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Der Kunstmarkt

Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E. A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
fiUfiunurafiURjnuKJ Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst MKscsjracxjKjrajRj
IV. Jahrgang 1906/1907 Nr. 12. 21. Dezember
Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche (mit Ausnahme der drei Sommermonate, in denen er nur je einmal erscheint) und kostet 4 M.
jährlich (40 Nummern). Bei Bezug unter Kreuzband, direkt von der Verlagsbuchhandlung, beträgt der Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeit-
schrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die einspaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Sonnabend mittag.

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Über die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteile dieser Nummer Näheres zu finden.

Dez.
Februar
21.
24.
Brüssel. /. Fievez. Gemälde, Aquarelle mo-
derner Meister usw.
Paris. Hotel Drouot. Com.-pris. M. Delestre.
Collections d’estampes et de dessins
de Paul Helleu.
Februar
München. *Hugo Helbing. Schloßbibliothek
(Schloß Miltenberg), Antiquitäten,
Einrichtungsgegenstände, Kunst-
objekte, Ölgemälde usw.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE
Vom Londoner Kunstmarkt.
Bilder der modernen akademischen Schule schnitten
in Christies Auktion am 24. November wieder sehr schlecht
ab. Das große Bild des Akademikers P. H. Calderon
»Home after Victory«, 1867, 48x81, für das in der Mendel-
Auktion 1875 gooOs. gezahlt wurden, ging nun nicht höher
als 85 Gs. Andere Beispiele dieser Tendenz waren: Lord
Leighton »Helen of Troy«, aus dem Jahre 1865, 83X60,
300Gs., 1873 770 Gs.; W. F. Yeames, R. A. »The Fugitive
Jacobite«, 44X71, 105Gs., 1884 360Gs.; Keeley Halswelle,
A. R. S. A. »A. Roman Fruit Girl«, 1876, 44x60, 48 Gs.,
1880 210 £. Für vier unbedeutende dekorative Land-
schaften, die vier Jahreszeiten darstellend, die David Cox
1848 gemalt hat, wurden 28 Gs. gezahlt statt der goo Gs.
in der Walker-Auktion 1888. Andererseits hält die Popu-
larität Turners an; für sein Aquarell »Salisbury Cathedral«,
igX26, wurden 480 Gs. gezahlt. Wir erwähnen noch: La
Thangue, A. R. A. »In a Cottage Garden«, 45X341/a> i8g6
noGs., letztes Jahr 180 Gs.; T.S. Cooper »A Group of
Cattle« und »The Contrast« 120 und 200 Gs.; R. Ansdell
R. A. »Gathering Flocks on the Grampian Hills« 150 Gs.;
E. Verboeckhoven »Gebirgslandschaft», 160 Gs.
Die Versteigerung der Bibliothek des Herzogs von
Sutherland, der sogenannten Trentham Hall Bibliothek,
die die Firma Sotheby, Wilkinson & Hodge vom ig. bis
24. November durchführte, überstieg in ihrem Ertrag alle
Erwartungen. Während Sachverständige ihn auf höchstens
5000 £ veranschlagten, betrug er in Wirklichkeit 8777^ 12 s.
Folgende sind einige der besten Preise: Le Roy »Les
politiques, Aristotle«, Widmungsexemplar für König Hein-
rich III. von Frankreich, 660 £, ein Shakespeare Third Folio,
1664, 3goe£3; ein englischer illuminierter Psalter, 14. Jahr-
hundert, 325^; Sibthorps »Flora Graeca« 1806—1840, 175 £\
englisches Manuskript, 14. Jahrhundert, ein Gedicht, wahr-
scheinlich von Richard Rolle, 141 £\ eine lateinische Chronik
über Sir Francis Drakes Expedition von 1585, 340 £.
Für einen sehr beschädigten Sammelband, der Frag-
mente von drei Werken des großen Buchdruckers Caxton

enthält, im ganzen 214 Seiten, wurden am 23. November
in Hodgsons Auktionsräumen 470 £ gezahlt.
In einer Auktion der Firma Cronk wurden letzte Woche
für vier Dresdener Vasen »Die vier Jahreszeiten« 440 £
und für ein Paar Schimmel, altes Dresdener Porzellan, 200 £
gezahlt. Beide Nummern stammten aus der Sammlung der
verstorbenen Hon. Miss Boscawen, Sevenoaks. — In Sothe-
bys Auktion vom 27. November erzielten zwei Stiche von
A Dürer »Melancholie« und »Ritter und Tod«, 6g und 36^
und ein Stich V. Greens nach Rembrandts »Prinz
Rupert« 40
* *
*
Am zweiten Tag der Versteigerung der Hodson-Auk-
tion konzentrierte sich das Interesse auf eine schöne Serie
von Büchern der Keimscott-Press, gedruckt auf Pergament,
und 24 Manuskripte von William Morris, dem Begründer
der Keimscott-Presse. Hodson hatte die Manuskripte zu
einer Zeit, wo die Morris-Begeisterung ihren Höhepunkt
erreicht hatte, für 1250 £ gekauft; sie wurden nun für
1240 £ .5 s losgeschlagen und nur zwei der Manuskripte
erregten etwas wie Begeisterung: für die 161g Seiten des
»Eearthly Paradise« wurden 405 £ und für »Well at the
Worlds End«, 62g Seiten, 100 £ gezahlt. Auch die Per-
gamentausgaben der Keimscott-Presse zeigten ein Nach-
lassen gegenüber den übertriebenen Preisen, die vor ein
paar Jahren geherrscht hatten. Die 24 Nummern, die zur
Versteigerung gelangten, kosteten den ursprünglichen Sub-
scribenten 420 Gs. und brachten nun 631 £. Die be-
rühmte Chaucer-Ausgabe, von der nur 13 Exemplare zum
Preis von 120 £ gedruckt worden sind, brachte 260 £,
dagegen igoi 510 £, igo2 520 £ und ^05300 £. Andere
interessante Namen waren: Gratianus »Decretales« anglo-
normannisches Manuskript, 14. Jahrhundert, 354 Seiten, 36
schön gemalte Initialen, 440 £, i8g8 255 £■, Hieronymus
»Epistolae et alia quaedam opuscula«, Manuskript aus dem
15. Jahrhundert, 284 Seiten, 48 Initialen, igi £\ Homiliae,
Graece, altes griechisches Manuskript aus dem 12. oder 13.
Jahrhundert, 101 £\ alte Lübecker Ausgabe der Werke von
Josephus, gedruckt 1478 von Lucas Brandis, gs £, i8g8
 
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