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Der Kunstmarkt

Wochenschrift für Kenner und Sammler

Herausgegeben u. verlegt von E. A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
lasafiunufiufiunufiu Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst nunurejnufMfxjrejfM

IV. Jahrgang

1906/1907

Nr. 33. 17. Mai

Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche (mit Ausnahme der drei Sommermonate, in denen er nur je einmal erscheint) und kostet 4 M.
jährlich (40 Nummern), frei ins Haus Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen-
preis 30 Pf. für die einspaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Sonnabend mittag.

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Mai
23-
München. *Hugo Helbing. Porzellansamm-
lung aus dem Nachlaß des Herrn
Gustav Härtel, Dresden.
24.-29.
Köln. M. Heberle. Sammlung Lempertz.
Porträts, Autographen, Dokumente,
Städteansichten in Kupferstich, Holz-
schnitt, Schabkunstblätter.
25.-27.
Paris.*Koll. Sedelmeyer. Gemälde holl. Schule.
27. u. 28.
Stuttgart. *F. Fleischhauer. Württembergica.
28. u. 29.
Frankfurt a. M. ^Rudolf Bangel. Gemälde
moderner und älterer Meister. Anti-
quitäten und Kunstgegenstände.
Mai
Köln. Math. Lempertz (Peter Hanstein).
Kunstsammlung Freiherr von Leesen.
Mai
Köln. /. M. Heberle. Sammlung Heinrich
Lempertz sen.
Mai
München. Hugo Helbing. Antiquitäten,
Ölgemälde, Samml. Baronin v. Gasser.
Uber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist

Mai
Mai
Juni
3-~5-

Amsterdam. Fred. Muller & Co. Alte Ge-
mälde der alt-holländischen Schule
und Primitiven.
Paris. *Koll. Sedelmeyer. Gemälde ital. und
französ. Schule.

4- u. 5.
4.-6.
12.—14.
18. u. 19.
Herbst

Amsterdam. *Fred. Muller & Co. Moderne
Gemälde d. deutschen, französischen,
holländischen und vlämischen Schule.
München. *Hugo Helbing. Samml. Spengler,
München - Worthof. Textilarbeiten,
Antiquitäten, Kunst- u. Einrichtungs-
gegenstände, Gobelins, Stickereien.
Paris. *Koll. Sedelmeyer. Gemälde u. Aqua-
relle moderner Meister.
München. Hugo Helbing. Originalzeich-
nungen der »Jugend«.
München. Hugo Helbing. Antiquitäten Prinz
Otto zu Sayn-Wittgenstein.

im Anzeigenteile dieser Nummer Näheres zu finden.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE
Eine Spezialsammlung alter Webereien und
Stickereien. Textilien des Mittelalters und der Renais-
sance sind nur in sehr beschränkter Anzahl in unsere Zeit
herübergerettet worden, unsere Museen sind daran nicht
allzu reich, bei kunstverständigen, geschmackbegabten Samm-
lern findet man wohl hin und wieder ein Stück, aber im
allgemeinen gehören alte, bemerkenswerte Stoffe zu den
Seltenheiten des Marktes und das Zusammenbringen größe-
rer Kollektionen alter Web- und Nadelarbeiten ist, wenn
nicht ganz unmöglich, so doch die Aufgabe eines langen
Lebens und nur zu lösen durch die seltene Paarung eifrigen
Sammelfleißes und gediegener Kennerschaft. Eine solche
Spezialsammlung befindet sich zurzeit noch auf dem Gute
Warthof bei München und zwar ist dies der wertvollsten
eine: die der Frau Julie Spengel, zusammengebracht im
Verlauf mehrerer Dezennien und nun bestimmt, binnen
wenig Tagen im Weg der Versteigerung wiederum aufge-
löst zu werden. Die seltene Käufgelegenheit, die sich hier
Sammlern und Museen bietet, wird den Interessenten nicht
entgehen, wir möchten an dieser Stelle nur weiteste Kreise
aufmerksam machen auf den Katalog, den die Kunsthand-
lung Hugo Helbing, die diese Kunstauktion leitet, heraus-
gegeben hat, und der bestimmt ist, das Bild der erlesenen
Sammlung dauernd festzuhalten. Fachmännisch redigierter
Text (aus der Feder Dr. W. M. Schmidts, Konservators
am Kgl. bayerischen Nationalmuseum) und ein beredter

I Bilderschatz (ca. 150 Reproduktionen) machen den Kata-
log zu einer wertvollen Bereicherung, sowohl der Literatur
zur Kenntnis alter Textilien als des Vorbildermaterials zurGe-
schichte der Ornamentik. Es würde zu weit führen, die
Größe des Formenschatzes auch nur anzudeuten, den
ein solches Bildermaterial für jeden schaffenden Künstler
und Kunstgewerbler darstellt. Hier sei nur einiger Kost-
barkeiten der Sammlung selbst gedacht; es ist nicht zuviel
gesagt, wenn man behauptet, es ließe sich an der Hand
der hier vereinigten Schätze die ganze Entwickelungsge-
schichte der abendländischen Seidenweberei studieren.
Gleich die früheste Glanzperiode, die Epoche der Kreuz-
züge, die Zeit dieses großartigen Gedankenaustausches
zwischen Okzident und Orient, ist in der Sammlung Spengel
prächtig vertreten: ein Kleinod, das auf den Palast der
Normannenkönige zu Palermo zu weisen scheint, auf
jenes Atelier, das mit unvergleichlichem Verständnis alt-
römisch-heimische, nordisch-germanische, byzantinisch-grie-
chische und maurisch-arabische Eigenart durchdrang und
verarbeitete, und nicht nur zur Wiege, sondern auch zur
ersten Blütestätte der abendländischen Seidenweberei wurde.
Es ist ein Brokatstoff, der eine symbolische Illustration
des bekannten Psalmenverses: »Wie der Hirsch schreiet
nach frischem Wasser« darstellt, wahrscheinlich die Nach-
ahmung eines orientalischen Vorbildes durch einen ge-
fangenen Griechen. Herrlich ist in der Sammlung auch
die hohe Blüte vertreten, die die Seidenmanufaktur in den
freien mächtigen Städten Oberitaliens erreichte. Wenn wir
 
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