der Münchener Schule begegnen. Unter
den letzteren seien solche von Defregger, Stuck, Kaulbach,
Gebhardt und Grützner genannt. Im ganzen umfaßt der
illustrierte Katalog dieser ersten Abteilung 375 Nummern.
Interessanter dürfte für manchen Sammler die Auktion
der zweiten Abteilung sein. Unter den graphischen Werken
und Lithographien alter und neuerer Meister befinden sich
zweifellos Stücke von Qualität und Wert. Wie man aus
der Zusammenstellung leicht ersieht, ist die Sammlung
mehr durch den Geschmack des Liebhabers als durch
wissenschaftliches Interesse zusammengebracht worden.
Neben Stichen der alten Holländer, darunter eine besonders
reichliche Kollektion von Blättern des Adriaen v. Ostade,
Jan Both und Berchem, finden sich auch einige Callots
und Caraccis, dann eine Folge von Blättern des deutschen
Kupferstechers Dietrich, ferner Blätter der modernen eng-
lischen und deutschen Graphik. Ein besonderer Abschnitt
bringt Porträts bedeutender Persönlichkeiten und Repro-
duktionen nach hervorragenden Bildnissen der alten und
modernen Kunst. In dieser Folge steht an erster Stelle
Gg. Friedr. Schmidt. Die zweite Abteilung hat 850
Nummern.
* *
*
Die Versteigerung der 3. Abteilung der Kupferstich-
sammlung aus dem Nachlaß des Herrn Heinrich Lem-
pertz sen. soll vom 19.—24. November zu Köln a. Rh.
durch J. M. Heberle erfolgen, nachdem bereits die ersten
beiden Abteilungen vor einer Reihe von Monaten unter
den Hammer gekommen sind. Der Katalog, welcher für
diesen Teil der Sammlung angefertigt ist, steht an Reich-
haltigkeit des Gebotenen nicht hinter den früheren zurück,
und was die Qualität anlangt, so dürfte sich auch die neue
Folge von 2600 Blatt wesentlich kaum von den früher feil-
gebotenen Blättern unterscheiden. Wie man sich noch
erinnern wird, kam bei der Versteigerung der ersten Ab-
teilungen manches interessante und teuer bezahlte Stück
unter den Hammer, und auch bei der neuen Folge dürfte
dies der Fall sein.
*
Ende November kommen ebenfalls bei J. M. Heberle’
in Köln zwei Sammlungen zur Versteigerung, auf die wir
mit gutem Gewissen das Interesse der Sammler hinlenken
können. Am 26. und 27. November findet zunächst die
Auktion des Nachlasses C. Gossmann aus Koburg statt.
Derselbe umfaßt Gemälde alter Meister. Aus dem über-
wiegenden Teil sogenannter Schulstücke, die aber, wie man

nach den Illustrationen des Katalogs urteilen kann, durch-
weg von Qualität sind, treten einige, wenn auch nicht
gerade erstklassige, so doch mit Sicherheit bezeugte Meister-
werke der alten Kunst hervor. So besitzt unter anderen
die Sammlung einen Hals, den Bode für »eine echte,
wenn auch flüchtige Improvisation des Meisters, für den
die frische joviale Auffassung und die flotte Behandlung
charakteristisch ist«, erklärt hat. Unter den niederländischen
Meistern des 17. Jahrhunderts dürfte sich doch das eine
oder andere Stück befinden, das auch ohne Namensnennung
auf bestimmte Künstlerindividualitäten hinweist. Auch aus
den anderen Malerschulen besitzt die Sammlung Werke.
Im allgemeinen berührt es bei der Zusammenstellung des
Katalogs angenehm, daß hier nicht, wie es sonst der Fall
zu sein pflegt, jedes Werk sofort auf einen bestimmten
Künstlernamen getauft worden ist, sondern daß man sich
bescheiden in den allgemeinen Bezeichnungen wie: nieder-
ländischer Meister des 17. Jahrhunderts usw. bewegt und
damit dem Käufer und Betrachter selbst eine objektive
und kritische Bewertung des Ausgebotenen zugesteht.
* *
*
Als Fortsetzung der eben angekündigten Versteigerung
kommen ebenfalls bei J. M. Heberle am 28. und 29. No-
vember zahlreiche Gemälde alter und moderner Meister
aus verschiedenem Besitz zur Versteigerung. Über den
Wert der ersteren läßt sich an Hand des Katalogs, der
keine Illustrationsproben von diesen enthält, kein Urteil
bilden. Es scheint, als wenn die italienische Malerei des
17. Jahrhunderts überwiegt, trotzdem auch von den
Holländern dieser Zeit der eine oder andere Name ge-
nannt ist. Was aber die Gemälde neuzeitiger Meister an-
langt, von denen der Katalog gleichzeitig eine Reihe von
Illustrationen bringt, so werden in der Tat zahlreiche,
außerordentlich bemerkenswerte Stücke unter den Hammer
kommen. An erster Stelle seien drei Bilder von Arnold
Böcklin genannt, unter denen der »Rasende Roland« wohl
das bedeutendste sein dürfte. Daneben verdienen noch
andere Bilder, wie Stücke von Achenbach, Hans Gude,
Koekkoek und einige bemerkenswerte Zeugnisse der
deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts älterer Richtung
eingehender betrachtet zu werden. Dieser Katalog um-
faßt 157 Nummern.
* *
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Vom Londoner Kunstmarkt.
Eine interessante Auktion von Shakespeare Quarto-
und anderen seltenen Ausgaben früher englischer Dramen
hat die Firma Hodgson & Co., Chancery-lane, London WC,
auf den 29. November fixiert. Die wichtigste Nummer ist ein
beinahe vollkommenes Exemplar der seltenen ersten Sammel-
ausgabe der Shakespeareschen Gedichte, 1640. Das Bänd-
chen (57/ißX31/2) ist betitelt »Poems written by Wil. Shake-
speare, Gent.« und besteht aus einer Anzahl der Sonetten
und den zuerst im »Passionate Pilgrim« abgedruckten Ge-
dichten. Ein gleiches Exemplar erzielte vor einiger Zeit
205 £. Andere Shakespeareana, die der Katalog aufzählt,
sind: eine erste Ausgabe des unterschobenen Shakespeare-
stückes »Sir John Oldcastle«, 1600; die dritte Ausgabe des
zweiten und dritten Teils vom »King Henry IV.«, betitelt:
»The Whole Contention betweene the two famous Houses
of Lancaster and Yorke«, 1619; »Pericles«, sechste Ausgabe,
1635; die seltene dritte Ausgabe von »The most excellent
Historie of the Merchant of Venice«, 1637, und die sechste
Ausgabe von Hamlet.
Unter den altenglischen Stücken sind eine erste Aus-
gabe (1611) von Chapmans »May-Day: A Witty Comedie,
divers times acted at the Blacke Fryers«; Massingers »The
Maid of Honour«, 1632 und »The Great Duke of Florence:
 
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