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Der Kunstmarkt
Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E.A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
nunafiureJKJnufiüfiu Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst nsfionanurejGUKjfiu
IV. Jahrgang 1906/1907 Nr. 14. 4. Januar
Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche (mit Ausnahme der drei Sommermonate, in denen er nur je einmal erscheint) und kostet 4 M.
jährlich (40 Nummern). Bei Bezug unter Kreuzband, direkt von der Verlagsbuchhandlung, beträgt der Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeit-
schrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die einspaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Sonnabend mittag.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE
Vom Londoner Kunstmarkt.
Beredtes Zeugnis für den großen Wert altchinesischen
Porzellans wurde am 14. Dezember in Christies Auktions-
räumen abgelegt, als zwei Paar Vasen zusammen 7140 £
einbrachten. Das erste Paar, das der Katalog der Kang-
He-Periode zuschreibt, war viereckig, 20*/4 Zoll hoch, und
auf allen vier Seiten brillant emailliert mit Lotosblumen
und drüberfliegenden Reihern in famille-verte auf schwarzem
Grund. Mr. Hodgkins gab dafür 3700 Gs. Derselbe Herr
gab für das zweite Paar 3100 Os. Es bestand aus zwei
Bechern aus der Yung-Tschin - Periode, 183/4 Zoll hoch
und rubinfarbig. Chinesische Vasen der Kang-He-Periode
in famille-verte auf schwarzem Grund sind sehr selten,
und es ist lange her, daß ein Paar, wie das oben genannte,
unter den Hammer gekommen ist. Der Gesamterlös der
Auktion, die altchinesisches und Dresdener Porzellan, sowie
altenglische Möbel zum Gegenstand hatte, erreichte an
20000 £ für 149 Nummern. Wir geben noch folgende
Preise: ein Paar Mandarinenkrüge mit Deckel, 52 Zoll,
Kien-hung-Periode, 1650 Gs.; ein Chelsea Dessertservice,
38 Stücke, 1450 Gs.; ein Dresdener Porzellanfigürchen,
11 Zoll, die Gräfin Kössel im Krinolinenrock, Mops im
Arm, trotz Anzeichen einer Reparatur, 620 Gs.; ein Paar
famille-verte-Figuren von »Kylins«, Kang-He-Periode,
14 Zoll, 590 Gs.; eine Louis XVl.-Uhr von Lepaute 320 Gs.;
4 Chippendale-Mahagonistühle 700 Gs. Einige weitere
sechs Stücke Dresdener Porzellans erzielten Preise, die
zwischen 100 und 280 Gs. variierten.


In Sothebys Auktionsräumen fand am 14. und 15. De-
zember eine wichtige Versteigerung von Büchern, Hand-
schriften und literarischen Reliquien statt, wobei für 489
Nummern 9428 £ 13 s. gezahlt wurden. Am meisten
Aufmerksamkeit erregten zehn der zwölf Zeichnungen
(10X8), die William Blake 1807 zur Illustration des »Pa-
radise Lost« gemacht hat. Mr. Satin erstand sie nach
hartem Kampf mit Mr. Quaritch für den enormen Preis
von 2000 £. Ihr bisheriger Besitzer hatte sie in der Aps-
landauktion 1886 zu Preisen, die zwischen vier und zehn
Pfund variierten, erstanden. Für zwei Briefe des Dichters
Keates, eine Locke seiner Haare und ein kleines Bleistift-
porträt wurden 560 £ gezahlt. Unter den Autogräphen
verzeichnen wir eine Sammlung Briefe und Essays von
Swift, 33 Stücke, 510 £', ein kurzer Brief Raleighs 80 £',
eine Sammlung von 440 Briefen des Marschall de Turenne
222 £. Andere interessante Nummern waren ein fran-
zösisches Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, mit 558
schön gemalten Miniaturen, »Le Miroir Historiale« von

Vincent de Beauvais, 1290 £, und ein englisches Manu-
skript aus dem 14. Jahrhundert, »Horae ad usum Saris-
buriensis Ecclesiae« 390 £\ eine erste Ausgabe des ersten
Teils von »Robinson Crusoe« und des »Vicar of Wakefield«
86 und 92 £. Eine Reihe seltener Shakespeare-Quarto-
Ausgaben wies wieder bedeutende Preissteigerungen auf,
so: »A Midsommer Nights’ Dream«, 1600, 250 £, 1894
122 £■, »King Lear«, 1608, 300 £\ »The Merchant of Ve-
nice«, 1600, 380 £, 1894 146 £.
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In Christies Auktionsräumen wurden für eines der
Blumenbilder Fantin - Latours, die seit seinem Tod so
im Preis gestiegen sind, »Chrysanthemums in einer Vase«,
1871, ’55 Gs. gezahlt. Andere Preise waren:
zwei Kreidezeichnungen Rodins je 38 Gs.; sieben Tier-
skizzen von J. M. Swan, Pastell, 121 Gs.; eine kleine
Zeichnung von Birket Foster »A Road Scene«, 8X12V2,
165 Gs.; R. Ansdell R. A. »Goatherds, Gibraltar«, 48X75,
190 Gs., 1877 720 Gs.
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Die Weihnachten vorausgehende Woche bringt selten
wichtigere Erscheinungen auf dem Kunstmarkt. Dieses
Jahr bildet keine Ausnahme und wir können unseren Be-
richt kurz fassen. Aus den bescheidenen Auktionen, die
vom 17.—20. Dezember bei Christies abgehalten wurden,
heben wir folgende Preise hervor: drei eiförmige alte
Nankingvasen und zwei Becher, 294^; eine alte eiförmige
Worcestervase, 7x/2 Zoll hoch, 1314° 5 s; ein 8^2 Zoll
hoher James I.-Becher aus Ahornholz, 136^ 10 s; ein an-
geblicher Hals, »Ein Trinker«, 251/2X2h 136^ 10 s; S. de
Vlieger, »Küste bei Scheveningen«, i71/2X251/2> »0/ 5s;
Susterman »Porträt der Großherzogin von Tuskanien«,
72X42, 94^ 10 s. — Die Firma Sotheby versteigerte vom
19.—21. Dezember eine größere Sammlung ägyptischer Ra-
ritäten, die Mr. R. de Rustafjaell zusammengebracht hat.
Der Ertrag war 1843 4 s 6 d. o. o.
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Versteigerung von Kupferstichen und Radierungen
der holländischen Schule bei Frederik Muller & Co.
zu Amsterdam am 11. Dezember 1906.
Kat. Nr. Mark
12 van Bleeck, Nell Gwyn. Favoritin Karls II. nach Lely 270
13 Derselbe, »Phebe«. Erster Zustand.420
40 A. Blooteling, de Ruyter nach J. Lievens . . . 340
86 Dusart, 11 Blätter aus der Folge der Monate.
Vor der Schrift.560
87 Derselbe, Die Einnahme von Namur. Folge von
6 Blatt.225
88 Das gleiche.310
95 Derselbe, La chercheuse de puces.280
 
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